Top-Manager der Kabul-Bank verurteilt
5. März 2013Der Skandal um die Kabul-Bank hatte 2010 nicht nur die größte Privatbank Afghanistans selbst, sondern auch das gesamte Finanzsystem des Landes an den Rand des Zusammenbruchs geführt. Die Kabul-Bank vergab laut einem Untersuchungsbericht unsaubere Kredite in Höhe von mehr als 935 Millionen Dollar.
Davon profitierten vor allem einflussreiche Anteilseigner und Mitarbeiter der Bank. So gingen 92 Prozent der Summe an nur zwölf Personen und mit ihnen verbundene Firmen, wie es in dem Untersuchungsbericht vom November hieß. Namentlich wurden die Begünstigten darin aber nicht genannt.
Insgesamt 21 Banker und Politiker verurteilt
Ein Sondergericht in Kabul sprach nun Bankgründer Scher Chan Farnood (Artikelbild) und Ex-Geschäftsführer Chalil Ferosi (Bild unten) der Unterschlagung und des Betrugs schuldig. Farnood muss laut Urteil 287 Millionen Dollar (umgerechnet 221 Millionen Euro) zahlen, Ferosi 530 Millionen Dollar (etwa 407 Millionen Euro). Beide müssen zudem für jeweils fünf Jahre ins Gefängnis. Außer den beiden Top-Managern wurden auch 19 weitere Bankangestellte und Regierungsvertreter zu Haftstrafen zwischen sechs Monaten und vier Jahren verurteilt.
Farnood und Ferosi hatten die Unterschlagungsvorwürfe gegen die eigene Person jeweils dementiert, sich zugleich aber gegenseitig belastet. Auch ein Bruder von Präsident Hamid Karsai und ein Bruder von Vize-Präsident Marschal Fahim wurden nach Medienberichten verdächtigt, von den unsauberen Krediten profitiert zu haben. Sie waren aber nicht angeklagt worden.
Die Kabul-Bank wurde in Folge des Skandals unter die Aufsicht der Zentralbank gestellt und in Neue Kabul-Bank umbenannt. Die Korruption in Afghanistan ist weiterhin stark verbreitet. Auf dem Korruptionsindex von Transparency International teilt sich das Land den 174. und letzten Platz mit Nordkorea und Somalia.
kis/se (dpa, afp, afpe)