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Thyssenkrupp fliegt aus dem Dax

5. September 2019

Einst war Thyssen Gründungsmitglied des Deutschen Aktienindex, Dax. Nun muss der Stahlkonzern, der Ende der 1990er Jahre mit Krupp fusionierte, die erste Börsenliga verlassen. Es rückt der Triebwerksbauer MTU nach.

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BTD Satahlarbeiter Deutschland
Ein Stahlarbeiter des deutschen Industriekonzerns Thyssenkrupp AG entnimmt eine RoheisenprobeBild: REUTERS/W. Rattay

Grund für die Herabstufung des Unternehmens ist der Verfall des Aktienkurses. Das teilte die Deutsche Börse in Frankfurt mit. Der Abstieg aus der Topliga der Börsenwerte ist für den mehr als 200 Jahre alten Industrieriesen ein Prestigeverlust. "Dass uns der Abstieg aus dem Dax enttäuscht, steht außer Frage. Als Gründungsmitglied wären wir dem Leitindex gern erhalten geblieben", kommentierte Thyssenkrupp-Vorstandschef Guido Kerkhoff das zum 23. September wirksam werdende Ausscheiden. "Man muss aber auch ehrlich sein: Unsere Performance war zu schwach, daher ist der Gang in den MDax die logische Konsequenz", fügte er hinzu.

ThyssenKrupp AG Hauptversammlung 2019
Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff will wieder aufsteigenBild: picture-alliance/SvenSimon/M. Ossowski

Fehler über Fehler

Thyssenkrupp steckt seit langem in der Krise. Milliardenschwere Fehlinvestitionen in Stahlwerke in Brasilien und den USA. Die als Befreiungsschlag geplante Stahlfusion mit dem indischen Konkurrenten Tata wurde von der EU untersagt. Kerkhoff sagte daraufhin auch die Aufspaltung des Konzerns in zwei eigenständige Unternehmen ab. Um Geld in die leeren Kassen zu bekommen, plant Kerkhoff den Börsengang oder einen Verkauf der profitablen Aufzugssparte. Ihr Wert wird von Analysten deutlich höher eingeschätzt als der des gesamten Konzerns mit seinen weltweit rund 160.000 Mitarbeitern.

Für die Beschäftigten hat der Dax-Abstieg keine direkten Folgen. Sie sind aber von dem Konzernumbau betroffen, bei dem 6000 Arbeitsplätze gestrichen werden sollen, davon 4000 in Deutschland. Wichtig sind Index-Änderungen vor allem für Fonds, die Indizes exakt nachbilden (ETF). Dort muss dann entsprechend umgeschichtet und umgewichtet werden, was Einfluss auf die Aktienkurse haben kann.

Prestigesache

Große Freude hingegen bei MTU Aero Engines. "Ein solcher Schritt wird unsere Sichtbarkeit deutlich erhöhen, insbesondere international", sagte MTU-Vorstandschef Reiner Winkler vor wenigen Tagen dem "Handelsblatt". "Wir versprechen uns natürlich auch etwas mehr Prestige."

MTU reitet zurzeit auf einer Erfolgswelle. In den Triebwerken jedes dritten Flugzeugs weltweit - vom zivilen Airbus bis hin zum Kampfjet - steckt ein Stückchen des Münchner Traditionskonzerns.

ILA Berlin Triebwerk von MTU
Triebwerk von MTUBild: DW/S. Kinkartz

Der Börsenwert von MTU liegt mittlerweile bei rund 13 Milliarden Euro, der Konzern ist damit an der Börse nur gut eine halbe Milliarde Euro weniger wert als die Deutsche Bank. Der Finanzinvestor KKR hatte die damalige MTU München ("Motoren- und Turbinen-Union") 2003 vom Autobauer Daimler übernommen und zwei Jahre später an die Börse gebracht.

cgn/mak (dpa, rtr)