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Tischtennis: Ovtcharov neue Nummer eins

15. Dezember 2017

Tischtennisprofi Dimitrij Ovtcharov übernimmt die Spitze der Weltrangliste und beendet damit nach über sechs Jahren die chinesische Dominanz im Ranking. Er ist erst der zweite Deutsche, dem dieses Kunststück gelingt.

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Deutschland Dimitrij Ovtcharov, Tischtennis-Spieler
Bild: picture-alliance/dpa/R. Hartmann

Er ist ganz oben angekommen. Als zweiter Deutscher nach Timo Boll (2003 und 2011) darf sich Dimitrij Ovtcharov "Nummer eins der Tischtennis-Welt" nennen. Der 29-Jährige besiegte beim World-Tour-Jahresfinale in der kasachischen Hauptstadt Astana im Achtelfinale den Japaner Koki Niwa mit 4:3 Sätzen. Damit steht fest, dass Ovtcharov in der im Januar erscheinenden neuen Tischtennis-Weltrangliste den bisherigen Spitzenreiter Ma Long aus China ablösen wird. Otcharov krönt damit schon jetzt das nach eigenen Worten "beste Jahr" seiner Karriere. Er gewann in den vergangenen Monaten sechs internationale Turniere, darunter den World Cup in Lüttich, die German Open in Magdeburg und die China Open in Chengdu - jeweils mit Finalsiegen gegen Boll. Bei der Heim-WM in Düsseldorf scheiterte er jedoch im Achtelfinale am Japaner Niwa. Insofern war der Erfolg in Astana auch so etwas wie eine kleine Revanche für die bittere Niederlage im vergangenen Juni.

"Absolutes Statement" 

Ovtcharov bei den Olympischen Spielen in Rio. Foto: Getty Images
Bild: Getty Images/J.Mabromata

"Weltmeister zu werden oder Olympiasieger, ist nochmal eine andere Nummer", sagte Ovtcharov kürzlich in einem Interview des Fachmagazins "Tischtennis". "Aber Weltranglisten-Erster zu sein, ist auch ein absolutes Statement." Nach über sechs Jahren beendet der Deutsche die chinesische Dominanz im Ranking. Zuletzt hatte Weltmeister und Olympiasieger Ma Long die Rangliste seit März 2015 angeführt. Ovtcharov profitiert von einer Reform der Weltrangliste, die Spieler begünstigt, die bei vielen Turnieren antreten. Ma Long - der unbestritten beste Spieler der Welt,  seine Bilanz gegen Ovtcharov lautet 17:0 Siege - durfte beim Finalturnier in Astana nicht antreten, weil er in diesem Jahr zu wenige World-Tour-Turniere gespielt hat.

Unruhe in Chinas Tischtennis

"Die Chinesische Mauer steht vor dem Fall", titelte der Weltverband ITTF auf seiner Internetseite. Im chinesischen Tischtennis herrscht Unruhe. Im Sommer tauschte der nationale Verband das komplette Trainerteam aus. Aus Protest dagegen boykottierten die Topspieler Mal Long, Fan Zhendong und Xu Xin die China Open. Nach den Erfolgen der vergangenen Monate hat Ovtcharov jede Menge Selbstvertrauen getankt. Er habe noch bis vor kurzem gedacht, Ma Long und Fan Zhendong seien unbesiegbar, sagte der Deutsche. Seine Einstellung habe sich inzwischen geändert. 

Bronze bei Olympia 2012

Ovtcharov 2012 mit der olympischen Bronzemedaille. Foto: Getty Images
Dritter 2102 in LondonBild: Getty Images

Ovtcharov, 1988 in Kiew geboren, kam als Kind mit seinen Eltern aus der Ukraine nach Deutschland. Das Tischtennisspielen war ihm quasi in die Wiege gelegt. Vater Michail ist ein ehemaliger sowjetischer Meister, auch Mutter Tatjana besitzt einen Trainerschein. Dimitrij begann als Sechsjähriger, den kleinen Schläger zu schwingen, "auf dem Küchentisch, mit Büchern als Netz", wie er später erzählte. Bereits mit 14 Jahren spielte er in der zweiten deutschen Tischtennisliga. Nach der elften Klasse verließ Ovtcharov die Schule, mit dem klaren Ziel, Tischtennisprofi zu werden. Seine bisher größten Erfolge im Einzel feierte er mit der Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 2012 in London und mit zweimal Gold bei den Europameisterschaften 2013 und 2015.

Bei den China Open 2010 wurde Ovtcharov bei einer Dopingprobe positiv auf die verbotene Substanz Clenbuterol getestet und vorläufig gesperrt. Offenbar war der Stoff bei einem Essen des deutschen Teams während des Turniers durch kontaminiertes Fleisch in seinen Körper gelangt. Auch in den Urinproben anderer deutscher Spieler wurden Spuren von Clenbuterol nachgewiesen. Ovtcharov wurde rehabilitiert. 

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter