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Türkisches Freudenfest

21. Juni 2008

Nach dem EM-Halbfinal-Einzug der Türkei gegen Kroatien herrschte in Istanbul der Ausnahmezustand. Auch in anderen Städten wurde gefeiert. In Bosnien kam es zu größeren Ausschreitungen.

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dpa
Jubel in Istanbul nach dem SiegBild: AP

Der Jubel schallte von Istanbul bis Berlin und zurück. Millionen Türken feierten am Freitagabend bis in den frühen Samstagmorgen hinein den Einzug ins Fußball-EM-Halbfinale. Die grenzenlose Euphorie über den 3:1-Sieg gegen Kroatien im Efmeterschießen blieb meist friedlich.

Allerdings mit einer schwerwiegenden Ausnahme: Im südbosnischen Mostar kam es zu heftigen Ausschreitungen zwischen türkeifreundlichen Muslimen und Kroaten. Auch in Wien gab es einzelne Zusammenstöße zwischen türkischen und kroatischen Fans. Bilanz: 12 Festnahmen. Größere Ausschreitungen blieben nach Angaben der Polizei aber aus.

Unruhen in Mostar

Türkei Fans in Frankfurt am Main nach Spiel gegen Kroatien Euro 2008
In Frankfurt: Türkische Fans feiern besonders ausgelassenBild: AP

In Mostar wurden mehrere Dutzend Menschen, darunter vier Polizisten, verletzt. Mehr als 1000 Polizisten waren im Einsatz, um jubelnde Muslime, die den Sieg ihrer türkischen Glaubensbrüder feierten, von Kroaten zu trennen. Mostar ist seit dem Krieg 1992-1995 geteilt. Im Osten leben Muslime, im Westen Kroaten.

Ansonsten stand alles weitgehend im Zeichen eines türkischen Freudenfestes. In Istanbul drang ein zig-tausendfacher Jubelschrei aus den offenen Fenstern der Häuser, die Nebelhörner der Schiffe auf dem Bosporus dröhnten, Böller und Feuerwerkskörper stiegen in den dunklen Himmel. Auf dem zentralen Taksim-Platz im Herzen Istanbuls liefen Menschen mit türkischen Fahnen zusammen. Überall im Land feierten die Türken bis in die frühen Morgenstunden. Im Überschwang der Gefühle schossen einige trotz aller Verbote und Appelle dabei wieder mit scharfen Waffen in die Luft - Querschläger töteten eine Frau und verletzten rund ein Dutzend weitere Menschen.

Heiße Nacht in Berlin

dpa
Entscheidender Moment: Tormann Rüstü hält den letzten ElfmeterBild: picture-alliance/dpa

Auch Deutschland erlebte eine türkische Nacht - meist voller Freude und Friedfertigkeit. Hunderttausende Türken waren auf den Straßen. Zehntausende Berliner Türken feierten vor allem rund um den Kurfürstendamm und in Kreuzberg. Am kommenden Mittwoch kommt es damit auf der Berliner Fanmeile, die für etwa 500.000 Fans erstmals bei dieser EM geöffnet sein wird, zum Jubel-Duell zwischen Deutschen und Türken, wenn sich die beiden Teams in Basel um den Platz im Endspiel streiten. In Berlin leben rund 140.000 türkische Staatsbürger und 20.000 Deutsche mit türkischem Ursprung.

Auch in anderen deutschen Städten strömten die Fans am Freitagabend auf die Straßen und öffentlichen Plätze. "Die Stimmung war sehr friedlich, es war so gut wie kein Alkohol im Spiel", sagte ein Sprecher der Polizei in Nürnberg.

In München fuhren mehrere hundert Autos in einem Korso durch die Stadt. In Nürnberg feierten rund 7000 türkische Fans auf dem Plärrer, der zentralen Verkehrsdrehscheibe der Stadt, die die Polizei vorsorglich für den Autoverkehr gesperrt hatte. Gegen Mitternacht musste der Bus- und Straßenbahnverkehr wegen der vielen Fans dort eingestellt werden. (tos)