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Tiefpunkt in Ungarns Wirtschaft scheint überwunden

18. Juni 2002

- Anzeichen einer erstarkenden Konjunktur auch im Außenhandel

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Budapest, 18.6.2002, PESTER LLOYD, deutsch

Im I. Quartal verlangsamte sich das Wachstumstempo der ungarischen Wirtschaft weiter. Anlass zu Optimismus geben die ersten Anzeichen eines konjunkturellen Aufschwungs in den USA und Westeuropa, woraufhin die ungarische Industrie ab März nicht weiter schrumpfte. Reallöhne und Privatverbrauch nehmen in zweistelligem Tempo zu.

Im I. Quartal legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach Angaben des Zentralamts für Statistik (KSH) nur noch um 2,9 Prozent zu. Vor einem Jahr wuchs die ungarische Wirtschaft noch um 4,4 Prozent, im IV. Quartal 2001 um 3,3 Prozent. Der Tiefpunkt der Konjunktur scheint aber überwunden. Die Industrie wuchs im April bereits wieder um 4,5% und seit Jahresanfang um 1,3 Prozent. Der Bausektor heizt den Aufschwung unverändert an; hier übertraf der Ausstoß den Vorjahreswert im I. Quartal um 23 Prozent!

Im Außenhandel sind die Anzeichen der erstarkenden Konjunktur bereits zu verspüren. Die Ausfuhrleistung erhöhte sich zwischen Januar und März um 2,2 Prozent auf 11,9 Milliarden Euro. Im Vorjahr war der Schwung mit 18 Prozent unvergleichlich höher, doch nach einem absoluten Rückfall in den letzten Monaten des Jahres 2001 stimmt der Trendwechsel hoffnungsvoll. Die Importe legten nur um 1,5 Prozent auf 12,9 Milliarden Euro zu, so dass sich das Defizit des Handelssaldos von 1.344 Millionen Euro im Vorjahr auf 1.049 Millionen Euro verringerte.

Das Defizit der laufenden Zahlungsbilanz lag schon im I. Quartal mit 560 Millionen Euro weit über dem Vorjahreswert; die mittlerweile vorliegenden Zahlen für den April (minus 387 Millionen Euro) zeichnen ein noch düstereres Bild. Im April wurde allein ein höheres Minus angehäuft als in den ersten vier Monaten des Jahres 2001 insgesamt.

Im Staatshaushalt wurde das Defizit des Vorjahres mit 316 Milliarden Forint (ca. 1,30 Milliarden Euro- MD) 3,5-fach überboten. Im Zentralhaushalt erhöhten sich die Einnahmen bis April zu laufenden Preisen nur um neun Prozent, während die Ausgaben um 23 Prozent stiegen.

Im Einzelhandel ergab sich ein Zuwachs um 14 Prozent. Außergewöhnlich dynamisch legten die Verkäufe von Fahrzeugen zu (plus 33 Prozent), doch auch bereinigt um diesen Wert konsumierten die Ungarn um zehn Prozent mehr Güter als im Vorjahr.

Bei den Erzeugerpreisen war in Industrie und Landwirtschaft ein Rückfall um mehrere Prozentpunkte zu beobachten; allein im Bauwesen legten die Unternehmen – dank der guten Konjunktur – 4,7 Prozent drauf. Die Verbraucherpreise verringerten sich im Schnitt der ersten vier Monate auf 6,2 Prozent (Vorjahr: 10,3 Prozent). Der stetig sinkende Inflationstrend wurde im April durchbrochen, als die 12-Monats-Rate wieder von 5,9 Prozent auf 6,1 Prozent zulegte.

Die Beschäftigtenzahl hält sich weitgehend stabil auf 3,8 Mio. Personen (minus 0,6 Prozent); daneben wurden 235.000 Erwerbslose gezählt. Die Arbeitslosenrate nach ILO-Standard rutschte im Jahresvergleich von 6,0 Prozent auf 5,8 Prozent ab. Der Bruttolohn stieg im I. Quartal auf durchschnittlich 111.700 Forint, der Nettolohn um 18,7 Prozent auf 71.000 Forint (ca. 292,6 Euro- MD) (92.500 Forint (ca. 381,2 Euro - MD) für geistige Tätigkeiten, 53.800 Forint (ca. 227,1 Euro - MD) für körperliche Arbeit). In der Wettbewerbssphäre stiegen die Löhne um 14,6 Prozent, im öffentlichen Dienst um 29,1 Prozent. Die Reallöhne weiteten sich um spektakuläre 11,8 Prozent aus. (fp)