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Teufelswerk von DJ Hell

25. Mai 2009

Der deutsche Techno-DJ Hell gilt als stilprägender Tausendsassa inmitten wilder Partynächte, Mode-Events und Plattenproduktionen. Jetzt hat Hell sein Opus Magnum abgeliefert: Das Doppel-Album "Teufelswerk".

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CD-Cover DJ Hell (Quelle: Rough Trade)
Das neue Doppelalbum von DJ HellBild: Gigolo (rough trade)

Kraftwerk und andere Elektronikpioniere haben Deutschland zum Land der DJ´s und Denker elektronischer Musik gemacht. Für Techno und seine Varianten elektronischer Tanzmusik gingen immer wieder wichtige Impulse von Deutschland aus. Und das schon seit über 20 Jahren. Die Frage ist nur: Wie kann man als Musikschaffender in diesem gigantischen Kosmos relevant sein? Die Antwort: so wie DJ Hell. Der 46jährige, mit bürgerlichem Namen Helmut Geier, prägt seit Mitte der 80er Jahre die deutsche Elektronik-Szene.

Warhol als Vorbild

Hells musikalische Wurzeln liegen in Rock, Punk und New Wave. Die Liebe zur elektronischen Musik hat ihn aber erst zu dem gemacht, der er heute ist. Der gebürtige Bayer legte erst `Chicago House´ auf, dann machte er die härtere Variante `Detroit Techno´ in Deutschland bekannt. Ab den frühen 90er Jahren produzierte er eigene Songs und gründete schließlich 1996 das Label `International DeeJay Gigolo Records´. Spätestens jetzt tat er, was er wollte – nämlich die oft starren Grenzen populärer Musikkultur aufbrechen und frei agieren. Er legte bei Mode-Events auf, trug auf der DJ-Kanzel Maßanzüge und baute mit seinem Label eine produktive Gesellschaft auf, deren Vorbild Andy Warhols Kreativ-Schmiede "Factory" ist. Nicht umsonst ließ er sich kürzlich für eine Fotosession als Warhol mit halbnackter Muse ablichten.

Wie einst das Doppelalbum

DJ Hell am Plattenteller (Quelle: Xamax/ dpa)
DJ Hell am PlattentellerBild: picture-alliance/dpa

Hell ist gleichzeitig Trendbegründer und Bewahrer musikalischer Traditionen. Sein Album Teufelswerk macht das unmissverständlich klar. Bereits die kühle Ästhetik des Covers erinnert an die Formensprache der Popmusik aus den 80er Jahren. Und die Entscheidung für ein Doppelalbum ist gleichfalls eine klare Reminiszenz an populäre Musik. Immer wieder haben Popkünstler diese Form gewählt, um entweder umfangreiches Material oder ein Konzeptalbum zu veröffentlichen. Bei Teufelswerk handelt es sich allerdings weniger um ein ausgestelltes Thema, vielmehr ist es ein eleganter Stilmix elektronischer Tanzmusik der letzten 20 Jahre – eingeteilt in eine `Night´ und eine `Day´-Seite. Auf Night geht es tendentiell hart zur Sache, da ist pumpender Techno zu finden, genauso wie zwitschernder Acid House. Die Day-Seite ist behutsamer und bietet ruhigen Ambient und sogar Spuren analoger Instrumente wie der Gitarre.

Bekannte Kollaborateure

"Das Album ist sehr persönlich geworden. Mein ganzes Wissen steckt darin und ich denke, ich kann kein besseres Album machen", resümiert Hell. Die Dichte an hochkarätigen Kollaborateuren mag dabei geholfen haben. Angefangen bei keinem geringeren als Bryan Ferry von Roxy Music. Der steuerte den Gesang auf dem Opener "U can Dance" bei. Der HipHop-Superstar P.Diddy rappt auf "The DJ" und der Österreicher Peter Kruder, bekannt geworden mit dem TripHop-Duo Kruder&Dorfmeister, produzierte die Day-Seite des Albums. Teufelswerk endet dann, in die tiefsten 70er Jahre abtauchend, mit einer Coverversion "Silver Machine" der Spacerock-Band Hawkwind.

Screenshot von der Website (Quelle: Rough Trade)
DJ Hell Screenshot von der WebsiteBild: www.djhell.de

Geheimnis des Teufelswerks

Hell ist tatsächlich ein großer Wurf gelungen. Ein dunkel schimmerndes Stück Elektronik-Musik – immer sehr selbstbewusst und nie seelenlos. Das Album ist, mit seinen musikalischen Zitaten, seinen Soundcollagen und seinem Mut zur Retrospektive nicht nur für Techno-Liebhaber ein Erlebnis. Was Hell als Gegenleistung für dieses Teufelswerk erbringen musste, bleibt sein Geheimnis.

CD-Tipp: DJ Hell "Teufelswerk", Label: Gigolo Records

Autor: Daniel Müller

Redaktion: Matthias Klaus