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"Vater" des Retortenbabys gestorben

10. April 2013

Ohne ihn wären Millionen Menschen nicht auf der Welt: Robert Edwards entwickelte die künstliche Befruchtung. Der britische Medizin-Pionier und Nobelpreisträger starb im Alter von 87 Jahren.

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Medizin-Nobelpreisträger Robert Edwards (Foto: dpa)
Medizin-Nobelpreisträger Robert EdwardsBild: picture-alliance/dpa

Robert Edwards sei am Mittwochmorgen nach langer und schwerer Krankheit friedlich eingeschlafen, gab seine Familie bekannt. "Familie, Freunde und Kollegen werden ihn unheimlich vermissen", ergänzte die Universität von Cambridge in ihrer Stellungnahme. Dort hatte der "Vater des Retortenbabys" jahrelang geforscht und gearbeitet.

"Ich wusste, dass es funktioniert"

ARCHIV - Louise Brown, die als weltweit erstes Retortenbaby berühmt wurde, hält am 26.07.2003, an ihrem 25. Geburtstag, die Babys Henry (l) und Antonia Veary im Arm. Sie steht vor der Klinik in Bourn Hall, die von den Ärzten gegründet wurde, die ihr einst das Leben schenkten. Mit ihrer Geburt wurde ein neues Kapitel in der Medizingeschichte aufgeschlagen. Foto: Andrew Parsons dpa (zu dpa-Themenpaket «30 Jahre Retortenbaby in Deutschland») +++(c) dpa - Bildfunk+++
Louise Brown - das erste Retortenbaby der Welt ist inzwischen selber MutterBild: picture-alliance/dpa

Gemeinsam mit dem britischen Gynäkologen Patrick Steptoe entwickelte Edwards die In-vitro-Fertilisation, mit der zum ersten Mal die Unfruchtbarkeit behandelt werden konnte. 1969 gelang den beiden Medizinern die Befruchtung einer Eizelle außerhalb des Körpers. Bei dem Verfahren werden einer Frau nach einer Hormonbehandlung reife Eizellen entnommen, im Labor mit Spermien befruchtet und der Frau wieder eingesetzt. Im Juli 1978 kam mit Louise Brown das erste "Retortenbaby" zu Welt. Ungewollt kinderlose Paare durften nun hoffen, doch noch Nachwuchs zu bekommen.

Völlig unumstritten war diese Forschung damals nicht. So geriet Edwards nicht nur in Konflikt mit der katholischen Kirche, sondern auch mit Forscherkollegen: "Sie bezeichneten mich als verrückt", erzählte der Brite einmal, "niemand wollte das ethische Risiko eingehen." Angst, das so gezeugte Baby könne nicht normal sein, habe er nie gehabt: "Ich wusste, dass IVF wie die natürliche Befruchtung funktioniert".

"Nichts wichtigeres im Leben als ein eigenes Kind"

Mehr als 30 Jahre nach der Geburt von Louise Brown wurde Edwards der Nobelpreis für Medizin zugesprochen. Sein Partner Steptoe, dessen Bedeutung Edwards bei der gemeinsamen Arbeit immer wieder betonte, war bereits 1988 gestorben. Das Nobelpreis-Komitee hatte die Forschungen der beiden bei der Preisvergabe im Oktober 2010 als "Meilenstein in der Entwicklung der modernen Medizin" gewürdigt. Dank der grundlegenden Arbeit der Briten sei ein ganz neues Gebiet der Medizin entstanden.

Schon damals hieß es, dass rund vier Millionen Menschen ihr Leben der künstlichen Befruchtung verdankten - zahllose weitere kamen seitdem hinzu. Viele sind inzwischen erwachsen und haben selbst Kinder.

"Nur wenige Biologen haben die Welt so positiv beeinflusst und einen solchen praktischen Einfluss auf die Menschheit gehabt", sagte Peter Braude vom King's College in London. Edwards, der selber fünf Töchter hatte, betonte stets das Menschliche an seiner Arbeit. Er soll den Wahlspruch gehabt haben: "Es gibt nichts wichtigeres im Leben als ein eigenes Kind."

rb/sc (afp, ape, dpa)