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Todesschütze von Dallas hortete Waffen

9. Juli 2016

In der Wohnung des mutmaßlichen Polizistenmörders von Dallas ist ein ganzes Kampfarsenal gefunden worden. Der 25-jährige Armee-Veteran soll ein Einzeltäter sein. Offenbar aus Hass auf Weiße hatte er fünf Beamte getötet.

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Polizisten vor dem Haus des mutmaßlichen Todesschützen von Dallas (Foto: Reuters/B. Wade)
Bild: Reuters/B. Wade

Bei der Durchsuchung der Wohnung in einem Vorort der texanischen Metropole entdeckten die Ermittler Material zum Bau von Bomben, kugelsichere Westen, Gewehre und Munition. Außerdem fanden sie eine Art Tagebuch zu Kampftechniken.

Die Polizei bestätigte, dass es sich bei dem mutmaßlichen Täter um einen bisher nicht vorbestraften 25-jährigen Afghanistan-Veteranen namens Micah Johnson handelt. Nach Angaben der Armee diente er von November 2013 bis Juli 2014 am Hindukusch.

Hass auf weiße Polizisten

Der Verdächtige hatte laut bisherigem Ermittlungsstand am Donnerstagabend während einer Kundgebung gegen Polizeigewalt in Dallas aus dem Hinterhalt fünf Polizisten erschossen, sieben weitere Beamte sowie zwei Zivilisten wurden verletzt.

Nachdem Johnson sich stundenlang in einer Parkgarage verschanzt hatte, wurde er mit Hilfe eines mit Sprengstoff beladenen Roboters getötet. Während der Verhandlungen mit der Polizei nannte er als Tatmotiv die jüngsten tödlichen Polizei-Einsätze gegen Afroamerikaner. Er sagte demnach, dass er allein gehandelt habe und zu keiner Organisation gehöre.

USA Trauer nach Ermordung von Polizisten in Dallas (Foto: Getty Images/AFP/L. Buckman)
Trauer nach dem Mord an fünf PolizistenBild: Getty Images/AFP/L. Buckman

Als Motiv für seine gezielten Todesschüsse auf Polizisten hatte der mutmaßliche Heckenschütze den Polizei-Angaben zufolge seine Entrüstung über die jüngsten Fälle tödlicher Polizeigewalt gegen Schwarze genannt. Er habe "Weiße töten" wollen, "vor allem weiße Polizisten", wurde Johnson vom örtlichen Polizeichef David Brown zitiert.

Offenbar Nähe zu militanten Schwarzenorganisationen

Heimatschutzminister Jeh Johnson bestätigte, dass der Verdächtige nach bisherigen Erkenntnissen keine Komplizen hatte. "In diesem Stadium scheint es, dass er ein Einzeltäter war, ohne eine bekannte Verbindung oder Inspiration durch irgendeine internationale terroristische Gruppe", sagte der Minister bei einer Pressekonferenz in New York.

US-Heimatschutzminister Jeh Johnson (M.) bei einer Pressekonferenz in New York mit Bürgermeister Bill de Blasio (l.) und Polizeichef Joseph Bratton (Foto: Reuters/M. Segar)
US-Heimatschutzminister Jeh Johnson (M.) bei einer Pressekonferenz in New York mit Bürgermeister Bill de Blasio (l.) und Polizeichef Joseph BrattonBild: Reuters/M. Segar

Allerdings scheint Micah Johnson zumindest ideologisch militanten US-Schwarzenorganisationen nahegestanden zu haben. Entsprechende Hinweise gab es laut einem Agenturbericht auf seiner mutmaßlichen Facebook-Seite, die inzwischen gelöscht worden sei.

Auf einem Foto soll der junge Afroamerikaner mit erhobener rechter Faust zu sehen gewesen sein, einer typischen Geste der Black-Power-Bewegung früherer Jahrzehnte. Ein anderes Bild habe die Schwarzweißzeichnung einer Faust und die Worte "Black Power" gezeigt. Als "likes" seien mehrere radikale afroamerikanische Gruppierungen genannt worden.

Mehr Schutzmaßnahmen für Polizisten in New York

New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio kündigte derweil verstärkte Schutzmaßnahmen für alle Polizisten in der Ostküsten-Metropole an. "Kein Polizist geht mehr alleine auf Streife. Alle gehen aus Sicherheitsgründen mindestens zu zweit", sagte er der Presse.

Zudem würden alle Demonstrationen, Protestmärsche und sonstigen Großveranstaltungen künftig von deutlich mehr Personal bewacht als sonst. Das alles seien reine Vorsichtsmaßnahmen, betonte de Blasio. "Es gibt keine Anzeichen für eine spezifisch hierhin gerichtete Bedrohung."

Ende 2014 waren in New York zwei Polizisten erschossen worden. Der Täter hatte zuvor in sozialen Netzwerken Drohungen gegen die Polizei hinterlassen und sich wütend über den vorherigen Tod zweier Schwarzer bei Polizeieinsätzen geäußert.

Obama verkürzt Aufenthalt in Europa

US-Präsident Barack Obama wird nach den tödlichen Schüssen in Dallas seine Europareise um einen Tag verkürzen. Das Weiße Haus in Washington teilte mit, Obama werde zwar wie geplant am Samstag vom NATO-Gipfel in Warschau nach Madrid weiterreisen. Am Sonntag treffe der Präsident unter anderem Vertreter der spanischen Regierung, aber der geplante Abstecher nach Sevilla falle aus. Obama werde noch am Sonntag zurück in die USA fliegen.

Der US-Präsident habe eine Einladung von Bürgermeister Mike Rawlings nach Dallas für den Wochenanfang angenommen, hieß es. Die ethnischen Spannungen und die künftige Zusammenarbeit von Polizei und Kommunen in den USA würden außerdem Obamas gesamte Woche bestimmen.

gri/cgn (afp, dpa, rtr)