Toter Piraten-Politiker unter Mordverdacht
20. September 2016Gerwald Claus-Brunner soll einen anderen Mann getötet und sich dann selbst das Leben genommen haben. "Stumpfe Gewalt gegen den Oberkörper" sei die Todesursache des anderen Mannes vor einigen Tagen gewesen, teilte die Polizei mit. Die Leichen von Claus-Brunner und des zweiten Mannes waren am Montag in einer Wohnung in Berlin-Steglitz gefunden worden.
"Ein schauriges Bild"
Polizei und Staatsanwaltschaft schrieben in einer gemeinsamen Mitteilung, in der Wohnung habe sich ein "schauriges Bild" geboten, das auf ein Tötungsdelikt hindeute. Eine Mordkommission ermittelt. Die "Bild"-Zeitung und die "B.Z." hatten zuerst berichtet. Demnach soll sich der 44-jährige Claus-Brunner das Leben mit einem Stromschlag genommen haben. Bei dem zweiten Toten handelt es sich laut Berliner Staatsanwaltschaft um einen 27 Jahre alten Mann.
Bei den Piraten war am Montag ein Brief von Claus-Brunner angekommen, in dem es hieß, dass er bereits tot sein werde, wenn der Brief zugestellt wird. Parteimitglieder verständigten daraufhin die Polizei. Der Brief wurde der Kriminalpolizei übergeben. Die Piratenpartei hatte dann mitgeteilt, Claus-Brunner habe sich selbst getötet. Man habe gewusst, dass er unheilbar krank gewesen sei.
Am 23. Juni hatte Claus-Brunner in seiner letzten Rede im Berliner Abgeordnetenhauses eine Anspielung auf seinen bevorstehenden Tod gemacht: "Und ihr werdet auch in der laufenden Legislatur für mich am Anfang irgendeiner Plenarsitzung mal aufstehen dürfen und eine Minute stillschweigen."
"Faxe war nie einfach"
Claus-Brunner gehörte seit dem Jahr 2011 als Abgeordneter der Piratenfraktion dem Abgeordnetenhaus an. Als die Internetthemen-Partei damals überraschend stark ins Stadtparlament einzog, gehörte Claus-Brunner zu ihren bekanntesten Gesichtern. Wegen seines Kopftuches und den Latzhosen, aber auch wegen seiner Größe war Claus-Brunner eine einprägsame Erscheinung.
Die Piratenpartei hatte das Wirken des in Parteikreisen Faxe genannten Politikers in einer Mitteilung ausführlich gewürdigt. "Faxe war nie einfach und er hatte es auch nie leicht", hieß es in der Mitteilung. Aber er habe der Partei ein Gesicht gegeben. Weiter hieß es: "Leb wohl, Faxe! Wir werden dich vermissen."
sti/rb (dpa, afp, ARD)