"Top Kill" gescheitert
1. Juni 2010"Nach drei ganzen Tagen des Versuchs mit "Top Kill" sind wir unfähig gewesen, das Ausströmen des Öls aus dem lecken Bohrloch vor der Südküste der USA zu stoppen", sagte der Einsatzleiter des verantwortlichen BP-Konzerns, Doug Suttles, vor Journalisten am Samstag (Ortszeit, 29.05.2010). Daher habe BP entschieden, "zur nächsten Option überzugehen".
Unmengen von Schlamm halfen nicht
BP-Ingenieure hatten mit hohem Druck fast fünf Millionen Liter Schlamm und andere Gegenstände wie Plastikwürfel, Golfbälle und verknotete Seile in das Bohrloch im Golf von Mexiko gepumt und dann versucht, es mit Zement zu versiegeln. Die Arbeiten in gut 1500 Meter Tiefe hatten am Mittwoch begonnen.
Auf Nachfrage konnte Suttles nicht sagen, warum genau "Top Kill" nicht funktionierte. "Wir wissen das nicht sicher", erklärte er. Das ausfließende Öl habe nicht "nachhaltig" gestoppt werden können. BP-Chef Tony Hayward hatte zuvor die Erfolgschancen der Methode mit 60 bis 70 Prozent beziffert.
BP bereitet neuen Versuch vor
In den kommenden Tagen will BP nun mit Hilfe von Unterwasserrobotern das Steigrohr des lecken Bohrlochs absägen und eine Kapsel über dem Loch installieren, durch die das austretende Öl abgepumpt werden kann. Dieser Prozess soll vier bis sieben Tage dauern.
Als weitere Alternative gilt das Bohren von zwei Entlastungsöffnungen, durch die der Druck auf das lecke Bohrloch verringert werden soll. Mit den Arbeiten wurde zwar bereits begonnen, die Fertigstellung dürfte aber noch zwei Monate in Anspruch nehmen.
Obama ist wütend
US-Präsident Barack Obama zeigte sich sehr enttäuscht über das Scheitern der sogenannten Top Kill-Methode. Der Rückschlag bei den Bemühungen von BP mache ihn sehr wütend, sagte er in Washington. Der US-Präsident versicherte, der Kampf gegen die Umweltkatastrophe werde fortgesetzt, "bis die Gewässer und Küsten gereinigt sind". Jeder Tag, an dem weiter Öl austrete, sei "ein Angriff auf die Menschen der Golfküstenregion, ihre Existenz, und den natürlichen Reichtum, der uns allen gehört".
Obama warnte zugleich, dass auch der Versuch, den der britische Konzern jetzt starten wolle, "nicht ohne Risiko" sei. Das Vorgehen sei noch nie in einer solchen Tiefe ausprobiert worden.
Auslöser der Ölkatastrophe war der Untergang der von BP betriebenen Bohrinsel "Deepwater Horizon" nach einer Explosion am 20. April. Seitdem sind nach Schätzungen der US-Regierung zwischen 68 Millionen und 151 Millionen Liter Öl ins Meer geflossen. Mehr als 270 Kilometer Küste und 13 Hektar des ökologisch empfindlichen Marschlandes des US-Bundesstaates Louisiana sind bereits verseucht.
Autorin: Susanne Eickenfonder
Redaktion: Stephan Stickelmann