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Tödliche Attacke auf türkische Soldaten

30. Juli 2015

Neue Gewalt in der Türkei: Bei Anschlägen verlieren mehrere Angehörige der Sicherheitskräfte ihr Leben - die Behörden machen die PKK verantwortlich. Eskaliert jetzt der Kurden-Konflikt?

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Türkische Soldaten bei Diyarbakir (Archivbild: ILYAS AKENGIN/AFP/Getty Images)
Türkische Soldaten bei Diyarbakir (Archivbild)Bild: Getty Images/AFP/I. Akengin

Bei mehreren Überfällen auf türkische Soldaten und einen Polizisten sind mindestens fünf Menschen getötet worden. Die Behörden machen für die Anschläge die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK verantwortlich. Hubschrauber und Eliteeinheiten seien im Einsatz, teilten die Streitkräfte mit.

In der Provinz Sirnak im Südosten des Landes wurde ein Militärkonvoi angegriffen. Die Täter erschossen nach offiziellen Angaben drei Angehörige der Streitkräfte. Bei anschließenden Kämpfen sei auch ein "PKK-Terrorist" getötet worden, hieß es. Das betroffene Gebiet berührt die Grenzen zum Irak und zu Syrien.

Bei einem weiteren Anschlag in der Provinz Diyarbakir wurden mindestens ein Polizist und ein Zivilist getötet, mehrere Menschen wurden verletzt. Anhänger der PKK hätten auf den Beamten geschossen, berichtet die regierungsnahe Nachrichtenagentur Anadolu.

Bundeswehr erhöht Sicherheitsstufe

Angesichts der jüngsten Gewalteskalation verstärkt Deutschland den Schutz für seine in der Türkei stationierten Bundeswehrkräfte - die Furcht vor Anschlägen wächst. Wie das Bundesverteidigungsministerium mitteilte, wurden die Sicherheitsmaßnahmen für die 260 Soldaten erhöht, die nahe der Grenze zu Syrien über das Raketenabwehrsystem "Patriot" wachen. Nach Einschätzung des Kommandeurs, Oberst Michael Hogrebe, besteht aktuell aber keine konkrete Bedrohung.

"Wir sind in der Bevölkerung hochwillkommen", sagte Hogrebe der Deutschen Presse-Agentur in einem Telefoninterview. "Gleichwohl, die berühmte hundertprozentige Sicherheit, die man gerne hätte, gibt es nun mal leider nicht." Anders als in der Vergangenheit dürfen die Bundeswehrsoldaten ihre Kaserne auf absehbare Zeit nur noch zu dienstlichen Zwecken verlassen - und dann auch nur in Zivil, um nicht aufzufallen.

Das Auswärtige Amt hatte zuvor seine Reise- und Sicherheitshinweise für die Türkei verschärft und zu besonderer Vorsicht im Land geraten. Es gebe "Hinweise auf mögliche Anschläge auf die U-Bahn und Bushaltestellen in Istanbul", heißt es auf der Internetseite.

Stellung der "Patriot"-Abwehrstaffel der Bundeswehr (Archivbild: dpa)
Stellung der "Patriot"-Abwehrstaffel der Bundeswehr (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/K. Nietfeld

Feuerpause ist passé

Die türkische Luftwaffe war in der vergangenen Woche nach einem Sprengstoffanschlag in Suruc - etwa 160 Kilometer vom Bundeswehrstandort entfernt - erstmals militärisch gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) in Syrien vorgegangen, die sie für das Attentat verantwortlich macht.

Inzwischen werden vor allem Luftschläge gegen Kurden im Nordirak und im eigenen Land gemeldet - trotz internationaler Appelle zur Mäßigung. Eine 2013 ausgerufene Waffenruhe zwischen der PKK und der türkischen Regierung haben beide Seiten für nichtig erklärt.

Brisante Waffenlieferungen aus Deutschland

Deutschland und andere Staaten beliefern die nordirakischen Kurden im Kampf gegen den IS mit Waffen. So haben die Peschmerga von der Bundesregierung die Panzerabwehrwaffe Milan, Panzerfäuste und Sturmgewehre erhalten. Außerdem bildet die Bundeswehr Peschmerga-Kämpfer aus.

In der neuen Gemengelage ist das durchaus heikel. Doch die Kurden-Regierung im Nord-Irak beteuert, dass für sie bestimmte Waffen aus Deutschland nicht an die PKK weitergereicht würden. "Wir können garantieren, dass sie nicht in falsche Hände geraten", zitiert die Deutsche Presse-Agentur den kurdischen Peschmerga-Minister Mustafa Sajid Kadir.

"Peschmerga verdienen volle Unterstützung

Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter sagte der Deutschen Welle in einem Interview, die Peschmerga verdienten die "volle Unterstützung" Deutschlands. Kiesewetter gibt indes zu bedenken, man könne "Verbindungen zwischen Peschmerga und anderen Kräften" nicht ausschließen. Allerdings dürfe man sich nicht "verzetteln und zwischen guten und schlechten Kurden unterscheiden".

jj/hf (dpa, afp, rtr)