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Truppenabzug aus dem "Hinterland"

17. August 2004

Es ist die größte US-Truppenverlagerung seit Ende des Kalten Krieges. Die USA wollen in den nächsten zehn Jahren bis 70.000 Soldaten aus Europa und Asien abziehen.

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Vor dem europäischen Hauptquartier der US-Streitkräfte in den "Campbell Barracks" in HeidelbergBild: AP

Dem "Krieg gegen den Terror" ist seit dem 11. September 2001 die gesamte Außen- und Sicherheitspolitik der USA untergeordnet. Und die neuen Prioritäten haben auch die Planungen für den Truppenabzug aus Deutschland beschleunigt, die an diesem Montag (16.8.2004) spruchreif geworden sind. Die heutige Verteilung der US-Truppen im Ausland sei einst konzipiert worden, um die USA und ihre Verbündeten vor der "sowjetischen Aggression" zu schützen - "diese Bedrohung existiert nicht mehr", sagte Präsident George W. Bush in einer Rede vor Kriegsveteranen in Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio.

Deutschland besonders stark betroffen

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Bush und die Veteranen des Kalten Kriegs

Nach Bushs Worten sollen in den nächsten zehn Jahren zwischen 60.000 und 70.000 Soldaten sowie rund 100.000 Familienmitglieder und Zivilbeschäftigte von ausländischen Stützpunkten in die USA zurückgeholt werden. In geringerem Umfang sollen darüber hinaus US-Einheiten in andere Länder verlegt werden. Auch wenn Bush nicht in die Details gehen wollte, ist bereits klar, dass die deutschen Standorte am stärksten von den Abzugsplänen betroffen sind. Rund die Hälfte der 74.000 in Deutschland stationierten US-Soldaten soll offenbar verlegt werden - mit Konsequenzen voraussichtlich für etwa ein Dutzend Stützpunkte in den Bundesländern Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz.

Nach Angaben von US-Regierungsbeamten sollen zwei Armeedivisionen aus Deutschland abziehen, allerdings erst frühestens 2006, sagten ranghohe Mitarbeiter des
US-Verteidigungsministeriums am Montag in Washington. Demnach sollen sie durch eine so genannte Stryker'-Kampfbrigade ersetzt werden. Das Pentagon hatte in den vergangenen Monaten wiederholt erklärt, dass einige kleinere und leichtere Verbände nach Deutschland verlegt werden könnten.

Bush sagte, dass die Alliierten bei Ausarbeitung der
Truppenabzugspläne "eng konsultiert" worden seien. Vom Auswärtigen Amt in Berlin hieß es, dabei hätten auch die deutschen Bedenken eine Rolle gespielt.

Neue Herausforderungen

Das Ende des Kalten Krieges und der 11. September 2001 haben die in Washington entworfenen Bedrohungsszenarien radikal verändert. Deutschland, früher an der "Frontlinie", ist weit ins "Hinterland" gerückt. Andere Regionen wie der Nahe Osten, das Kaspische Meer oder das Horn von Afrika haben dagegen dramatisch an strategischer Bedeutung für die USA gewonnen.

Vor allem aber passen viele der in Deutschland stationierten Einheiten von ihrer Struktur her nicht mehr ins Konzept: Die großen und schwer beweglichen Einheiten aus dem Kalten Krieg sollen zunehmend durch kleinere und mobilere Verbände ersetzt werden, die schnell auch zu weit entfernten Brandherden entsandt werden können. Dies kann nach den Szenarien des Pentagon aber großteils auch vom Heimatland aus geschehen. Künftig würden die USA im Ausland nur noch ein Netzwerk leicht bemannter Basen unterhalten, sagte Verteidigungsminister Donald Rumsfeld. Die dort eingesetzten Soldaten sollten in Abständen ausgetauscht werden. (kas)