Maniuplationsskandal
25. November 2009Nun bekommt der Wett- und Manipulationsskandal im europäischen Fußball endlich Namen und Gesichter. Am Dienstag hatte der Regionalligist SV Verl als erster deutscher Klub zwei seiner Spieler suspendiert, weil sie der Bestechlichkeit verdächtig sind. Am Mittwoch nun nannte die Europäische Fußball-Union (UEFA) fünf unter Manipulationsverdacht stehenden Vereine und sieben Spiele, die möglicherweise verschoben wurden.
Bei den fünf Klubs, die neu unter Verdacht stehen, handelt es sich um KF Tirana, KS Vilaznia (beide Albanien), FC Dinaburg (Lettland), NK Ljubljana (Slowenien) sowie Honved Budapest (Ungarn). Insgesamt sollen sieben Spiele der Qualifikation zur Champions- beziehungsweise Europa League manipuliert worden sein. Außerdem sollen nach Angaben der UEFA möglicherweise drei Schiedsrichter involviert sein, deren Namen aber noch nicht genannt wurden.
Auch Deutschland steckt im Sumpf
Insgesamt sollen nach Erkenntnissen der UEFA in Europa mindestens 200 Spiele manipuliert worden sein, davon 32 in Deutschland. Hier steht unter anderem ein Freundschaftsspiel des ehemaligen Bundesligisten SSV Ulm gegen Fenerbahce Istanbul auf der Verdachtsliste. Außerdem sollen Partien des mittlerweile in die Dritte Liga abgestiegenen VfL Osnabrück illegal beeinflusst worden sein.
Geständnisse liegen aber noch nicht vor. Nach Angaben von Verls Vereinsboss Peter Mankartz hat kein Spieler des Vereins eine Beteiligung am Wettskandal eingeräumt. Drei Spieler stehen aber offenbar weiterhin unter Tatverdacht, einer von ihnen ist nicht mehr in Verl aktiv.
Nach Angaben des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" ist auch ein Schiedsrichter des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) verwickelt. Der Referee soll bei einem Spiel der Regionalliga Süd im Mai Schmiergeld von den mutmaßlichen Wettbetrügern kassiert haben.
Verwirrung um Zwanziger-Aussagen
In Deutschland äußerten sich Vertreter der Deutschen Fußball Liga irrtiert über eine Äußerung Theo Zwanzigers. Der DFB-Präsident hatte in einem Interview eingeräumt, schon "seit Monaten" über den europäischen Wettskandal informiert gewesen zu sein. Zwanziger relativierte seine Aussagen gegenüber der Zeitschrift "SportBild" allerdings insofern, als er sich auf Informationen von Seiten der UEFA über Manipulationen im europäischen Raum bezogen habe.
Als Drahtzieher des wohl größten europäischen Wettskandals der Nachkriegsgeschichte gilt eine fünfköpfige Gruppe. Zu dieser gehörten neben dem einschlägig bekannten und inzwischen in Untersuchungshaft sitzenden Kroaten Ante Sapina vier weitere Berliner südosteuropäischer und türkischer Herkunft. Die Köpfe der Bande arbeiteten demnach eng mit einer weiteren Gruppe zusammen, die für die Umsetzung der Betrügereien zuständig war, insbesondere für die Bestechungen von Spielern, Trainern und Schiedsrichtern.
Die Liste der verschobenen Partien
Champions-League-Qualifikation, 2. Runde vom 21. Juli 2009:
Stabaek IF - KF Tirana
Europa-League-Qualifikation, 2. Runde vom 16. Juli 2009:
Bnei Yehuda Tel Aviv - FC Dinaburg
Europa-League-Qualifikation, 2. Runde vom 23. Juli 2009:
FC Dinaburg-Bnei Yehuda Tel Aviv
Europa-League-Qualifikation, 2. Runde vom 23. Juli 2009:
KS Vllaznia - Rapid Wien
Europa-League-Qualifikation, 2. Runde vom 16. Juli 2009:
Rapid Wien - KSV Vllaznia
Europa-League-Qualifikation, 3. Runde vom 6. August 2009:
NK Ljubljana - FC Metalurg Donezk
Europa-League-Qualifikation, 3. Runde vom 30. Juli 2009:
Fenerbahce Istanbul - Honved Budapest
Bericht: Tobias Oelmaier
Redaktion: Sarah Faupel