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Theo, lutsche das Bonbon!

Stefan Nestler9. Dezember 2008

DFB-Präsident Zwanziger verklagt einen Journalisten, der ihn als Demagogen bezeichnet hat. Sollte Zwanziger vor Gericht verlieren, will er zurücktreten. Vielleicht sollte er vorher diese Weihnachtsgeschichte lesen.

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Portrait Theo Zwanziger Quelle: dpa
Ruhig Blut!Bild: picture-alliance/ dpa
Ein Mann schiebt Schnee vom Dach einer Halle. Quelle: ap
Alle schaufeln, bis auf TheoBild: AP

Lausig kalt ist es, der Wind bläst eisig, Schnee bedeckt die ganze Stadt – bis auf Theos Haus. Jede Schneeflocke schmilzt sofort, fällt sie aufs Dach oder wird sie gegen die Hauswand geweht. Denn im Innern kocht Theo vor Wut. Nikolaus klopft an. Schon beim ersten Schlag reißt Theo die Tür auf. Nikolaus tritt ein und legt ihm die Hand auf die Schulter. "Was ist bloß los mit Dir? Was ist aus dem lieben Theo geworden, dem Maskottchen der Frauen-Nationalmannschaft, dem Schmusebär der Kanzlerin?" Theo will antworten, ist aber so erregt, dass er nur atemlos stammelt: "Kartellamt … Durchsuchung … dieser Tintenflegel … ich ein unglaublicher Demagoge … Klage … Rücktritt!" Nikolaus antwortet mit ruhiger Stimme: "Theo, Theo, beruhige dich! Bringe mir einen Kaffee. Während ich ihn trinke, schreibst du einen Wunschzettel für Weihnachten. Den bringe ich dem Chef." Zehn Minuten später verlässt Nikolaus das Haus, in der Hand ein eilig vollgekritzeltes Blatt.

Arme Gans

Die Tage vergehen, es bleibt kalt und Theos Haus schneefrei. Endlich ist Heiligabend. Hektisch und ständig vor sich hin fluchend schmückt Theo den Tannenbaum. Dann setzt er sich an den Tisch. Nachdem er mehrfach "Hier du, Pressefuzzi!" gebrüllt und mit dem Messer auf die Weihnachtsgans eingestochen hat, erinnert sich Theo an seinen Wunschzettel. Er schaut unter den Baum und tatsächlich, dort liegt ein kleines Paket. Eilig reißt Theo das Papier ab und findet: ein Bonbon und einen Brief.

Schöne Bescherung

Der Nikolaus aus der saarlaendischen Gemeinde St. Nikolaus, Rudolf Lange, stempelt bei der Eroeffnung des Sonderpostamtes mit dem Nikolaus-Sonderstempel der Post. Quelle: ap
Post vom ChefBild: AP

"Lieber Theo, frohe Weihnachten. Eigentlich hatte ich von dir die üblichen Wünsche erwartet: Etwa dass Deutschland die WM-Quali schafft. Dass ihr ein luxuriöses Quartier in Südafrika findet. Dass du Angela einen Kuss auf die Wange drücken darfst. Und vielleicht auch noch, dass Hoffenheim deutscher Meister wird. Stattdessen schreibst du mir, ich solle das Kartellamt in die Luft jagen. Ich soll einen Journalisten, nur mit Unterwäsche bekleidet, nach Sibirien verbannen und die Zensur in Deutschland wieder einführen. Leider kann ich dir diese Wünsche nicht erfüllen. Doch ich habe etwas aus meiner göttlichen Apotheke beigelegt. Lutsche das Bonbon und du wirst sehen." Wütend reißt Theo den Brief in Stücke und wirft sich das Bonbon ein. Und plötzlich… plötzlich wird er ruhig, ganz ruhig und gelassen. Theo legt die Füße hoch. Wenig später verschwindet sein Haus unter einer dichten Schneedecke.