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Turbulenzen in der Luftfahrt

Florian Görner / (arn)25. Juli 2002

Boeing oder Airbus? - Das ist normalerweise die Frage auf der Internationalen Luftfahrtschau im britischen Farnborough. Aber dieses Jahr dreht sich (fast) alles um Neuentwicklungen im Militärbereich.

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Airbus: Fertigungshalle in HamburgBild: AP

Die Ereignisse des 11. Septembers stürzten die Luftfahrtindustrie in ihre schwerste Krise seit einem Jahrzehnt. "Das Beste, was wir für 2002 erhoffen können, ist eine Halbierung der Verluste aus dem Vorjahr," erklärt Pierre Jeanniot, Generaldirektor der Internationelen Luftfahrtvereinigung IATA.

2001 hatte die Branche einen Rekordverlust von 12 Milliarden US-Dollar hinnehmen müssen. Jedoch seien nicht allein die Ereignisse in New York für die Verluste verantwortlich: "Schon vor dem 11. September waren die Airlines nicht ausreichend auf einen Wirtschaftsabschwung vorbereitet", meint Jeanniot.

Gute Geschäfte mit Militärjets

Gewinner gibt es jedoch auch. Nach Einschätzung von Marktexperten hat sich nach dem 11. September der Markt für Wehrtechnikanbieter deutlich verbessert. Der amerikanische "Krieg gegen den Terror" hat die Auftragsbücher der meisten US-Rüstungsunternehmen kräftig gefüllt. Aber auch Europa hat reagiert: Großbritannien und Frankreich haben ihre Etats für Wehrausgaben deutlich aufgestockt.

Der größte US-Rüstungskonzern Lockheed Martin wegen guter Auftragslage seine Gewinn- und Umsatzprognosen für 2002 und 2003 angehoben. Im zweiten Quartal dieses Jahres verzeichnete Lockheed Martin wegen guter Geschäfte mit Militärjets einen deutlichen Gewinnsprung um fast 200 Millionen Dollar.

Im Kampf zwischen Europa und den USA um die Vorherrschaft am Himmel stehen in diesem Jahr weniger die zivilen Flugzeugbauer Boeing und Airbus im Mittelpunkt. Das Ringen geht in eine neue Runde: Der Lockheed-Kampfjet 'F-35 Joint Strike Fighter' ist der direkte Konkurrent des Eurofighter, einer Gemeinschaftsentwicklung von Großbritannien, Deutschland, Spanien und Italien.

Durststrecke im zivilen Flugzeugbau

Auch wenn bei Airbus und Boeing die Auftragsbücher voll sind - Entwarnung kann noch nicht gegeben werden. Denn auf eine Bestellung folgt nicht automatisch die Bezahlung nach Listenpreis. Stornierungen, Verschiebungen im Lieferdatum und knallharte Preisverhandlungen seitens der Fluggesellschaften sind keine Seltenheit. Schon gar nicht vor dem Hintergrund sinkender Passagierzahlen und Billigtickets.

Wenn alles gutgeht, dann steht allerdings im laufenden Geschäftsjahr ein Novum ins Haus: Gemessen an der Zahl der Bestellungen schließt das europäische Flugzeugbau-Konsortium Airbus erstmals in der Geschichte zu dem US-Giganten Boeing auf.

Während Airbus in diesem Jahr rund 300 Maschinen ausliefern wird und Boeing etwa 380 Flugzeuge, wollen beide im nächsten Jahr jeweils rund 300 Flugzeuge produzieren. Bei Airbus rechnet man damit, vom Jahr 2004 an die Produktion langsam hochfahren zu können. Die Kapazitäten sind für wenigstens fünf Jahre ausgebucht. Noch vor drei Jahren lieferte Airbus weltweit nur ein Drittel der Passagierflugzeuge mit mehr als 100 Plätzen.

Marktchancen für die "Kleinen"?

Die Hersteller kleinerer Flugzeuge, die statt der Großflughäfen die regionalen Verkehrslandeplätze bedienen, hoffen ebenfalls auf Zulauf. Denn vielen Geschäftsleuten fallen die verschärften Sicherheitsbestimmungen auf den internationalen "Drehkreuzen" inzwischen lästig - sie wollen ohne lange Wartezeiten von A nach B geflogen werden.

Für Fairchild Dornier, den letzten Flugzeugbauer aus Deutschland, käme dieser Trend allerdings zu spät: Der Hersteller von Regionalflugzeugen musste Anfang April 2002 Insolvenz anmelden. Und das, obwohl der neue "Jet 728" mit 70 bis 100 Sitzen eine Marktlücke füllen sollte und die Auftragsbücher bereits randvoll waren. Doch die Vorfinanzierung des Projekts überstieg den finanziellen Rahmen des Traditionsunternehmens.