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Tschechischer "Papierkrieg"

Petra Kohnen11. Februar 2004

Eine Grundfreiheit der EU-Bürger: Sie dürfen in jedem Land der EU arbeiten. Doch viele Länder versperren den Zugang zum Arbeitsmarkt durch "Übergangsfristen". Auch Tschechien macht es Arbeitssuchenden schwer.

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Ausländer, die in Tschechien arbeiten wollen, müssen viele bürokratische Hürden meisternBild: DW

Die Arbeitslosenzahlen in der Tschechischen Republik steigen. Entsprechend voll ist es in den Arbeitsämtern, denn sie sind die ersten Anlaufstellen. Berge von Formularen müssen ausgefüllt, Unterlagen zusammengestellt und eingereicht werden. Das gilt besonders für ausländische Arbeitssuchende.

Bürokratische Hürden

Der Deutsche Daniel Satra will in Prag arbeiten. Er hat bei Radio Prag einen Job gefunden. Und nun benötigt er neben seiner Aufenthaltsgenehmigung auch noch eine Arbeitserlaubnis, vor allem aber viel Zeit und Geduld. "Ich brauche erst Formulare für das Arbeitsamt. Dann einen Auszug aus dem tschechischen Strafregister, ein polizeiliches Führungszeugnis der Bundesrepublik Deutschland und einen Mietvertrag." Mindestens vier Wochen wird es dauern, bis das Arbeitsamt seine Unterlagen geprüft hat. Zusätzlich muss er die Arbeitserlaubnis bei der tschechischen Botschaft in Berlin beantragen.

Eingeschränkte Chancen

Chancen auf dem tschechischen Arbeitsmarkt habe nahezu jeder Ausländer, heißt es. Vorausgesetzt der Arbeitgeber findet keine inländische Arbeitskraft, erklärt der Direktor der Abteilung Ausländerintegration am tschechischen Ministerium für Arbeit und soziale Angelegenheiten, Michal Meduna: "Das örtliche Arbeitsamt muss nachweisen können, dass eine Stelle längere Zeit nicht mit einem Tschechen besetzt werden konnte."

Stichtag 1. Mai

Spätestens ab dem Tag der EU-Erweiterung sollen es die ausländischen Arbeitswilligen leichter haben. Theoretisch. Denn Arbeitsminister Zdenek Skromach will erst einmal abwarten. Die Situation am Arbeitsmarkt werde entscheiden, ob er eine Übergangsfrist einführe oder nicht. Der Minister ist sich aber ziemlich sicher, dass Westeuropäer den tschechischen Arbeitsmarkt nicht bedrohen werden. Aus den alten EU-Ländern kommen ohnehin nur Spezialisten, die in Tschechien nicht zu finden sind. Prag wirbt seit langem um Investitionen. Viele westeuropäische Firmen öffnen Niederlassungen und bringen ihre Leute mit.

Hürden auch für Tschechen

Umgekehrt können Tschechen auch Firmen im EU-Raum gründen oder sich eine Arbeit suchen. Einige EU-Länder, wie zum Beispiel Irland öffnen ihre Arbeitsmärkte ohne Einschränkung. Andere, wie die Nachbarländer Österreich und Deutschland bestehen auf Übergangsfristen. "Tschechische Arbeitnehmer werden in den nächsten sieben Jahren nach dem Beitritt weiterhin als Saisonarbeitnehmer arbeiten können, wie das jetzt schon der Fall ist. Sonst haben wir zur Zeit einen Anwerbestop", erklärt Gabriele Erpenbeck, Ausländerbeauftragte des Landes Niedersachsen.

Aber: Tschechen können sich im Bereich der Dienstleistungen selbstständig machen, zum Beispiel ein Transportunternehmen gründen oder ein Restaurant aufbauen. Dann dürfen sie auch in Deutschland arbeiten.