1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Trümmer, aber keine Tunnel

6. Juli 2004

Israel beginnt sich aus Rafah zurückzuziehen. Die israelischen Truppen haben bislang nicht gefunden, was sie gesucht hatten: Tunnel zum Waffenschmuggel.

https://p.dw.com/p/54cC
Sicherheit durch Trümmer? Zerstörungen in RafahBild: AP

Die israelische Armee hat sich am Freitagmorgen (21.5.) aus großen Teilen der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen zurückgezogen - und nach der dreitägigen Militäraktion eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Nach Angaben von Einwohnern wurden mehr als 100 Häuser dem Erdboden gleich gemacht und Straßen aufgerissen. Ein Armeesprecher bestätigte den Rückzug aus zwei Vierteln des Flüchtlingslagers an der ägyptischen Grenze, betonte aber zugleich, die so genannte Operation Regenbogen werde wie geplant fortgesetzt.

Seit Beginn ihrer Großoffensive am Dienstag (18.5.) starben 42 Palästinenser. Die gesuchten versteckten Tunnel zum mutmaßlichen Schmuggel von Waffen fand die Armee nach eigenen Angaben jedoch nicht. Seit Jahresbeginn wurden nach Angaben der Armee aber bereits elf versteckte unterirdische Gänge zum mutmaßlichen Waffenschmuggel entdeckt. Trotz massiver internationaler Kritik und einer Resolution des UN-Sicherheitsrates hatte Israel den Einsatz zuletzt noch ausgeweitet.

"Wie Ratten"

Die israelischen Einheiten zogen sich vollständig aus dem Tal-el-Sultan-Viertel des Flüchtlingslagers von Rafah zurück. Dort hatte die Armee am Mittwoch bei einem Raketenangriff auf hunderte palästinensische Demonstranten zehn Menschen getötet, unter ihnen sechs Jugendliche zwischen elf und 18 Jahren. Die Truppen ließen Flugblätter zurück, auf denen sie die Bewohner warnten, Bewaffneten Unterschlupf zu gewähren, die "eure Häuser benutzen und sich wie Ratten in ihnen verstecken". Am Eingang des Viertels blieben lediglich ein Panzer und ein Bulldozer postiert. Auch im Salam-Viertel und im Flüchtlingslager von Rafah waren nur noch vereinzelt Panzer zu sehen.

Aktion noch nicht zu Ende

Inzwischen geht in Israel die Diskussion um Sinn und Unsinn der "Operation Regenbogen" weiter. Der israelische Minister ohne Ressort Gideon Esra sagte im öffentlichen Rundfunk, die Militäraktion sei noch nicht zu Ende, da ihr Ziel noch nicht erreicht sei. Die Armee könne jederzeit wieder nach Rafah einrücken, betonte der Politiker der rechtsgerichteten Likud-Partei von Regierungschef Ariel Scharon. Innenminister Avraham Poras sagte im Rundfunk, der Einsatz solle "so schnell wie möglich" beendet werden.

Zusicherung an USA

Der israelische Generalstaatsanwalt und Rechtsberater der Regierung, Menachem Masus, forderte die Armee nach Justizangaben auf, im südlichen Gazastreifen "alternative Pläne" in Erwägung zu ziehen, um die Schäden für die palästinensische Bevölkerung zu verringern. Nach US-Angaben sicherte Israel zu, keine weiteren Häuser von Palästinensern im Gazastreifen zu beschädigen und den "Philadelphia" genannten Sicherheitskorridor nicht zu vergrößern. Dies habe der stellvertretende israelische Regierungschef Ehud Olmert US-Außenminister Colin Powell zugesichert, sagte ein Vertreter des US-Außenministeriums in Washington. (sams)