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Telematik im Schatten der Porta Nigra

(fro)18. Januar 2002

In vier Jahren Arbeit zwei Patente, drei Promotionen und gut 70 Fachbeiträge zu internationalen Konferenzen - die wissenschaftliche Bilanz von Deutschlands Spitzenforschungszentrum fürs Internet kann sich sehen lassen.

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Institut für Telematik in Trier

Das Institut für Telematik in Trier ist in seiner Ausrichtung in Deutschland einmalig. Die fast 50-köpfige Mannschaft rund um Professor Christoph Meinel hat sich seit Gründung des gemeinnützigen Instituts Anfang 1998 hohe Reputation erworben. In Deutschlands ältester Stadt, unweit der berühmten Porta Nigra, entwickelt Meinels junges Top-Team anwenderfreundliche und praxistaugliche Hightech-Lösungen fürs Internet. Neuer Schwerpunkt: M-Commerce, also alles rund um den elektronischen Geschäftsverkehr per Mobilfunk. Die Telematik beschäftigt sich im allgemeinen mit Schnittbereichen von Telekommunikation und Informatik.

Informationen zu jeder Zeit an jedem Ort

"Wir erforschen und entwickeln Möglichkeiten, wie man an jedem Ort und zu jeder Zeit auf die in den weltweit verbreiteten Computernetzwerken vorhandenen Informationen effizient zugreifen, mit diesen sicher umgehen und sie intelligent nutzen kann. Abläufe in Gesundheitswesen, Wirtschaft, Verwaltung und Verkehr können durch die Ergebnisse unserer praxisorientierten Arbeit wesentlich rationeller gestaltet werden", beschreibt Institutsleiter Prof. Meinel das Credo seines Forschungs- und Entwicklungszentrums, das mit der Fraunhofer-Gesellschaft verbunden und Mitglied der Initiative D21 ist. D21 ist eine Initiative der deutschen Wirtschaft mit der Zielsetzung, den Wandel von der Industrie- zur Informationsgesellschaft in Deutschland zu beschleunigen.

"Wir sind Dank unserer Konstruktion sehr unabhängig. Unser Leistungsanspruch ist hoch und die Mitarbeiter sind top-qualifiziert. Zudem sind wir sehr flexibel und können permanent neue Forschungsthemen aufgreifen", betont der Trierer Telematik-Professor. Telemedizin, Internet/Intranet, Sicherheit der Datenkommunikation in offenen Netzen, Elektronisches Publizieren - das sind die derzeitigen Forschungs- und Entwicklungsfelder seines Instituts.

Gemeinnützigkeit sichert Unabhängigkeit

Die Gemeinnützigkeit der deutschen Forschungs- und Entwicklungs-Einrichtung sichert ihr die notwendige Unabhängigkeit. Jeweils ein Drittel des Jahresetats von zur Zeit rund 1,5 Millionen Euro stammt aus ungebundenen Fördermitteln des Landes, von öffentlichen Institutionen und aus Projekten der Wirtschaft. Auftraggeber sind sowohl weltbekannte Großunternehmen wie Siemens oder die Dresdner Bank als auch kleine und mittelständische Firmen, Krankenhäuser, Finanzdienstleister und Verwaltungen in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Luxemburg.

Einen gehörigen Schub hat der Bekanntheitsgrad der Trierer Einrichtung durch die Erfindung des "Lock Keepers" bekommen. Dabei handelt es sich um ein schleusenartig funktionierendes System, das Computer im Internet durch physikalische Vorkehrungen absolut sicher vor Hacker-Angriffen schützt und damit wirkungsvoller ist als die bisherigen, weltweit verwendeten "Firewalls" mit den höchsten Sicherheits-Standards. "Firewalls" trennen das interne Rechnernetz eines Unternehmens nicht von der Außenwelt, sondern analysieren und filtern lediglich die übermittelten Datenpakete. Das "Lock Keeper"-Verfahren sorgt dafür, dass die zwischen einem Firmen-Intranet übermittelten Daten eine Schleuse passieren müssen. Je nach Zustand der "Tore" findet der Informationsaustausch nur jeweils mit einem der Rechner statt, solange die Daten überprüft werden.

Mit seinen jüngsten Entwicklungen im Bereich der sogenannten "Telemedizin" stellt sich das Institut Ende des Monats den Besuchern der Gesundheitsfachmesse "Arab Health 2002" in Dubai vor. Interessenten können zum Beispiel ein Verfahren der Datenkomprimierung kennen lernen, mit dem man Röntgen-, Tomographie- und Ultraschallbilder in Sekundenschnelle und sicher übers Internet zu anderen schicken kann. Bislang dauerte dies oft Stunden – ein Nachteil vor allem in der Notfallmedizin.

Wissenschaftliche Nachwuchs-Förderung

Kontakt zum hoffnungsvollen wissenschaftlichen Nachwuchs sucht und findet Informatik-Spezialist Meinel einerseits als Uni-Professor in Trier, andererseits über die Website seines Instituts sowie über Konferenzen, Tagungen und Ausstellungen. Und: Zweimal jährlich lädt das Trierer Team zu einem zweitägigen Symposium in die beschauliche Römerstadt ein. Wenn die Nachwuchskräfte nur halb so viel Begabung, Ausdauer und Ehrgeiz mitbringen, wie die bisherigen Mitarbeiter, wird das Institut schon bald der Mosel-Metropole Trier zu neuem Weltruhm verhelfen.