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Tschechien auf dem Weg zur Berufsarmee

8. Januar 2003

- In diesem Jahr nur noch 10 880 Grundwehr-Soldaten

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Prag, 7.1.2003, RADIO PRAG, deutsch

Mit Beginn des neuen Jahres hat die Tschechische Armee den Prozess ihrer Umwandlung zu einer reinen Berufsarmee in Gang gesetzt. Erstmals wurden weniger Rekruten zum Grundwehrdienst eingezogen als zuvor entlassen wurden. Durch die gleichzeitige Anwerbung von Berufssoldaten ist das Militär nun außerdem auf dem Arbeitsmarkt präsent. Und es sieht ganz danach aus, dass die von der Armee angebotenen Jobs bald zu den lukrativeren zählen werden.

Zwölf Monate beträgt die ungeliebte Wehrpflicht in Tschechien. Vier Mal im Jahr - im Januar, April, Juli und Oktober - werden die Rekruten dafür zum Militär gezogen. Doch letztmalig wird dies voraussichtlich Anfang Januar 2006 der Fall sein, da ab dem Jahr 2007 die Tschechische Armee nur noch aus Berufssoldaten bestehen soll. Damit die Rechnung aufgeht, ersetzten am Montag (6.1.) nur noch 3 000 junge Männer die zu Jahresende entlassenen 5 000 Rekruten. Den Planungen zufolge sollen in diesem Jahr nur noch 10 880 Soldaten ihren Grundwehrdienst leisten. Im vergangenen Jahr waren es noch 20 000.

Zweiter Baustein der Reform ist die Auflösung von Kasernen. Sie werden unentgeltlich in die Obhut der jeweiligen Städte und Gemeinden überführt, die diese dann für andere Belange nutzen. So sollen in eine ehemalige Kaserne in Cheb/Eger zukünftig Studenten einziehen, in Hodonín wiederum plant man die hinzugewonnene Liegenschaft für unternehmerische Zwecke zu nutzen. Einem Gesetzentwurf der Regierung zufolge sollen zudem die militärischen Dienstwohnungen kostenlos an jene Städte und Gemeinden abgetreten werden, wo die entsprechende Kaserne aufgelöst wurde.

Dritter Baustein ist die Anwerbung von jungen, qualifizierten und sprachlich gut ausgebildeten Arbeitskräften, denen eine geebnete militärische Karriere angeboten wird. Dabei werden sie u.a. mit einem Bonus gelockt, auf den selbst die anderen im Staatsdienst Beschäftigten nicht verweisen können: Sie bekommen einen ergiebigen Wohnzuschuss, unabhängig von ihrem militärischen Rang oder ihrer Qualifikation. Bei der angespannten Wohnungslage, vor allem für junge, noch wenig verdienende Menschen, sicher ein großer Anreiz. Aber die neuen Jobs beim Militär bekommt man nicht von ungefähr. So müssen sich selbst die weiblichen Bewerberinnen für die zehn freien Stellen als Schreibkraft bzw. Magazinverwalter in der Edvard-Benes-Kaserne in Prerov einem anspruchsvollen Test ihrer Physis unterziehen. Dazu erklärte Kasernensprecher Milan Kouril:

Es ist ein Test bezüglich der physischen Kondition. Neben einem 12-Minuten-Lauf werden Kraftübungen der Bauchmuskulatur und eine Ausdauerübung am Reck verlangt. Zudem wird ein Gespräch mit einem Psychologen durchgeführt. Erst aufgrund dieser Ergebnisse werden die Formulare für die ärztliche Untersuchung ausgehändigt, so dass die Auswahl der Kandidatinnen für die freien Plätze schnell eingegrenzt wird. (fp)