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Die Oud-Virtuosen

Diana Hodali16. Mai 2012

Sie stammen aus einer Dynastie von Oud-Herstellern: das Trio Joubran. Die drei Brüder spielen seit ihrer Kindheit Laute und haben ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Und sie sprechen über die palästinensische Realität.

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Das Trio Joubran auf der Bühne bei einem Konzert in Amman, Jordanien (Foto: DPA)
Bild: picture-alliance/dpa

"AsFar" heißt das Album des Trios Joubran aus Nazareth. AsFar bedeutet im Arabischen "reisen" und spielt auf das Englische "as far" – "so weit" an. Und das Trio Joubran ist viel und weit gereist. "Das Album vereint alle Farben, Gerüche und Eindrücke, die wir aufgenommen haben", erzählt Wissam. Die drei Brüder bezeichnen sich als privilegiert, weil sie sich frei in der ganzen Welt bewegen können. Denn ihre palästinensischen Landsleute aus dem Westjordanland und dem Gazastreifen könnten das nicht.

Musik und Palästina im Blut

Das Trio Joubran ist eine Ausnahmeerscheinung. Und das nicht nur, weil es aus drei Brüdern besteht. Sondern auch, weil es sich aus drei Virtuosen an der Laute zusammensetzt. Bislang war die arabische Oud nämlich vor allem als Solo-Instrument bekannt. Das Trio aus Nazareth beherrscht die Kunst des Oud-Spiels in all ihren Facetten.

CD-Cover AsFar der Band Trio Joubran (Foto: WV)
AsFar heißt das dritte Album der BandBild: WV

Kopf der Gruppe ist der 39-jährige Samir Joubran, der älteste der drei Musiker. Er und seine Brüder wurden als Söhne eines Oud-Herstellers und einer Sängerin aus Nazareth in Israel geboren. Offiziell werden sie als israelische Araber bezeichnet, sie selber sehen sich als Palästinenser. Als Musiker und Palästinenser. Denn irgendwie, sagt Samir, könnten sie nie wirklich nur Musiker sein. Selbst wenn sie nicht über Politik reden möchten, liefe es am Ende eines Konzertes oder eines Interviews doch darauf hinaus. Und er werde erst dann aufhören, über Politik zu reden, wenn es ein Palästina gebe. "Aber solange die Menschen unter Besatzung leben, geht das eben nicht."

Musikalische Vergangenheit

Die Brüder haben gelernt mit der politischen Situation ihres Landes umzugehen. Schon in jungen Jahren hat Samir sein Elternhaus verlassen, um in Kairo am Konservatorium Musik zu studieren. Er war viele Jahre als Solokünstler unterwegs. Wissam, der Zweitälteste in dem Dreigestirn, ging zum Geigenbau-Studium an das Stradivari-Konservatorium nach Cremona. 2003 schloss er sich dann seinem Bruder an. Erst 2005 stieß der jüngste im Bunde dazu: Adnan. "AsFar" ist das dritte Album, das sie zu dritt aufgenommen haben.

Die Brüder sind mittlerweile so aufeinander eingespielt, dass sie viele ihrer Stücke im Studio einfach improvisieren. Die Ouds, die sie zu ihrem Spiel benötigen, stellt Wissam Joubran selber her: "Die Beziehung zwischen mir und meiner Oud ist wie eine Liebesbeziehung", sagt er. "Ich arbeite lange daran, aber wenn sie dann ein fertiges Instrument ist, hat sie einen eigenen Klang, ein eigenes Wesen."

Bewährungsprobe Palästina

Die Brüder haben ihr Domizil in Frankreich aufgeschlagen. Von hier aus koordinieren sie ihre Aufnahmen und ihre Konzerte. Überhaupt sind sie in Frankreich recht bekannt. Doch wichtig sei ihnen, dass sie auch in ihrer Heimat Palästina gehört werden, sagt Adnan Joubran. Im Westen zeigten sie den Menschen, dass Palästinenser auch Kultur und Musik besäßen. In Palästina müssten sie nichts beweisen. Außerdem sei ein Konzert vor einem palästinensischen Publikum auch immer ein bisschen wie eine Probe, fügt Samir hinzu: "Denn wenn es dort funktioniert, dann funktioniert es auch in der restlichen Welt. Dann habe ich das Gefühl, ich kann mit dem Album auf Reisen gehen."