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Tödlicher Anschlag auf NATO-Soldaten in Kabul

14. November 2005

Bei einem Selbstmordanschlag auf ein Bundeswehrfahrzeug in der afghanischen Hauptstadt Kabul ist ein Soldat ums Leben gekommen, weitere wurden verletzt. Er war der achte deutsche Soldat, der in Afghanistan getötet wurde.

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Für einen deutschen Soldaten kam jede Hilfe zu spätBild: AP Graphics

Bundeswehrsoldat bei Anschlag in Kabul getötet
Militärpolizei untersucht die Stelle des AnschlagsBild: AP Graphics

"Ein deutscher Soldat wurde getötet, zwei weitere deutsche Soldaten und drei Zivilisten wurden verletzt", teilte der Sprecher des afghanischen Innenministeriums, Jusuf Stanisai am Montag (14.11.2005) mit. Bundesverteidigungsminister Peter Struck bestätigte den Tod des Bundeswehrsoldaten.

Der Anschlag wurde nach Stanisais Angaben im Osten Kabuls an der Straße nach Dschalalabad verübt. Der Attentäter habe seinen mit Sprengstoff beladenen Toyota gegen ein ISAF-Fahrzeug mit Bundeswehrsoldaten gelenkt.

Taliban bekennen sich

Kurze Zeit später wurde ebenfalls im Osten Kabuls ein weiteres Fahrzeug in die Luft gesprengt. Dabei starb nach Angaben eines AFP-Reporters ein Zivilist, ein afghanischer Polizist wurde verletzt.

Die Anschläge wurden nach eigenen Angaben von den radikal-islamischen Taliban verübt. Das sagte der neue Taliban-Sprecher Qari Yousif Ahmadi der Deutschen Presse-Agentur in der afghanischen Hauptstadt.

Überwachung der Wahlen

Die Bundeswehr hatte sich in den vergangenen Wochen an der Überwachung der Parlamentswahlen in Afghanistan beteiligt, die am 18. September abgehalten worden waren und deren Ergebnis am Samstag bekannt gegeben wurde. Das vom Anschlag betroffene ISAF-Fahrzeug parkte vor einem Gebäude der Wahlaufsicht (JEMB). Vor den Wahlen hatten die Ende 2001 gestürzten Taliban in Afghanistan zahlreiche Anschläge verübt. Zu den Explosionen vom Montag bekannte sich zunächst niemand.

Unter Beschuss

Nach dem tödlichen Anschlag auf die Bundeswehr eröffneten Soldaten der Internationalen Schutztruppe das Feuer auf ein Auto mit Kindern. Augenzeugen berichteten der Nachrichtenagentur dpa zufolge, der Wagen habe trotz Aufforderung der Soldaten nicht angehalten. Britische und afghanische Truppen hätten daraufhin mehr als 100 Schüsse auf das Fahrzeug abgegeben, in dem der Fahrer und zwei Kinder gesessen hätten. Zunächst war unklar, ob die Insassen überlebten.

Einsatz verlängert

Ein Bundeswehrsoldat sichert in Kabul die Anlieferung schwerer Waffen auf Lastwagen, die aus dem Verkehr gezogen werden sollen
Ein Bundeswehrsoldat sichert in Kabul die Anlieferung schwerer Waffen auf Lastwagen, die aus dem Verkehr gezogen werden sollen (Archivfoto vom 27.03.2004).Bild: dpa

An dem NATO-geführten Friedenseinsatz in Afghanistan sind derzeit knapp 2250 Bundeswehrsoldaten beteiligt. Der größte Teil des Kontingents leistet seinen Dienst in der Hauptstadt Kabul. Darüber hinaus ist die Bundeswehr mit so genannten regionalen Wiederaufbauteams (PRT) in Kundus und Faisabad im Norden des Landes im Einsatz. Ein weiterer Stützpunkt ist in der drittgrößten afghanischen Stadt Masar-i-Scharif geplant. Die PRTs unter ISAF-Führung sollen in den Provinzen für mehr Sicherheit sorgen und den Wiederaufbau des Landes praktisch unterstützen. Ende September hatte der Bundestag die Verlängerung des Bundeswehreinsatzes beschlossen.

Rückblick

Die deutschen Soldaten in Afghanistan waren in den vergangenen Jahren immer wieder Ziel feindlicher Attacken. Der Selbstmordanschlag auf ein Fahrzeug mit Bundeswehrsoldaten in Kabul am Montag ist nur der jüngste einer ganzen Serie von Angriffen und Anschlägen gegen die Bundeswehr am Hindukusch, wie eine Zusammenstellung der Nachrichtenagentur AFP zeigt. Im Mai 2003 starb bei der Explosion einer Mine südöstlich von Kabul ein Bundeswehrsoldat, ein weiterer wurde verletzt. Am 7. Juni 2003 starben bei einem Selbstmordanschlag auf einen Bus der Bundeswehr vier deutsche Soldaten, 29 weitere wurden verletzt. Am 26. Juni 2005 kamen bei der Explosion zweier mit Waffen und Munition beladener Lastwagen in Rustak zwei Bundeswehrsoldaten und sechs afghanische Zivilisten ums Leben. (mas)