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Sorgen im Traumland

14. Juli 2009

Der Touristenstrom nach Australien kommt ins Stocken. Warum aber bleiben die Besucher weg? Ist es die Finanzkrise oder liegt es daran, dass Australien sich nicht genügend vermarktet hat?

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Australischer Outback (Foto: dpa)
Bislang ein Touristenmagnet: das OutbackBild: picture-alliance / dpa

Der Tourismus gehört zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen in Australien. Obwohl der Tourismusverband Millionen in internationale Werbekampagnen pumpt, haben immer weniger Menschen Fernweh nach Australien. So fahren im Vergleich zum Vorjahr 20 Prozent der japanischen Touristen woanders hin, 15 Prozent der Besucher aus den USA bleiben weg und auch aus Europa kommen 10 Prozent weniger Reisende als sonst.

Zu wenig Werbung für das Traumland?

Opernhaus in Sydney (Foto: AP)
Weltbekannt: Sydneys OpernhausBild: AP

Gründe für das Stocken des Tourismusstromes gibt es viele. Olivia Worth vom australischen Reiseforum glaubt, man habe sich zu lange auf seinen Lorbeeren ausgeruht. "Es wurde zu wenig Geld in den Ausbau des Tourismus gesteckt. Inzwischen hat unsere Konkurrenz etwa in Singapur oder Macau in neue Konferenz-Zentren und exklusive Boutique-Hotels investiert.“ Demograph Bernard Salt dagegen ist anderer Meinung. Er glaubt nicht, dass es an schlechter oder mangelnder Werbung Australiens liegt: "Schuld an diesen Zahlen ist die globale Finanzkrise." 2009 sei wegen der weltweiten Kreditklemme - ein katastrophales Jahr für den Tourismus in Australien. "So schwer hatten wir es seit 20 Jahren nicht."

Wenig los am Ayers Rock

Zwei Ureinwohner Australiens (Foto: AP)
Kommen weniger Touristen, spüren das auch die UreinwohnerBild: AP

Den spärlichen Touristenstrom bekommt auch der Aborigine-Ranger Jimmy Uluru zu spüren. Am Fuß des Ayers Rock in der Wüste Zentralaustraliens zeigt er einer Handvoll Touristen ein Bilderbuch aus Stein – die ockerfarbenen Höhlenmalereien seiner Urahnen. Aber Australiens Zauberberg scheint seine Anziehungskraft verloren zu haben. Jimmys Führungen waren sonst ausgebucht, dreimal täglich zeigte er Touristen seine Heimat. Seit Monaten aber ist Flaute. Ob am Ayers Rock, an Sydneys Opernhaus oder im Kakadu-Nationalpark Nordaustraliens: Eine halbe Million weniger Touristen dieses Jahr kosten Zehntausenden den Job. Pilotenstreiks, Wirtschaftskrise in Asien, Terrorangst nach dem 11. September, SARS oder Bomben in Bali: Die australische Reisebranche hat schon ganz andere Krisen überstanden.

Der beste Job der Welt

Nach Olympia 2000 in Sydney wollte die ganze Welt nach Australien kommen, jetzt ist die australische Reiseindustrie, die 50 Milliarden Euro jährlich schwer ist, selbst urlaubsreif. Aber Not macht erfinderisch. Im Januar inserierte das Tourismusbüro in Queensland weltweit den „besten Job der Welt“: Der Deal: Es gibt ein halbes Jahr lang 75.000 Euro Taschengeld und der Jobinhaber darf am Great Barrier Reef vor Australiens Ostküste als Edel-Tourist unterwegs sein. Die einzige Bedingung: Per Internetblog muss er jeden neidisch machen.

Great Barrier Riff vor der Küste Australiens (Foto: AP)
Als "Edel-Tourist" ans Great Barrier ReefBild: dpa

35.000 Interessierte haben sich auf diesen Job beworben. Kosten der Aktion: Weniger als 200.000 Euro. Geschätzter Publicity-Gegenwert: Mehr als 50 Millionen Euro. "Mit der Publicity um den Insel-Traumjob können wir Arbeitsplätze am Great Barrier Reef schützen“, sagt Anthony Hayes von Tourism Queensland. Geklappt hat der Medientrick schon einmal. Mit den Werbespots von Paul Hogan als Outback-Tarzan "Crocodile Dundee“ begann vor 20 Jahren der Boom in der australischen Reisebranche – heute aber überlegen es sich internationale Touristen zweimal, ob sie sich ein Ticket ans schönste Ende der Welt leisten. Jetzt soll die Regierung den Fremdenverkehr mit Steuererleichterungen wieder ins Rollen bringen. Denn die Zeiten, in denen jeder auf Australien fliegt, die sind erst einmal vorbei.

Autor: Andreas Stummer

Redaktion: Insa Wrede