1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Touristen ohne Rückflugticket

Steffen Leidel25. November 2002

Zwei Millionen Ecuadorianer haben wegen der Wirtschaftskrise ihr Land verlassen. Die meisten wollen nach Spanien. Doch dort sind die Auswanderer nicht willkommen.

https://p.dw.com/p/2sEW
Schlangestehen für die Ausreise nach SpanienBild: AP

Zwei Jahre dauert der Massenexodus schon an. Den endgültigen wirtschaftlichen Absturz erlebte Ecuador nach der Bankenkrise 1999. Damals verloren zwei Millionen Menschen ihre Ersparnisse auf einen Schlag, das gesamte Land versank in Armut. Von den dreizehn Millionen Ecuadorianern sollen zwei Millionen ausgewandert sein, die meisten davon Männer. Vor allem im Süden des Landes sind in einigen Dörfern nur noch Frauen, Kinder und alte Menschen zurück geblieben.

Auswanderung als Devisenquelle

Die Auswanderer senden monatlich Geld zu ihren Familien. Damit sind sie nach dem Öl zur zweitwichtigsten Devisenquelle geworden. Rund 1,5 Milliarden Dollar sollen die im Ausland lebenden Ecuadorianer im vergangenen Jahr nach Hause zu ihren Familien geschickt haben. Die größte Kolonie mit einer Million Ecuadorianern lebt in den Vereinigten Staaten. Beliebtestes Ziel ist jedoch Spanien. Das liegt vor allem an der kulturellen Nähe, der gemeinsamen Sprache und der Hoffnung auf einen guten Verdienst. Ein Arzt, der frisch von der Uni kommt, verdient im Andenstaat gerade mal 125 Dollar.

Fluggesellschaften profitieren

Auswanderung ist zum Geschäft geworden. Mafia-ähnliche Gruppen haben sich gebildet, die falsche Pässe ausstellen und Geld für den Flug nach Europa leihen. Die meisten Ecuadorianer reisen in Spanien als Touristen ein. 90.000 sind in einem Jahr am Madrider Flughafen Barajas angekommen. Die Fluggesellschaften, wie die spanische Iberia, die täglich von Madrid nach Quito und zurück fliegt, profitieren von den Einwanderern. Die Flüge sind meistens ausgebucht. Die spanischen Behörden wollen der Flut der Einwanderer einen Riegel vorschieben und haben die EU-Kommission aufgefordert, die Visumpflicht für Ecuadorianer einzuführen

Arbeitserlaubnis unerreichbar

Legal an eine begehrte Arbeitserlaubnis zu kommen, ist so gut wie unmöglich geworden. Im Januar verschärfte die konservative spanische Regierung von José María Aznar erneut das Ausländergesetz. Die jeweiligen Branchen müssen seitdem festlegen, wie viele Einwanderer sie benötigen und sich auf bestimmte Kontingente festlegen. Die Gastarbeiter werden dann in den jeweiligen Ländern ausgewählt und bekommen eine befristete Arbeitserlaubnis. Die spanischen Behörden rechnen damit, dass in diesem Jahr nur rund Tausend Ecuadorianer auf diese Weise nach Spanien einreisen können.

Zerplatzte Träume

Seit 1999 hat sich die Zahl der in Spanien lebenden Ecuadorianer mehr als verzehnfacht. Laut offiziellen Angaben sind es 130.000, die Dunkelziffer wird auf 300.000 bis 400.000 geschätzt. Für einen Hungerlohn arbeiten die Ecuardorianer in der Landwirtschaft, häufig ohne Papiere. Andere landen auf der Straße, weil spanische Unternehmer die hohen Geldstrafen der spanischen Behörden fürchten, die bei der Beschäftigung illegaler Einwanderer droht. Die Hoffnungen auf einen guten Verdienst in Spanien werden daher meist enttäuscht.