Tempel der Nacht: Der Friedrichstadt-Palast
Marlene Dietrich, Louis Armstrong und Charles Aznavour sind nur einige der großen Namen, die hier aufgetreten sind. Nun feiert die hochtechnisierte Show "The Wyld" auf der größten Theaterbühne der Welt Premiere.
Bühne der Superlative
Ein Hauch von Las Vegas in Berlin: Die Bühne des Friedrichstadt-Palasts. Fahrbare Portale ermöglichen die flexible Aufteilung der größten Theaterbühne der Welt. Die Showtreppe "Magic Stairs" verfügt über 50 individuell höhenverstellbare Stufen. Bis zu 100 Tänzerinnen und Tänzer tummeln sich hier je nach Inszenierung.
Vom Zirkus zum Schauspielhaus
Nachdem das ursprüngliche Markthallengebäude jahrzehntelang als Zirkus und Showbühne fungiert hatte, eröffnete der große Theatermacher Max Reinhardt im Jahr 1919 den Palast unter dem Namen "Großes Schauspielhaus". Reinhardt nutzte das gigantische Gebäude für monumentale Klassiker-Inszenierungen. Als Eröffnungsstück gab er "Die Orestie" von Aischylos.
Von Anfang an High-Tech
Die Hauptbühne war schon 1919 auf dem damalig neuesten Stand: Neben einer Drehbühne von 18 Metern Durchmesser verfügte sie über verschiebbare Vorbühnen und modernste Beleuchtungs- und Effekttechnik. Nach vielen erfolgreichen Aufführungen, darunter Erik Charells Musikschau "Im weißen Rößl" und Erwin Piscators Polit-Revue "Trotz alledem" schloss das Theater, als die Nazis die Macht ergriffen.
Diktatur und Befreiung
Unter Max Reinhardt hatte das Haus die größten Revuen der Goldenen Zwanziger präsentiert, ab 1934 wurde es von den Nazis unter dem Namen "Theater des Volkes" als Propagandabühne missbraucht. Auf dem Programm: spätbürgerliche Operetten. Doch schon kurz nach dem Krieg waren im von Bomben beschädigten Haus wieder Tanzrevues zu sehen, wie hier im Bild.
Neue Herren und neue Aufgaben
1947 wurden die damaligen Besitzer von der sowjetischen Kommandantur enteignet. Der Magistrat von Groß-Berlin übernahm die Leitung des Hauses, das nun Friedrichstadt-Palast hieß, und nutzte es für politische Großveranstaltungen wie die Gründungsfeier der DDR-Jugendorganisation FDJ. Später entstanden hier auch Fernsehproduktionen wie die berühmte Showreihe "Ein Kessel Buntes".
Schönes Alleinstellungsmerkmal
Schon zu DDR-Zeiten ist der Friedrichstadt-Palast berühmt für seine sogenannte Girlreihe. So wird im Showbusiness die Aufstellung der Darstellerinnen eines Revuetheaters genannt. Die Girlreihe des Friedrichstadt-Palastes ist mit 32 Profi-Tänzerinnen die längste der Welt. Hier zu sehen: die etwas kürzere Version aus den frühen Achtzigern.
Umbau und Neueröffnung
1980 muss das knapp 120 Jahre alte Traditionsgebäude am Schiffbauerdamm aus baustatischen Gründen geschlossen werden. Nur 200 Meter weiter eröffnet die DDR-Führungsriege 1984 den gigantischen Neubau an der Friedrichstraße. Es sollte der letzte Prachtbau sein, den sich der untergehende Staat leistet. Im Bild zu sehen: die Übergabe des Schlüssels an den langjährigen Intendanten Wolfgang E. Struck.
Strahlkraft und Mega-Shows
Der neue Friedrichstadt-Palast glänzt nicht mehr nur von innen. Hinter dem Vorderhaus, das mit seiner Neo-Jugendstil-Fassade an die glorreichen Anfangstage des Traditionshauses erinnert, erhebt sich das gigantische Hauptgebäude - ein Betonkoloss, der mit fast 200.000 Kubikmetern einen ganzen Straßenblock einnimmt. Hier finden Grand Shows wie die neueste Produktion "The Wyld" statt.
International und engagiert
Im Ensemble des Friedrichstadt-Palastes sind 60 Tänzerinnen und Tänzer aus 28 Nationen tätig. Neben seiner Internationalität zeichnet sich das Revuetheater auch durch sein Engagement gegen Homophobie aus. 2012 zeichneten die Berliner Christopher Street Day-Organisatoren die Palast-Leitung mit ihrem Sonderpreis für Zivilcourage aus.
Nofretete im Großstadt-Dschungel
In "The Wyld", der aktuellen Grand Show des Friedrichstadt-Palastes, geht es um die Nachtgestalten der Weltstadt Berlin und eine Liebe zwischen Himmel und Erde. Auch die wohl bekannteste Berlinerin spielt eine Rolle in dem Stück: die altägyptische Herrscherin Nofretete, deren weltberühmte Büste im Neuen Museum steht.
Überirdische Produktion
Als "modern und archaisch, skurril und futuristisch" zugleich beschreibt der Friedrichstadt-Palast in seinem Pressetext die Show mit dem bislang höchsten Produktionsbudget. Für Buch und Regie zeichnen der französische Mode-Designer Manfred Thierry Mugler und der deutsche Showmacher Roland Welke verantwortlich.