Touristenmagnet Marx
Es gibt ein neues Interesse an Karl Marx (1818 - 1883) und seinen Ideen, hat die Leiterin des Trierer Karl-Marx-Hauses, Professorin Beatrix Bouvier, feststellt. Der Parteichef der SPD, Franz Müntefering, habe nicht unwesentlich zum Interesse beigetragen, so ihre Einschätzung. Seine Äußerungen über Heuschreckenschwärme von Finanzinvestoren und seine Kritik an der wachsenden Macht des Kapitals lenkten schlagartig die Aufmerksamkeit auf den weltweit bekanntesten Kapitalismus-Kritiker.
Gigantischer Publikumszuspruch
Karl Marx wurde 1818 in dem bürgerlichen Barockhaus der Moselstadt geboren wurde. Das Gebäude in der Brückenstraße 10 am Rande der Fußgängerzone dient heute als Museum und Forschungsstätte. Drei Monate lang war die Einrichtung renoviert worden, die Ausstellung über Leben, Werk und Wirken von Marx wurde neu konzipiert und modernisiert. Beatrix Bouvier musste bereits ausgewählte Gruppen durch halbfertige Ausstellungsräume schleusen, so groß war das Interesse am rauschebärtigen Revolutionär.
Hauptwerke in vielen Sprachen
Jetzt ziehen sich Lichtwände und -säulen durch das gesamte Haus. Sie strukturieren durch ausgesuchte Farbgebung Leben und Werk des Sozialphilosophen sowie die Nachwirkungen seiner Lehre. An Computer-Stationen können Besucher weitere Informationen finden. Zudem haben sie die Möglichkeit, in riesigen elektronischen Büchern zu blättern und sich wahlweise auf Deutsch, Englisch, Französisch oder Chinesisch in die Marx-Hauptwerke "Das Kapital" oder das "Kommunistische Manifest" einzulesen. Wie weitgehend Marx die Welt veränderte, dokumentiert die Wirkungsgeschichte des Sozialismus im 20. und 21. Jahrhundert - ein nicht nur formal, sondern auch inhaltlich völlig neuer Teil der Dauerausstellung.
Bekannteste Stadt Deutschlands
Die wahren Marx-Enthusiasten kommen nach Angaben Bouviers aus China. "Für Chinesen ist das Karl-Marx-Haus wie Bethlehem für Christen", hat sie beobachtet. Viele wollten einmal an dem Ort gewesen sein, an dem die Symbolgestalt des Kommunismus das Licht der Welt erblickte. Auch heute noch sei Marx im Reich der Mitte als politische Integrationsfigur enorm wichtig, so Bouvier. Da wundere es nicht, dass Trier dort die bekannteste deutsche Stadt sei. (epd/pg)
Öffnungszeiten sind montags bis donnerstags von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 17 Uhr, freitags von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 15.30 Uhr.