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Timoschenko hofft

27. Januar 2012

Deutsche Ärzte sollen Julia Timoschenko im Straflager untersuchen. Die erkrankte Ex-Regierungschefin habe ein Angebot der Bundesregierung angenommen, sagte Timoschenkos Anwalt Wlassenko im Interview mit DW-WORLD.DE.

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Ein Plakat mit einem Portrait von Julia Timoschenko (Foto: AP/dapd)
Julia Timoschenko wurde zu sieben Jahren Haft verurteiltBild: AP

DW-WORLD.DE: Herr Wlassenko, warum hat Julia Timoschenko zugestimmt, sich von deutschen Ärzten untersuchen zu lassen?

Anwalt Sergej Wlassenko und Julia Timoschenko im Gerichtsaal in Kiew (Foto: AP/dapd)
Sergej Wlassenko und Julia Timoschenko im Kiewer GerichtBild: dapd

Sergej Wlassenko: Frau Timoschenko verlangt seit fünf Monaten eine unabhängige Untersuchung. Nicht nur durch ausländische, sondern auch ukrainische Ärzte - auf jeden Fall durch unabhängige Ärzte. Kürzlich hatte der kanadische Premierminister Julia Timoschenko angeboten, sie von kanadischen Ärzten untersuchen zu lassen. Das hat sie gerne angenommen. Danach kam das öffentliche Angebot von deutschen Ärzten, sie zu untersuchen. Auch das Angebot hat sie angenommen.

Ist schon bekannt, welche deutschen Ärzte Frau Timoschenko untersuchen werden?

Nein, das ist mir noch nicht bekannt.

Wie haben die ukrainischen Behörden darauf reagiert, dass Mediziner aus Deutschland Ihre Mandantin untersuchen wollen?

Die Generalstaatsanwaltschaft hat mitgeteilt, von der deutschen Botschaft einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet bekommen zu haben. Frau Timoschenko hat zugestimmt. Daraufhin erklärte der ukrainische Generalstaatsanwalt Viktor Pschonka, er habe nichts dagegen einzuwenden, wenn Frau Timoschenko von einem unabhängigen Ärzteteam untersucht wird. Das einzige, was er verlangt, ist, dass Ärzte vom ukrainischen Gesundheitsministerium anwesend sind. Nur verstehe ich nicht, auf welcher Grundlage er das verlangt. Soll er sich doch selbst von Ärzten des Gesundheitsministeriums untersuchen lassen! Gerade die Ärzte des Gesundheitsministeriums behaupten doch, Frau Timoschenko sei gesund. In diese Ärzte hat Julia Timoschenko kein Vertrauen.

Welche Hilfe braucht Frau Timoschenko?

Julia Timoschenko hat Rückenprobleme. Deshalb braucht sie einen Neurochirurgen, der sich mit Erkrankungen des Rückens auskennt. Ein solcher Spezialist muss für eine Diagnose herangezogen werden. Wegen dieser Beschwerden kann sich Frau Timoschenko alleine nicht mehr fortbewegen, und das schon seit dem 5. November 2011.

Warum hat sich Julia Timoschenko in einer Mitteilung persönlich bei der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel bedankt?

Die Entscheidung, diese Frage aufzugreifen, wurde von der deutschen Bundesregierung getroffen. Frau Timoschenko geht davon aus, dass eine solche Entscheidung nicht ohne eine Beteiligung der Bundeskanzlerin getroffen werden konnte und deswegen hat sie sich bei ihr bedankt. Uns liegt aber dafür keine Bestätigung vor, aber Julia Timoschenko geht eben davon aus, dass es so ist und hat sich bedankt – nicht nur bei der Kanzlerin, sondern bei der ganzen Bundesregierung und dem deutschen Staat.

Das Interview führte Lilia Grischko / Markian Ostaptschuk
Redaktion: Bernd Johann