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Teherans nukleare Infrastruktur

15. Februar 2012

Iranische Atomanlagen und Trägerraketen erwecken den Verdacht, dass das Land nach Atomwaffen strebt. Hinweise darauf liefern die unterschiedlichen Funktionen der Anlagen.

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Ein Schild mit der Aufschrift "Atomkraftwerk" weist den Weg zum Atomkraftwerk Buschehr (Iran) (Foto vom 25.02.09). Ab Sonntag (29.01.12) wird eine Delegation der Internationalen Atomenergiebehoerde (IAEA) im Iran Gespraeche fuehren. (zu dapd-Text) Foto: Hasan Sarbakhshian/AP/dapd
Iran Atomkraftwerk Atom Buschehr SchildBild: AP

Über das iranische Atomprogramm gibt es auch nach dem jüngsten Besuch einer Delegation der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) Ende Januar viele Unklarheiten. "Natürlich haben wir noch eine Menge Arbeit zu tun", hieß es nach ihrer Rückkehr. Ein neuerlicher Besuch in naher Zukunft sei geplant. Iranische Nuklearanlagen hatte die Delegation nicht besucht. Sie stehen neben den Entwicklungen bei Trägerraketen im Zentrum des Verdachts, dass der Iran nach Atomwaffen strebt.

Das iranische Atomprogramm besteht aus verschiedenen Atomanlagen mit unterschiedlichen Funktionen und in unterschiedlichen Stadien des Betriebs oder des Baus.

In der Nähe von Buschehr am Persischen Golf liegt ein Kernkraftwerk, das als bisher einziges Strom für das iranische Leitungsnetz liefert. Es besteht aus zwei Druckwasser-Reaktoren mit einer installierten Leistung von 1.000 Megawatt. Das in den siebziger Jahren von Siemens begonnene Projekt wurde von Russland fertiggestellt. Im Herbst 2010 meldete der Iran die Inbetriebnahme des AKWs, die IAEA bestätigte den Betrieb Ende 2011. Russland liefert die Brennstäbe und nimmt die abgebrannten zurück. Damit steht Buschehr nicht im Zentrum des Verdachts, dass der Iran an einem Atomwaffenprogramm arbeitet.

Atomkraftwerk in der Nähe von Buschehr am Persischen Golf (Foto: dpa)
Atomkraftwerk in der Nähe von Buschehr am Persischen GolfBild: picture alliance/dpa

Dieser Verdacht bezieht sich vor allem auf die Urananreicherung, die der Iran in der Anlage von Natans betreibt. Dort wird in 3.000 Zentrifugen (Stand: 2007) das als Kernbrennstoff notwendige Uran-235 aus gasförmigem Uranerz gewonnen. Für den Einsatz im AKW ist eine Anreicherung von drei bis fünf Prozent ausreichend, für eine Atombombe ist eine Anreicherung von 85 Prozent Gehalt an Uran-235 notwendig.

2010 begann Iran in Natans mit der 20-prozentigen Anreicherung von Uran. Zuvor waren Verhandlungen über eine internationale Belieferung Irans mit Uranbrennstoff gescheitert.Das höherwertige Uran aus Natans wird – so offizielle Angaben – für den Forschungsreaktor in Teheran benötigt. Für dessen Betrieb steht bislang Uranbrennstoff aus Argentinien zur Verfügung, diese Vorräte sind aber bald aufgebraucht. Der Forschungsreaktor produziert Radioisotope für den medizinischen und landwirtschaftlichen Einsatz.

Die iranische Atomanreicherungsanlage Natans (Foto: dpa)
Urananreicherungsanlage in NatansBild: picture-alliance/dpa

Die Anreicherung auf 20 Prozent gilt als kritische Marke. Der Grund ist, dass der zweite Schritt von 20 auf 85 Prozent technisch als vergleichsweise einfach gilt. Die 20-prozentige Uran-Anreicherung soll nach Plänen Teherans von Natans in die zweite bekannte Anreicherungsanlage von Fordo, in der Nähe der heiligen Stadt Qom, verlegt werden. Diese unterirdische und verbunkerte Anlage befindet sich etwa 140 Kilometer südlich von Teheran. Erst im September 2009 hatte Iran die Weltöffentlichkeit über die Existenz dieser Anlage informiert. Die IAEA bestätigte im Januar 2012 die Urananreicherung auf 20 Prozent in Fordo.Rund 200 Kilometer westlich von Fordo befindet sich der Schwerwasserreaktor Arak, wegen seiner Leistung von nur 40 Megawatt auch als "Forschungsreaktor" bezeichnet. Ende 2002 veröffentlichten die USA Satellitenbilder der Anlage, die 2010 von IAEA-Inspekteuren besucht wurde und sich noch im Bau befand. Schwerwasserreaktoren sind gut für die Herstellung von waffenfähigem Plutonium geeignet.

Schwerwasserreaktor in Arak (Foto:AP)
Schwerwasserreaktor in ArakBild: AP

Im iranischen Kernforschungszentrum von Isfahan entsteht eine Anlage zur Weiterverarbeitung von Uranerz. Beabsichtigt ist nicht nur die Umwandlung der Uranverbindungen ("Yellowcake") in gasförmigen Zustand, sondern auch in Uranmetall. Letzteres kann in Irans Reaktoren nicht verwendet werden, wohl aber in Atombomben.

Autor: Hans Spross
Redaktion: Ana Lehmann