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Politik

Polen trauert um Anschlagsopfer von Berlin

30. Dezember 2016

Der Tunesier Anis Amri hat mutmaßlich den polnischen LKW-Fahrer Lukasz U. erschossen, um mit dessen Sattelschlepper den Anschlag in Berlin auszuführen. Nun wurde der 37-Jährige in seiner Heimat beerdigt.

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Die Frau von Lukasz U. nimmt Abschied von ihrem Ehemann (Foto: Getty Images/AFP/O. Andersen)
Die Frau von Lukasz U. nimmt Abschied von ihrem EhemannBild: Getty Images/AFP/O. Andersen

Der bei dem Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt getötete polnische LKW-Fahrer ist in seinem Heimatdorf Banie bei Stettin beigesetzt worden. Angehörige, Freunde und Kollegen erwiesen Lukasz U. dort die letzte Ehre, landesweit blieben zu Beginn der Gedenkmesse hunderte Lastwagen stehen und hupten. An den Trauerfeierlichkeiten nahmen auch Polens Präsident Andrzej Duda sowie Vertreter der deutschen Regierung teil.

Große Unterstützung für Hinterbliebene durch die Fahrer-Kollegen

Später wollten mehr als hundert Lastwagenfahrer mit einem Konvoi nach Banie dem Opfer und seiner Familie ihre Anteilnahme bezeugen. Der britische Lastwagenfahrer Dave Duncan sammelte für Zuzanna, die Witwe seines 37-jährigen Kollegen, und deren 17-jährigen Sohn mehr als 200.000 Euro. Polnische Lastwagenfahrer starteten eine ähnliche Spendenaktion. Die Bestattungskosten übernahm der polnische Staat.

Polens Präsident Andrzej Duda erweist dem ermordeten Lukasz U. die letzte Ehre (Foto: Reuters/Agencja Gazeta/C. Aszkielowicz)
Polens Präsident Andrzej Duda erweist dem ermordeten Lukasz U. die letzte EhreBild: Reuters/Agencja Gazeta/C. Aszkielowicz

In Polen wird der LKW-Fahrer als Held verehrt, im Internet haben sich schon zehntausende Menschen für eine posthume Ehrung von U. eingesetzt. Der Weihbischof in Stettin-Cammin, Henryk Wejman, erwähnte in seiner Predigt vor allem die Großherzigkeit des Verstorbenen. Darauf wiesen auch andere Menschen hin, die von U. Abschied nahmen. "Wir sind sehr traurig", sagte seine Freundin aus Kindertagen, die 34-jährige Danuta Jurewicz. "Lukasz war ein sehr guter Mensch. Er fuhr mich und Zuzannas Schwester zur Schule. Nie hat er jemandem etwas abgeschlagen."

Tot auf dem Beifahrersitz gefunden

U. war der registrierte Fahrer des Sattelschleppers, mit dem mutmaßlich der Tunesier Anis Amri am 19. Dezember in den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche in Berlin gerast war und elf Menschen getötet hatte. Der Pole als zwölftes Opfer wurde tot auf dem Beifahrersitz gefunden. Er war vermutlich vor dem Anschlag von dem Islamisten erschossen worden.

Zwischenzeitlich war spekuliert worden, U. könnte dem Attentäter ins Lenkrad gegriffen und damit Schlimmeres verhindert haben. Nach neuesten Erkenntnissen wurde der Lastwagen jedoch durch ein automatisches Bremssystem gestoppt. Amri wurde in der Nacht zum 23. Dezember bei Mailand von der italienischen Polizei erschossen.

sti/jj (afp, epd)