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Telemarketing oder einfach Betrug?

Johanna Durnbaugh24. November 2003

Der Staubsaugervertreter ist aus der Mode gekommen. Heute werden Verbraucher immer stärker am Telefon "informiert" oder belästigt, je nach Standpunkt. Oft werden sie aber auch ganz unverschämt übers Ohr gehauen.

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Fax-Flut: Unerwünschte Werbung nervt weltweit die VerbraucherBild: AP

Nervtötende Telefonanrufe völlig Fremder - in den USA ist das die Regel. "Telemarketing" nennt sich dort die Methode, Verbraucher nicht nur mittels Fernseher, Radio, Internet, Plakaten und Anzeigen Werbung zukommen zu lassen, sondern auch per Telefon. Zu den ungünstigsten Zeiten kämen die Anrufe, sagen Betroffene.

Telefonterror Telefonwerbung Do not call Listen
Das Logo der "Do not call"-InitiativeBild: AP

Manchmal klingele das Telefon fünf oder sechs Mal am Tag, bevorzugt während des Abendessens, wobei mehr oder weniger freundliche Stimmen versuchten, dem ahnungslosen Opfer Produkte oder Abonnements aufzudrängen. Zwar wurden in manchen US-Bundesstaaten so genannte "Do-not-call"-Listen eingeführt, auf die man sich eintragen lassen kann, wenn man keine Werbeanrufe wünscht. Inwieweit das tatsächlich funktioniert, ist jedoch umstritten.

Telefonwerbung in Deutschland

Auch in Deutschland gibt es Telefonwerbung, sagt Miriam Rado, Referentin für das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Im Gegensatz zu den USA ist die Werbung per Telefon in Deutschland aber grundsätzlich verboten. "Der Verbraucher darf nicht ohne tatsächlich zuvor erfolgte Einverständniserklärung zu Hause angerufen werden", sagt Rado. Geschieht es dennoch, kann mit Hilfe der Verbraucherzentrale per Sammelklage dagegen vorgegangen werden.

Werbung per Fax

Ein viel größeres Problem stellen andere Ungereimtheiten auf dem Telekommunikationsmarkt dar. Unaufgeforderte Faxwerbung ist so ein Thema. "Wirklich unverschämt" seien da manche Unternehmen, sagt Rado. Beispielsweise komme es vor, dass der Verbraucher ein Werbefax erhalte - auf dem sei eine Hotline angegeben, über die man die unerwünschte Werbung angeblich abbestellen kann. "Dabei handelt es sich dann oft um eine kostenpflichtige 0190er- oder 0900er-Nummer", sagt Rado. Carola Elbrecht, Juristin beim vzbv-Referat Telekommunikation, hat auch schon von Faxen mit Jobangeboten und Gewinnversprechungen gehört - mit der gleichen Masche, über teure, kostenpflichtige Faxnummern nähere Informationen zu erhalten. "Da steht dann: 'Geben Sie diese Nummer ein für nähere Informationen', und dann werden plötzlich über den Faxabruf 100 Seiten ausgespuckt", sagt Elbrecht. Und der Empfänger hat keine Ahnung, wie viel er nun pro Minute für die völlig wertlosen Informationen, die sein Faxgerät auswirft, bezahlen soll. Seit kurzem gibt es allerdings ein Urteil, das dem Verbraucher auch eine Klagemöglichkeit gegen den Netzbetreiber, nicht nur gegen das faxende Unternehmen, ermöglicht.

Vielfältige Abzocke-Möglichkeiten

Das böse Spiel mit den kostenpflichtigen 0190er- oder 0900er-Nummern beschränkt sich allerdings nicht nur auf elektronische Verbreitungswege wie Telefax oder auch Internet. "Gerade vor Weihnachten gibt es eine ganz beliebte Masche", sagt Elbrecht: Da freut sich jemand über eine Paketbenachrichtigung im Briefkasten, die aber in Wirklichkeit gar keine ist. Auf der steht dann, dass ein Paket vorliege, das aber nur zwei Tage lang abgeholt werden könne und dass man schnellstens anrufen solle - bei einer teuren 0190- oder 0900-Nummer. Carola Elbrecht warnt ausdrücklich davor: "Wir haben da selber mal probehalber angerufen, und dann kam eine endlos lange Tonbandansage mit völlig nutzlosen Aussagen."