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Besser bunkern

9. April 2009

Wer in wirtschaftlich unsicheren Zeiten seine Vermögenswerte nicht mehr einer Bank anvertrauen will, schafft sich einen Tresor an. Bei den Herstellern boomt das Geschäft - sie peilen beim Umsatz die Milliardengrenze an.

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Tresor - Foto: Burg-Wächter
Bild: Burg-Wächer

Kurzarbeit und Entlassungen - bei vielen Unternehmen zeigt die Wirtschafts- und Finanzkrise tiefgreifende Einschnitte. Doch selbst in diesen Krisenzeiten gibt es in Deutschland Branchen, die gegen den Trend zulegen. Und das durchaus kräftig - auch wenn diese Unternehmen darum kein großes Aufheben machen. Schließlich ist Sicherheit ihr Geschäft. Die Rede ist von Herstellern von Tresoren und Panzerschränken, die seit Ausbruch der Krise eine rasant in die Höhe geschnellte Nachfrage von mehr als 30 Prozent verbuchen. Trotz Zusatzschichten bei der Produktion kommt es inzwischen zu Lieferengpässen.

Der Grund: Im Zuge der Finanzkrise haben viele Bundesbürger offenbar ihr Vertrauen in die Banken verloren. Sie deponieren ihre Vermögenswerte lieber einem Tresor in den eigenen vier Wänden. So verzeichnen Händler und Hersteller von Heimsafes, Tresoren und Panzerschränken seit Oktober 2008 eine sprunghaft gestiegene Nachfrage von mehr als 30 Prozent. Bei Unternehmen wie Burg-Wächter in Wetter an der Ruhr, einem der führenden deutschen Tresor-Hersteller, müssen die Belegschaften seit Wochen Sonderschichten einlegen.

"Das Thema Sicherheit ist in Krisenzeiten immer ein Stück höher angesiedelt", freut sich Diethard Schmale, Vertriebsleiter bei Burg-Wächter. "Man misstraut heute nicht nur Bankinstituten, sondern auch vielen anderen." Soll heißen: Vermögenswerte benötigen grundsätzlich Schutz. Und den liefert neben anderen Burg-Wächter in Gestalt diverser Tresore und Panzerschränke.

Exporte bis nach Russland

Tresore im Rohzustand - Foto: Burg-Wächter
Was zwischen den Wänden ist, ist BetriebsgeheimnisBild: Burg-Wächer

Beliebt sind vor allem so genannte Business-Schränke für Privatbüros, weiß Diethard Schmale. "So was haben wir schon häufig exportiert. Kürzlich ist ein ganzer Lastzug solcher Safes nach Russland gegangen." Modelle dieser Art bestehen nicht nur aus widerstandsfähigem Stahl, sondern haben es zwischen den massiven Metallplatten auch in sich. Und zwar eine firmeneigene Geheimrezeptur. "Wir haben zwischen den Wandungen ein Material, das Gase entwickelt, wenn der Tresor mechanisch oder thermisch angegriffen wird. Da wird der Einbrecher anfangen zu Husten und schnell den Spaß verlieren."

Tresore made in Germany genießen auch auf dem internationalen Markt einen äußerst stabilen Ruf, stellen sich Unternehmen wie Burg-Wächter doch ständig auf verbesserte Einbruchstechnologien ein. Allerdings: "Man kann letztendlich auch die Bank von England knacken, wenn man möchte. Nur muss man genügend Zeit haben. Und das ist für uns wichtig. Wir müssen es dem Einbrecher so schwer wie möglich machen, damit er die Lust verliert und das Objekt dann auch weiter voll geschützt ist."

Diebstahl Symbolbild
Es den Einbrechern so schwer wie möglich machenBild: bilderbox

Besonders gefragt bei Privatkunden sind in diesen Zeiten Kombi-Tresore mit Feuerschutz, die zwischen 2.000 und 5.000 Euro kosten. Je nach Ausstattung und Widerstandsgrad schnellt der Preis in die Höhe. Insbesondere dann, wenn man sich für das elektronische Schließsystem entscheidet, das 111 Millionen Einstellmöglichkeiten bietet. Mittlerweile entfallen mehr als zwei Drittel der Bestellungen auf Tresore mit einem Elektronikschloss. Deutsche Hersteller verzeichnen inzwischen auch eine steigende Nachfrage aus dem Ausland. Nicht nur aus Russland.

Mittlerweile ist Burg-Wächter auch mit einem Produktionsbetrieb in Rumänien vertreten und hat außerdem den Schritt nach Asien gewagt. "Nach einigem Zögern haben wir vor zweieinhalb Jahren mit einer Produktion in China angefangen. Die Produktion dort läuft ganz gut", sagt Diethard Schmale. In Zeiten der Krise floriert das Geschäft mit der gepanzerten Sicherheit. Die Branche rechnet inzwischen mit einem Umsatzsprung in Richtung Milliardengrenze.

Autor: Klaus Deuse

Redaktion: Rolf Wenkel