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Nervenkrieg in US-Klinik

28. November 2015

Ist der Täter ein radikaler Abtreibungsgegner? Ein Schütze verschanzt sich in Colorado im Gebäude einer Frauenklinik, drei Menschen werden getötet. Erst nach Stunden gibt es Entwarnung. Die Hintergründe sind noch unklar.

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Colorado - Schusswechsel (Foto: Reuters)
Der Täter bei seiner FestnahmeBild: Reuters

Der Nervenkrieg in einer Frauenklinik im US-Bundesstaat Colorado dauerte mehrere Stunden. Ein bewaffneter Mann hatte sich in dem Gebäude verschanzt. Bei einem Feuergefecht mit Beamten und vorausgegangenen Schüssen des Mannes starben nach Polizeiangaben drei Menschen, darunter ein Polizist. Neun weitere Menschen - unter ihnen fünf Polizisten - wurden verletzt. Sie seien in guter Verfassung, hieß es.

Die genauen Hintergründe des Vorfalls in Colorado Springs blieben zunächst unklar. Der Bürgermeister der Stadt im Süden Denvers, John Suthers, sprach bei einer Pressekonferenz von einer "schrecklichen Tragödie". Er beklagte den Tod der beiden Zivilisten und würdigte den "sehr mutigen Polizeibeamten", der ums Leben gekommen sei.

Ein gezielter Angriff?

Der Polizei waren dem Sender CNN zufolge am Mittag (Ortszeit) Schüsse aus einer Einrichtung von "Planned Parenthood" gemeldet worden. Die Organisation bietet Frauen medizinische Betreuung an und nimmt auch Schwangerschaftsabbrüche vor. Aus diesem Grund waren deren Kliniken bereits mehrfach attackiert worden. Ob der jetzige Täter gezielt die "Planned-Parenthood"-Einrichtung angriff, blieb nach Polizeiangaben zunächst unklar.

Polizeisprecherin Catherine Buckley teilte am frühen Abend mit, Beamte hätten den Schützen zur Aufgabe überredet. Nach mehr als fünf Stunden Belagerung durch die Polizei wurde der mutmaßliche Angreifer festgenommen. Von hinten aufgenommene Bilder zeigen einen korpulenten Mann mit weißem T-Shirt, Militärhose und kurz rasierten Haaren, der in Handschellen von der Polizei abgeführt wird.

Anschließend durchsuchten Spezialisten die Klinik Zimmer für Zimmer nach möglichen Sprengsätzen. Der Täter habe mehrere Gegenstände mitgebracht, und es sei nicht klar, worum es sich handele, sagte die Polizeisprecherin. Medienberichten zufolge wurde auch das Auto des Mannes von Experten untersucht.

Protest gegen "Planned Parenthood"
Immer wieder Proteste gegen "Planned Parenthood"Bild: Picture alliance/Pacific Press Agency/A. Katz

Die Polizeisprecherin erklärte weiter, einige Menschen seien möglicherweise beschossen worden, als sie aus der Einrichtung über einen Parkplatz in Richtung einer Bank flohen. Die "Planned-Parenthood"-Einrichtung liegt nahe eines Einkaufszentrums. Zahlreiche Läden wurden abgeriegelt, Personal und Kunden aufgerufen, sich möglichst in fensterlosen Räumen in Sicherheit zu bringen, wie CNN unter Berufung auf Augenzeugen berichtete. Viele von ihnen mussten in den Geschäften ausharren, bis der Schütze gefasst war.

Nach Angaben des Weißen Hauses wurde Präsident Barack Obama über den Vorfall unterrichtet. "Wir kennen noch nicht alle Umstände und Motive hinter diesem kriminellen Akt, und wir wissen noch nicht, ob 'Planned Parenthood' das Ziel dieser Attacke ist", erklärte die Chefin der Organisation, Vicki Cowart, in CNN. Das Sicherheitssystem der Abtreibungsklinik habe gut funktioniert. So hätten Menschen in einem Sicherheitsraum Zuflucht gefunden.

Der Supreme Court hatte vor 42 Jahren in einer Grundsatzentscheidung den Schwangerschaftsabbruch in den USA legalisiert. Seitdem kämpfen konservative Gruppen, Kirchen und Vertreter der republikanischen Partei dafür, die Entscheidung rückgängig zu machen. Zielscheibe in der heftig geführten Debatte ist immer wieder "Planned Parenthood". Die Republikaner im US-Kongress versuchten mehrfach, der gemeinnützigen Organisation die staatlichen Zuschüsse zu streichen.

ml/se (dpa,afp)