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"Tödlicher Angriff"

Andy Budiman4. Mai 2012

Die traditionelle indonesische Kampfkunst Pencak Silat – hier in der "Nacht der Kampfkünste" in Berlin präsentiert – führt nach Meinung einiger Enthusiasten ein Schattendasein. Ein neuer Actionfilm soll das ändern.

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Indonesische Kampfkunst in der "Nacht der Kampfkünste" in Berlin (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die traditionelle indonesische Kampfkunst "Pencak Silat" spielt auch im zweiten indonesischen Action-Film des walisischen Regisseurs Gareth Evans eine tragende Rolle. "The Raid: Redemption" heißt der Spielfilm, der den Kampf einer Spezialeinheit der Polizei gegen einen Gangsterboss und seine Komplizen in einem heruntergekommenen Hochhaus in Jakarta schildert. Der Streifen hat in den USA seit seiner Premiere im März dieses Jahres bereits vier Millionen Dollar eingespielt. In Indonesien haben bisher mehr als eine Millionen Zuschauer "Serbuan Maut" ("Tödlicher Angriff") gesehen, so der Titel in der Landessprache.

"Indonesiens Bruce Lee"

Der Anführer des Polizeiteams wird von Iko Uwais gespielt, genannt der "Bruce Lee Indonesiens" nach dem berühmten sino-amerikanischen Kung-Fu-Star der siebziger Jahre. Er ist der typische Action-Held, mit sauberem Gesicht, athletischem Körper und beeindruckenden Fähigkeiten im Austeilen von Schlägen und Tritten. Ikos Bewegungen sehen aber eleganter aus als die seines Vorgängers Bruce Lee. Das liegt in der speziellen Eigenart der indonesischen Kampfkunst Pencak Silat begründet. Während etwa das japanische Karate Geschwindigkeit und Effizienz betont, sieht Pencak Silat in manchen Momenten mehr wie ein Tanz aus.

Das Plakat zum Film "The Raid: Redemption"
Das Plakat zum Film "The Raid: Redemption"

Yayan Ruhian ist ein bekannter indonesischer Pencak-Silat-Lehrer, der im Film als "Mad Dog" auftritt, die tödliche rechte Hand des Drogengangsters Tama. Ruhian erläutert seine Kampfkunst: "Bei Pencak Silat beginnt die Bewegung mit Schritten, um Angriffen auszuweichen, und nicht um Angriffe einzuleiten. Dahinter steht die Philosophie, dass Pencak Silat nicht zum Töten erfunden wurde, sondern zum Überleben." Die Grundhaltung der offenen Arme zeige die nicht-aggressive Ausrichtung dieses Kampfsports, erklärt der Mann mit dem aggressiven Spitznamen, "Mad Dog" Yayan Ruhian.

Die unzähligen Varianten der indonesischen Kampfkunst wurden erst 1984 offiziell unter dem Namen "Pencak Silat" zusammengefasst. Dennoch verliert diese nationale Kampfsportart in jüngster Zeit immer mehr Anhänger in Indonesien. Die Jugendlichen halten Pencak Silat für altmodisch. In indonesischen Filmen und Fernsehserien kommt Pencak Silat nur in einer Märchenwelt vor. Silat-Krieger erscheinen als kämpfende Drachen oder können sich in Luft auflösen. Auch Iko Uwais räumt ein, dass die "Verpackung" von Pencak Silat bisher zu altmodisch war.

"Kampfkunst" bei den indonesischen Spezialkräften KOPASSUS (Foto: AP)
"Kampfkunst" bei den indonesischen Spezialkräften KOPASSUSBild: AP

Ausgefeilte Choreographie

Ganz anders in dem Film "The Raid: Redemption". Darin gibt es niemanden, der fliegen kann, dafür wird um so mehr geschossen, gestochen und was der Methoden mehr sind, um den Gegner ins Jenseits zu befördern. Laut Iko Uwais wurden die Kampfszenen so realistisch wie möglich, ohne Spezialeffekte und mit vollem Körperkontakt, gefilmt. Der Film wurde auf Festivals für die fließende und detailgenaue Choreographie der Hände und Füße in den Kampfszenen gelobt. Verantwortlich für die Choreographie sind Iko Uwais und Yayan "Mad Dog" Ruhiyan. Iko Uwais sagte der Deutschen Welle, dass er und Mad Dog die Kampfszenen monatelang vorbereitet und bei der Besetzung der Nebenrollen darauf geachtet hätten, dass die Darsteller die indonesische Kampfkunst beherrschen.

Die Macher des Films "The Raid: Redemption" hatten eindeutig zum Ziel (außer einen erfolgreichen Actionfilm zu drehen), für die indonesische Kampfkunst Pencak Silat im In- und Ausland zu werben. Was das Ausland betrifft ist ihnen das gelungen, wie viele Reaktionen von Zuschauern beispielsweise auf Youtube zeigen. Iko Uwais erzählt, dass er Briefe von Zuschauern aus aller Welt bekommen hat, die mehr über Pencak Silat wissen wollen. Ganz Begeisterte hätten sogar angekündigt zu sparen, um die Kampfkunst in Indonesien zu erlernen.