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Zypern: Interview mit Andreas Theophanous

Sabrina Pabst 21. März 2013

Zyperns Regierung lehnt Zwangsabgaben auf Bankkonten ab. Retten könnte sich der Inselstaat selbst, erklärt der zyprische Ökonom Andreas Theophanous - und zwar durch einen nationalen Fonds.

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Prof. Andreas Theophanous, Präsident des Zentrums für Europäische und Internationale Angelegenheiten, UNiversität von Nicosia, Professor für politische Ökonomie. Copyright: Center for European and International Affairs, University of Nicosia
Bild: Center for European and International Affairs, University of Nicosia

DW: Herr Theophanous, Zypern droht die Staatspleite. Die EU-Staaten und der IWF haben ein 10 Milliarden schweres Hilfspaket für Zypern unter der Voraussetzung beschlossen, dass die Kunden zyprischer Banken sich an den Verlusten beteiligen. Sie sollen einen Eigenanteil von 5,8 Milliarden aufbringen. Die Zwangsabgabe wurde vom Parlament scharf kritisiert und abgelehnt. Welche Möglichkeiten sehen Sie, den Staat noch vor einem Bankrott zu retten?

Andreas Theophanous: Wir haben Probleme. Aber einige dieser Probleme hängen mit einer anderen Entscheidung der Europäischen Union zusammen, nämlich dem Schuldenschnitt in Griechenland im Jahr 2012. Durch ihn haben zyprische Banken fünf Milliarden Euro verloren, was etwa einem Viertel des zyprischen Bruttoinlandsproduktes entspricht. Das hat man damals nicht hinreichend berücksichtigt. Jetzt suchen wir Alternativen zum vorgelegten Plan der EU.

Wir haben verstanden, dass diese Alternativen von zyprischen Investoren, also auf Grundlage inländischer Ressourcen geleistet werden müssen. Dies muss allerdings auf freiwilliger Basis oder in Absprache mit Dritten geschehen. Ich denke etwa an Investitionen in Bonds oder Aktien einer zyprischen Bank. Tatsächlich denken viele Zyprer darüber nach, Aktien zu kaufen oder in Wertpapiere zu investieren, um dieses Abkommen zu unterstützen. Allerdings täten sie das, weil sie helfen wollen - und nicht, weil ihnen es jemand vorschreibt.

Aber das Land braucht rund 17 Milliarden Euro – ein großer Teil davon soll den zahlungsunfähigen Bankensektor unterstützen. Müssen nicht langfristig neue Strukturen geschaffen werden, um Zyperns Wirtschaft zu retten?

Ich denke, wir brauchen ohne jeden Zweifel ein neues Modell. Aber das schaffen wir nicht in 24 Stunden. Eine Schocktherapie ist tödlich. Das haben wir schon bei Griechenland gesehen.

Gut ein Drittel des zyprischen Bankvermögens kommt aus Russland. Nikosia verhandelt mit Moskau über eine mögliche Verlängerung des laufenden Kredits zu einem geringeren Zinssatz. Welche Reaktionen erwarten Sie aus Berlin, Brüssel und Nikosia, wenn Russland als weiterer Kreditgeber hinzukommt?

Ich würde mich freuen, wenn geplante Hilfen von allen beteiligten Parteien akzeptiert würden. Ich plädiere für Integration und gleichmäßig verteilten europäischen Wohlstand. Zudem ist es für die europäische Sicherheit wichtig, dass Europa und Russland gute Beziehungen zueinander pflegen. Es wäre darum begrüßenswert, wenn eine Einigung mit allen betroffenen Parteien gefunden würde. Das halte ich für durchaus erreichbar.

Die zyprische Bevölkerung geht derweil auf die Straße. Dabei werden auch Plakate mit anti-europäischen Parolen, gegen Brüssel und gegen einzelne europäische Finanzminister in Brüssel gezeigt. Machen Sie einen Einzelnen wie etwa den deutschen Finanzminister Schäuble für die Stimmung im Land verantwortlich?

Ich denke, der Vorschlag vom vergangenen Wochenende war kein rein ökonomischer Plan. Er hat genauso politische Absichten, nämlich russische Investoren in Zypern zu attackieren und die Beziehung zwischen der Republik Zypern und Russland zu untergraben. Die Entscheidung von Freitag hat eine Panik provoziert. Die Schäden, die dadurch verursacht wurden, sind wesentlich höher als die fünf Milliarden Euro.

In der Vergangenheit hat die Euro-Gruppe mehrere Last-Minute-Lösungen vorgeschlagen. Wo sehen Sie Zyperns Zukunft?

Ich hoffe, dass wir eine Einigung erreichen und bald mit den täglichen Geschäften fortfahren können. Zypern will in der Euro-Zone bleiben. Wir wollen Verantwortung tragen. Aber wir brauchen Zeit.

Andreas Theophanous ist Professor für politische Ökonomie und Präsident des zyprischen Zentrums für europäische und internationale Zusammenarbeit an der Universität in Nikosia, Zypern.