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Todesschütze schwärmte vom Dschihad

17. Februar 2015

Im Vorfeld der Kopenhagener Terroranschläge lagen der Polizei Warnungen vor, dass sich der Täter radikalisiert hatte. Die dänische Opposition verlangt eine Untersuchung, ob die Informationen ernst genommen wurden.

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Gedenken in Kopenhagen
Bild: picture-alliance/dpa/Pedersen

Nach den Terroranschlägen von Kopenhagen werden Zweifel an der Zuverlässigkeit der dänischen Sicherheitsbehörde laut. Die Opposition im Parlament will deshalb deren Arbeit im Vorfeld der Anschläge vom Wochenende genauer unter die Lupe nehmen. Die Regierung müsse untersuchen, ob die Polizei Hinweise auf eine Radikalisierung des Attentäters Omar Abdel Hamid el-Hussein ernst genommen habe, forderten die linke Einheitsliste, die liberale Venstre und die rechtspopulistische Volkspartei. "Haben die Polizei oder der Geheimdienst Fehler gemacht? Das muss geklärt werden", forderte Venstre-Justizexperte Karsten Lauritzen.

Täter stand auf einer Liste radikaler Häftlinge

Laut Medien hatte der Täter den Wunsch geäußert, sich der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien anzuschließen, als er wegen eines Messerangriffs in Untersuchungshaft saß. Die Gefängnisbehörden hätten ihn danach auf eine Liste radikalisierter Häftlinge gesetzt.

Der Sicherheitsdienst PET bestätigte, dass er im September von den Strafvollzugsbehörden vor einer drohenden islamistischen Radikalisierung des Inhaftieren gewarnt worden war. Allerdings habe nichts konkret darauf hingedeutet, dass der Mann eine Attacke plante, erklärte die Behörde.

Freunde: Er diskutierte nur noch über Krieg und Religion

Bei dem Todesschützen handelt es sich um einen 22-jährigen Dänen palästinensischer Abstammung. Er hatte bis Ende Dezember im Gefängnis gesessen. Am Wochenende überfiel er ein Kulturzentrum und eine Synagoge in Kopenhagen und erschoss dabei zwei Menschen. Später wurde er bei einem Schusswechsel mit der Polizei getötet.

Aussagen ehemaliger Freunde untermauern die Hypothese einer Radikalisierung im Gefängnis. Der Zeitung "Berlingske" erzählten sie, der 22-Jährige sei nach seiner Haft "völlig verändert" gewesen. Er habe sich einen Bart wachsen lassen und nur noch über Religion und den Krieg im Gazastreifen diskutiert.

Trauermarsch

Am Montagabend zogen tausende Menschen durch die Kopenhagener Innenstadt. Sie hielten Kerzen in den Händen und legten Blumen an den Tatorten nieder (Artikelbild). Nach dem Fund eines verdächtigen Briefs war am Dienstag kurzzeitig die Umgebung des Kulturzentrums abgeriegelt worden, das am Samstag von dem Attentäter angegriffen worden war. Nachdem kein Sprengstoff gefunden wurde, wurde die Absperrung nach kurzer Zeit wieder aufgehoben.

uh/wl (dpa,afp)