Twitter ist in China verboten? Nicht für Xinhua!
12. Dezember 2012Der Künstler und Dissident Ai Weiwei nutzt Twitter seit Jahren intensiv - und das mit Erfolg. Am 12.12. folgten ihm über 183.000 Menschen. Die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua twittert erst seit März. Ebenfalls mit Stand 12.12. folgen ihr gerade einmal gut 6000 Menschen, obwohl für den Nachrichtengiganten über 10.000 Angestellte arbeiten.
Xinhua selbst folgt übrigens niemandem. Aber das allein wäre nicht der Rede wert. Der Punkt ist: Mit Twitter nutzt Xinhua eine Plattform, die in China gesperrt ist. Chinesische User sind auf einheimische Kurznachrichtendienste angewiesen, die sogenannten Weibos.
Dass ausgerechnet die amtliche Nachrichtenagentur die verbotene Plattform Twitter nutzt, wurde der chinesischen Netzgemeinde erst kürzlich bewusst. Als nämlich Anfang Dezember die Tageszeitung "Yunnan Info Daily" darüber berichtete. Die Folge: Ein Sturm der Entrüstung auf Weibo. Die Internetnutzer in China sind wütend. Warum ist Xinhua erlaubt, was uns verboten ist?
Zur Doppelmoral von Xinhuas Twitterauftritt passt, dass der neue Propagandachef der Kommunistischen Partei, Liu Qibao, in einer Rede vom 7. Dezember deutlich gemacht hat, wohin die Reise gehen wird: Nämlich weiter in Richtung strenger Kontrolle der Online-Inhalte. "Die Partei muss den Aufbau, die Operation und das Management des Internets tiefgehend studieren, um sicher zu stellen, dass die Parteilinie verbreitet wird."