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Times-Square-Attentäter droht mit Terror

6. Oktober 2010

Der wegen eines geplanten Bombenanschlags auf den Times Square Angeklagte Faisal Shahzad ist von einem Bundesgericht in New York zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Danach stieß der 31-Jährige Drohungen aus.

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Gerichtszeichnung von dem Angeklagten Faisal Shahzad mit seinem Anwalt Philip Weinstein. Shahzad steht. Er trägt blaue Kleidung und eine weiße Kopfbedeckung. (Foto: ap)
Faisal Shahzad mit seinem Anwalt Philip Weinstein und US-SicherheitsbeamtenBild: AP

Shahzad nahm das Urteil mit einem Grinsen auf. "Allahu akbar" - "Gott ist groß" waren seine ersten Worte nach der Urteilsverkündung am Dienstag (05.10.2010). "Macht euch auf etwas gefasst, denn der Krieg mit den Muslimen hat gerade erst begonnen", rief Faisal Shahzad anschließend im Gerichtssaal, und fügte hinzu: "Die Niederlage der USA wird kommen". Terroranschläge werde es solange geben, bis sich die USA aus den muslimischen Ländern zurückziehen.

Keine Reue

Die Anklage gegen den 31-Jährigen umfasste insgesamt zehn Anklagepunkte, darunter Terrorismus und versuchter Einsatz von Massenvernichtungswaffen. Shahzad bekannte sich in allen Punkten für schuldig. Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, ohne die Möglichkeit einer Begnadigung. Nach amerikanischem Bundesrecht bedeutet das Urteil, dass der gebürtige Pakistaner tatsächlich lebenslang in Haft bleiben wird. Die US-Regierung zeigte sich zufrieden mit dem Urteil.

Während des Verfahrens hatte sich Shahzad mit der Tat regelrecht gebrüstet. So sagte er im Juni vor Gericht: "Ich möchte mich hundertfach schuldig bekennen". Mit einer Autobombe habe er mindestens 40 Menschen auf dem belebten Times Square in New York töten wollen. Als Grund nannte er, dass die "USA Muslime terrorisieren". Er habe mit dem versuchten Anschlag gegen die Militäreinsätze der USA im Irak, in Afghanistan und Pakistan protestieren wollen: "Ich habe nur den Terror erwidert, den die USA den Muslimen in der Welt zufügen." Auch einen zweiten Anschlag hatte er bereits in Planung. Der hätte zwei Wochen später stattfinden sollen. "Denn solange die Vereinigten Staaten ihre Soldaten nicht aus Afghanistan und dem Irak abziehen, solange sie nicht Drohnenangriffe in Somalia, Pakistan und im Jemen stoppen und muslimischen Boden angreifen, solange werden wir die Vereinigten Staaten angreifen", so Shahzad.

Der gebürtige Pakistaner sagte vor Gericht, wenn er hundert Leben hätte, so würde er sie alle für Allah opfern. Er zeigte auch wenig Respekt gegenüber dem US-Rechtssystem: "Wir haben von Allah gemachte Gesetze. Wir brauchen keine von Menschen." Und weiter: "Wie kann ich von einem Gericht verurteilt werden, das das Leid meines Volkes nicht versteht?" Richterin Miriam Goldman Cedarbaum entgegnete bei der Urteilsverkündung: "Sie werden Zugang zu Bildung haben. Und ich hoffe, Sie nutzen die Zeit, um darüber nachzudenken, ob der Koran Ihnen das Recht zum Töten unschuldiger Menschen gibt."

Gerichtszeichnung von Richterin Miriam Goldman Cedarbaum (Foto: ap)
Richterin Miriam Goldman Cedarbaum am Tag der UrteilsverkündungBild: AP

Von langer Hand geplant

Faisal Shahzad in Wüstenkleidung, mit Gewehr in Terroristen-Manier (Foto: ap)
So stellt man sich einen Terroristen vor: Shahzad bei Al-Arabiya TVBild: AP

Von Ende Dezember bis Anfang Januar hatte Faisal Shahzad nach eigener Aussage in einem Trainingslager der radikalislamischen Taliban in Pakistan den Bombenbau gelernt. Das Camp war in Waziristan. Die Region ist bekannt geworden nachdem dort vor kurzem acht deutsche Islamisten bei einem Drohnenangriff getötet worden waren. Die Islamisten gaben Shahzad nach eigenen Angaben auch einige tausend Dollar zur Durchführung des Vorhabens. Im Februar ist er dann nach eigener Aussage in die USA zurückgekehrt um die Bombe zu bauen. Schließlich nutzte er Webcams, die den Times Square zeigten. Shahzad suchte einen geeigneten Ort um möglichst viele Menschen zu töten. Am Samstag, den 01. Mai, stellte er dort seinen Geländewagen mit der selbstgebauten Bombe ab. Als ein T-Shirt-Verkäufer sah, wie Rauch aus dem Geländewagen kam, rief er die Polizei, die sofort den Times Square abriegelte. Sie überprüfte den Wagen und fand Gasflaschen, Benzinkanister, Dünger und Metallteile. Daraus bestand die Bombe. Sie explodierte allerdings nicht, da der aus Weckern gebaute Zünder nicht funktionierte. Faisal Shahzad zeigte sich enttäuscht darüber: "Ich habe einen großen Knall erwartet. Doch dann passierte nichts." Zwei Tage später konnte ihn die Polizei festnehmen. Er befand sich an Bord eines Flugzeuges, dass ihn über Dubai nach Islamabad bringen sollte.

Der nette Nachbar

Schwarzweiß-Porträt von Faisal Shahzad (Foto: ap)
So stellt man sich keinen Terroristen vor: Shahzad bei einem sozialen NetzwerkBild: AP

Faisal Shahzad wurde in Pakistan geboren. Sein Vater war Offizier bei der Luftwaffe. Mit 18 kam Shahzad in die USA um dort zu studieren. Er beendete sein Informatikstudium erfolgreich mit einem Diplom. Dann heiratete er eine Pakistanerin und kaufte sich ein Eigenheim. Seine Frau und die zwei Kinder leben in Pakistan. Sechs Jahre lang arbeitete Shahzad in der Buchhaltung und der Finanzabteilung eines US-Unternehmens. Er führte ein unauffälliges Leben in einem Vorort im US-Bundesstaat Connecticut. Auf den veröffentlichten Archivfotos sah man einen freundlich lächelnden Mann. Nachbarn und Kollegen sagten, sie hätten von seiner Radikalisierung nichts mitbekommen. Der gebürtige Pakistaner hatte erst im April 2009 die US-Staatsbürgerschaft angenommen. Während des Gerichtsprozesses hatte die Richterin Shahzad gefragt, ob er damals nicht den Eid auf die USA abgelegt habe. Seine Antwort: "Ich habe den Eid abgelegt, aber ich habe es nicht so gemeint."

Autor: Marco Müller (dpa, afp, ap, rtr)
Redaktion: Oliver Pieper

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