Traum oder Albtraum? 40 Jahre im Job
1. März 2010
In einer Welt, in der Arbeitsverhältnisse oft nur noch zeitlich begrenzt und ältere Menschen auf dem Arbeitsmarkt chancenlos sind, klingt es wie ein Traum aus einem längst versunkenen Jahrhundert: von Anfang bis Ende der Berufslaufbahn eine Arbeitsstelle zu haben. Mit einer "lebenslangen" Anstellung verbindet sich wohl in den meisten Fällen das Gefühl von Sicherheit, Verlässlichkeit, Planbarkeit des Lebens. Vielleicht entwickelt sich ein Zusammengehörigkeitsgefühl mit der Firma, der Betriebssportgruppe oder einfach mit liebgewonnenen Kollegen. Doch möglicherweise entsteht über die lange Zeit auch Perspektivlosigkeit: Nichts mehr verändert sich, ein "Weiterkommen" ist in vielen Fällen nicht möglich, das Zusammenarbeiten mit dem Chef ist seit Jahren eine Tortur.
Wie also gelingt es, die Jahrzehnte im Job durchzuhalten? Wer reich und berühmt wird mit seiner Arbeit, dem mag sich diese Frage vielleicht nicht stellen: die erfolgreiche Schauspielerin, der gefragte Dirigent. Aber wie sieht es aus bei "kleinen Angestellten"? In einem Beruf vielleicht, der viel körperlichen Einsatz erfordert oder sogar krank macht? Wenn Routine in Langeweile umschlägt oder in die Ödnis eines immergleichen Büro-Alltags abgleitet? Was, wenn die beruflichen Erfahrungen aus vielen Jahren von nachrückenden jüngeren Kollegen nicht mehr geschätzt werden?
Weder Traumgehalt noch Karriere
Wir wollten herausfinden, wie es gelingt, dem Beruf treu zu bleiben, wenn weder das Traumgehalt noch die glanzvolle Karriere damit verbunden sind. Oder wenn ein beruflicher Aufstieg mit gravierenden Umwälzungen der Arbeitswelt einhergeht. Und unter welchen Bedingungen es überhaupt möglich ist, so lange durchzuhalten, während die Kollegen längst den (Vor)-Ruhestand genießen.
Wir stellen Menschen vor, die vier Jahrzehnte lang an ihrer Arbeitsstelle geblieben sind. Darunter einen Elektriker, der auch kurz vor dem Rentenalter noch bei Tag und Nacht für eine funktionierende Straßenbeleuchtung sorgt, und eine Hebamme, die am liebsten noch mal 40 Jahre lang Kinder ans Licht der Welt bringen würde.
Autorin: Aya Bach
Redaktion: Petra Lambeck