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Trauer und Ursachenforschung

4. Februar 2003

Die Angehörigen trauern um die Opfer. Gleichzeitig versuchen Experten aus den "Columbia"-Trümmern mögliche Ursachen herauszulesen. Die Internationale Raumstation (ISS) ist durch die Katastrophe offenbar nicht gefährdet.

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Gedenken an die "Columbia"-CrewBild: AP

Nach der Explosion der "Columbia" ist ein offenbar unterschätzter Schaden am Hitzeschild der Raumfähre ins Blickfeld der Experten gerückt: Nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde NASA stieg die Temperatur im Bereich des linken mittleren Rumpfes und rings um den linken Fahrwerksschacht der "Columbia" beim Landeanflug schlagartig an. Dies habe den Autopiloten dazu veranlasst die Flugroute zu verändern. Wenige Minuten danach brach der Kontakt ab. "Es war, als hätte jemand die Leitung gekappt", sagte der Leiter des Raumfährenprogrammes, Ron Dittemore.

Panne beim Start als Unglücksursache?

Möglicherweise gebe es einen Zusammenhang mit einem Zwischenfall beim Start der "Columbia" am 16. Januar, als ein Stück der Hartschaum-Isolierung des Außentanks in den linken Flügel des Shuttles eingeschlagen war. Dies sei damals als nicht beunruhigend eingestuft worden. Auch der Projektdirektor des deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, Klaus Berge, hält einen Zusammenhang mit dem Zwischenfall beim Start für möglich. Ein am fünften Tag der
Columbia-Mission aufgenommenes Bild zeigt der israelischen Zeitung "Maariv" zufolge deutliche Risse im linken Flügel der Raumfähre. Das in der Montagausgabe veröffentlichte Foto stamme von Fernsehbildern, die während eines Gesprächs des israelischen Regierungschefs Ariel Scharon mit dem Astronauten Ilan Ramon entstanden seien.

Trümmer der Raumfähre Columbia auf einer Straße nahe einer Farm in Douglass, Texas
Trümmer der Raumfähre "Columbia" auf einer Straße nahe einer Farm in Douglass, TexasBild: Ap

Von der Auswertung der buchstäblich hundertausenden von Trümmerteilen und der Flugdaten erhoffen sich die Wissenschaftler Aufschluss über den Hergang des Unglücks. Überreste der Raumfähre wurden bereits an hunderten von Orten, vor allem im Bundesstaat Texas, gefunden. Da viele der Teile in schwer zugänglichen Gegenden liegen, erweist sich die Bergung als ausgesprochen schwierig.

Die NASA ernannte ein unabhängiges Expertenteam unter Leitung des früheren Admirals Harold Graham, um die Ursache der Katastrophe zu ermitteln. Dieser hatte bereits die Ermittlungen zum Anschlag auf das amerikanische Kriegsschiff "USS-Cole" geleitet. Sein sechsköpfige Team soll erstmals am Montag, dem 3. Februar zusammen kommen. Die NASA rechnet mit mehrmonatigen Ermittlungen.

Bestürzung und Trauer

NASA flaggt halbmast
Trauerbeflaggung vor dem Kennedy Space Center in Cape CanaveralBild: AP

Weltweit löste der zweite Verlust einer US-Raumfähre innerhalb von 17 Jahren Trauer und Entsetzen aus. Bundeskanzler Gerhard Schröder und Bundespräsident Johannes Rau sprachen den USA und Israel ihr Beileid aus. An Bord waren sechs US-Bürger und mit Ilan Ramon auch der erste Israeli im All. Ministerpräsident Ariel Scharon zeigte sich schockiert über das Unglück und kündigte dennoch eine Fortsetzung des israelischen Weltraumprogramms an.

Die Internationale Raumstation (ISS) wird nach Einschätzung der europäischen Raumagentur ESA durch das Unglück nicht in Frage gestellt. Allerdings sei damit zu rechnen, dass die amerikanischen Shuttle-Flüge zur ISS "einige Monate am Boden bleiben müssen", so ein ESA-Sprecher. Die Versorgung der derzeit an Bord der Station befindlichen drei Raumfahrer sei bis Juni sicher gestellt; schon im April werde voraussichtlich eine russische Sojus zur Raumstation fliegen.

US-Präsident Bush wird nach Angaben des Weißen Hauses am Dienstag (04.02.03) in Houston an einer Trauerfeier für die sieben umgekommenen Astronauten teilnehmen. Die US-Raumfahrtbehörde NASA hat inzwischen ursprüngliche Angaben dementiert, denen zufolge Überreste von allen
sieben Astronauten der abgestürzten Raumfähre "Columbia" gefunden wurden. Der NASA-Mitarbeiter sei "unglücklicherweise" falsch informiert worden, sagte NASA-Sprecherin Kylie Moritz. Anhand der bereits gefundenen Leichenteile sollen nun mit Hilfe von DNA-Analysen die Astronauten identifiziert werden.