1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Trauergottesdienst und Staatsakt für Johannes Rau

Marcel Fürstenau7. Februar 2006

Mit einem Trauergottesdienst und einem Staatsakt im Berliner Dom haben sich rund 1500 Gäste aus dem In- und Ausland von dem früheren deutschen Bundespräsidenten Johannes Rau verabschiedet.

https://p.dw.com/p/7wub
Ehemaliger Bundespräsident im Berliner Dom, bedeckt mit deutscher Staatsfahne vor dem AltarBild: AP

Am 27. Januar im Alter von 75 Jahren ist Johannes Rau gestorben. Am Dienstag (7.2.2006) würdigten rund 1500 Gäste bei einem Trauergottesdienst und bei einem anschließenden Staatsakt im Berliner Dom den ehemaligen Bundespräsidenten.

Von guten Mächten sei Johannes Rau geborgen gewesen, als er starb, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, in seiner Predigt während des Trauer-Gottesdienstes für den verstorbenen Alt-Bundespräsidenten. Eine Anspielung auf ein Gedicht des von den Nationalsozialisten ermordeten Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer. Ein Mann der bekennenden Kirche, für den Rau besondere Hochachtung empfunden hatte.

Johannes Rau gestorben
Johannes RauBild: AP

Kraft und Zuversicht habe Johannes Rau aus dem Glauben geschöpft, sagte Bischof Huber. Er habe seine christliche Überzeugung vor niemandem verborgen. "Johannes Rau hat als Kind noch erlebt, wie Christen denunziert wurden. Er kannte die Gefährlichkeit des Bekenntnisses zu Jesus. Deshalb hat es ihn auch nicht irritiert, wegen der Eindeutigkeit seines Bekenntnisses als ‚Bruder Johannes' bezeichnet und gelegentlich auch belächelt zu werden", meinte Bischof Huber.

Mandatsträger für das Gemeinwohl

Dem Trauergottesdienst folgte ein Staatsakt. Bundespräsident Horst Köhler würdigte den politischen Werdegang seines Amtsvorgängers: Oberbürgermeister seiner Heimatstadt Wuppertal, Bildungsminister in Nordrhein-Westfalen, Ministerpräsident des bevölkerungsreichsten Bundeslandes und schließlich Staatsoberhaupt. Er sei ein Mandatsträger gewesen, der gewusst habe, was das Wort Mandat bedeute, sagte Köhler: ein auf Zeit verliehener Auftrag für das Gemeinwohl. Er habe die Tugenden gelebt, die sich das Volk von seinen Repräsentanten wünsche und auf die es Anspruch habe. "Er gewann die Hochachtung seiner Mitmenschen, doch gelang ihm weit mehr. Er gewann auch ihre Zuneigung, ja ihre Herzen. Sein helles freundliches Wesen, seine Fähigkeit, auf andere Menschen zuzugehen, sein aufrichtiges Interesse an ihren Erfahrungen und Sorgen, seine große Hilfsbereitschaft und sein lebensbejahender Humor machten ihn zum Landesvater im besten Sinne", sagte Köhler.

Deutschland glaubwürdig vertreten

Staatsakt für Johannes Rau
Christina Rau, Witwe des ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau und der amtierende Bundespraesident Horst Koehler folgen Bundeswehrsoldaten, die den Sarg des verstorbenen Johannes Rau aus dem Dom von Berlin tragenBild: AP

Johannes Rau habe Deutschland im Ausland glaubwürdig, überzeugend und sympathisch vertreten, sagte Horst Köhler. Besonders hob er Raus gehaltene Rede vor dem israelischen Parlament, der Knesset, in deutscher Sprache hervor. "Wir sind dankbar für alles, was er für das deutsch-jüdische Verhältnis und für die Freundschaft zwischen Israel und Deutschland getan und erreicht hat."

Ähnliches gelte für die deutsch-polnischen Beziehungen. Johannes Rau trat zeit seines Lebens für eine ungeteilte Erinnerung ein. "Er wollte, dass sich die Deutschen dem vom Deutschland ausgegangenen Leid und Unrecht stellen, dass sie sich erinnern an den Holocaust und an die deutschen Verbrechen gegen Polen und viele andere Völker und Nationen - und dass sie gleichzeitig das millionenfache individuelle Leid von Deutschen in Bombenhagel, Flucht und Vertreibung sehen und betrauern", sagte Köhler.

Ein überzeugter Europäer

Im Anschluss an Horst Köhler würdigte dessen Amtskollege aus Österreich, Heinz Fischer, das Wirken Johannes Raus. Er habe für ein Deutschland gelebt und gearbeitet, in dem und vor dem niemand Angst haben müsse, sagte Fischer. "Er war ein überzeugter Europäer. Darum hatte er in ganz Europa und auch außerhalb Europas so viele Freunde und Freundinnen." Wem immer man in diesen Tagen aus der internationalen Gemeinschaft begegne, man höre Worte der Bewunderung, des Respekts und der Anerkennung für Johannes Rau und echte Trauer über sein Ableben.

Eine Ehrenformation der Bundeswehr bildete den Abschluss des Traugottesdienstes mit anschließendem Staatakt für Johannes Rau. Sein Grab befindet sich auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte.