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Terrorserie in Pakistan hält an

16. Oktober 2009

Im Peschawar ist ein Attentäter mit einem mit Sprengstoffauto in ein Gebäude gefahren. Mindestens 13 Menschen starben. Bereits am Vortag hatte es Anschläge gegeben. Die Regierung spricht von einem "Guerilla-Krieg".

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Nach dem Anschlag liegt in Peschawar ein verkohltes Motorrad auf dem Boden, dahinter steht ein zerstörtes Gebäude (Foto: AP)
Zerstörung in PeschawarBild: AP

Auch am Freitag (16.10.2009) ist es in Pakisten zu Angriffen von Extremisten gekommen. In Peschawar fuhr ein Selbstmordattentäter ein mit Sprengstoff beladenes Auto in ein Büro der Kriminalpolizei. Mindestens 13 Menschen kamen bei dem Anschlag im Nordwesten des Landes ums Leben. Nach Angaben der pakistanischen Behörden war das Auto mit bis zu 70 Kilogramm Sprengstoff beladen.

Am Donnerstag hatten radikal-islamische Extremisten in Lahore in der pakistanischen Provinz Punjab zeitgleich drei Polizeieinrichtungen gestürmt: den Sitz der Kriminalpolizei sowie zwei Polizeischulen in den Vororten Manawan und Bedian. Die Extremisten waren bewaffnet und trugen Sprengstoffwesten.

Stundenlange Gefechte

Rettungskräfte bei einem Opfer der Kämpfe in Lahor (Foto: AP)
Zahlreiche Tote bei Gefechten in LahoreBild: AP

Angreifer und Sicherheitskräfte lieferten sich zum Teil stundenlange Gefechte. Fünf Angreifer, die in das Gebäude eingedrungen waren, seien getötet worden. Andere Kämpfer seien von Scharfschützen erschossen worden oder hätten sich in die Luft gesprengt. Bei den Gefechten zwischen Sicherheitskräften und Extremisten starben nach offiziellen Angaben mindestens 28 Menschen, darunter mehrere Polizisten.

Malik: Guerilla-Krieg mit bezahlten Terroristen

Trümmerwüste nach einem Autobombenanschlag in Kohat (Foto: AP)
Autobombenanschlag in KohatBild: AP

Elf weitere Personen wurden bei einem Autobombenanschlag in der Stadt Kohat im Nordwesten des Landes getötet, darunter drei Polizisten. Im ebenfalls im Nordwesten gelegenen Peshawar starb den Behörden zufolge ein Kind bei einer Explosion in einem Wohnhaus für Regierungsangestellte. Ob es sich dabei ebenfalls um einen Anschlag handelte, war zunächst unklar.

Nach der Angriffserie erklärte der pakistanische Innenminister Rehman Malik, die islamistischen Kämpfer hätten sich auf einen "Guerilla-Krieg" verlegt. Dieser werde nicht mehr nur in Grenzgebieten wie der Nordwestprovinz, sondern nun auch in Punjab geführt. Die Angreifer seien "Terroristen, die dafür bezahlt werden, Pakistan zu destabilisieren", sagte Malik.

Armee rückt gegen Taliban in Süd-Waziristan vor

Pakistans Innenminister Rehman Malik (Foto: AP)
Malik: Extremisten führen Guerilla-KriegBild: AP

Die radikal-islamischen Taliban bekannten sich inzwischen zu den Anschlägen in Lahore. Ein Taliban-Sprecher erklärte gegenüber örtlichen Medien, der Angriff sei von einer Regionalgruppe der pakistanischen Taliban-Bewegung - einer Organisation mit Namen "Tehrik-e-Taliban Punjab" - ausgeführt worden.

Die zunehmende Gewalt in Pakistan steht offenbar in Zusammenhang mit einer Ankündigung der Regierung, nach der Offensive im Swat-Tal auch andere Hochburgen der Extremisten in Süd-Waziristan anzugreifen.

Nach Angaben von Sicherheitskräften und Augenzeugen hat die Armee bereits Luftangriffe auf mutmaßliche Taliban-Stützpunkte in der Region geflogen. Zehntausende Menschen befänden sich deshalb auf der Flucht aus dem südlichen Waziristan.

Experten befürchten mehr Angriffe in Punjab

In den vergangenen elf Tagen wurde Pakistan fast täglich von schweren Anschlägen und Angriffen erschüttert. Insgesamt sollen mehr als 160 Menschen getötet worden sein.

Experten warnten schon lange, dass die pakistanischen Taliban und Mitglieder des Terrornetzwerks El Kaida ihre Aktionen vom Grenzgebiet zu Afghanistan verstärkt in die Provinz Punjab verlegen könnten. Punjab ist die bevölkerungsreichste Provinz des Landes.

Punjabs Provinzhauptstadt Lahore ist die zweitgrößte Stadt Pakistans, mit mehr als sieben Millionen Menschen. Die Metrole ist ein wichtiges Finanz- und Industriezentrum und wird auch als "Herz Pakistans" bezeichnet. Sie liegt nur wenige Kilometer von der Grenze zu Indien entfernt.

Autorin: Ursula Kissel (afp, rtr, AP, dpa)
Redaktion: Thomas Grimmer

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