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Tausende fordern Recht auf Abtreibung

26. September 2015

Das katholische Irland hat eines der strengsten Abtreibungsgesetze weltweit. Den Ruf nach einer Reform gibt es seit langem. Nun demonstrierten tausende Menschen in Dublin für eine Liberalisierung des Gesetzes.

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Irland Dublin Demonstration gegen Abtreibung
Bild: picture-alliance/dpa/P. Muhly

"Was wollen wir? Das Recht zu wählen. Wann wollen wir es? Jetzt", riefen die Demonstranten in der irischen Hauptstadt. Sie forderten insbesondere die Abhaltung eines Referendums über die Streichung des achten Zusatzartikels der irischen Verfassung. Dieser Artikel schreibt der Mutter und ihrem Fötus die gleichen Rechte zu.

Nach Angaben der Organisatoren zogen bis zu 10.000 Menschen durch die Straßen der Hauptstadt Dublin. Orla O'Connor, die Leiterin des National Women's Council in Ireland, sagte bei der Kundgebung, die Abtreibung sei eine Realität, die die Regierung endlich akzeptieren müsse. "Es ist eine völlige Heuchelei, dass die Rechte der Frauen noch immer ignoriert werden. Anstatt sich der Wahrheit zu stellen, exportiert die Regierung das Problem nur."

Hohe Haftstrafen

In Irland ist Abtreibung ist erlaubt, wenn die Schwangere in Lebensgefahr ist. Dies gilt sogar erst seit dem Jahr 2013, nachdem eine Frau bei einer Fehlgeburt in der 17. Schwangerschaftswoche an einer Blutvergiftung gestorben war. Selbst nach einer Vergewaltigung oder wenn die Gesundheit der Schwangeren gefährdet ist, verbieten die irischen Gesetze einen Schwangerschaftsabbruch, ebenso im Fall einer Fehlbildung des Fötus. Für die Durchführung oder Beihilfe zu einem Schwangerschaftsabbruch drohen bis zu 14 Jahre Haft.

Jährlich sehen sich nach Schätzungen der Menschenrechtsorganisation Amnesty International 4.000 Frauen und Mädchen gezwungen, mit ihrem Abtreibungswunsch ins Ausland zu reisen. Seit 1971 seien 177.000 irische Frauen und Mädchen nach England und Wales gereist, um dort einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen, berichtet Amnesty.

Diskussion über Volksabstimmung

Nach dem Ja der Iren für die Einführung der Homoehe bei einem Referendum Ende Mai hatten Pro-Abtreibungs-Aktivisten und Politiker gefordert, auch über dieses Thema das Volk abstimmen zu lassen. Nötig wäre aber eine Änderung der Verfassung. Premierminister Enda Kenny hat bereits ausgeschlossen, vor der Parlamentswahl im April 2016 ein solches Referendum abzuhalten.

Im Juni hatte Amnesty die strengen Abtreibungsregeln in Irland scharf verurteilt und eine frauenfreundlichere Gesetzgebung gefordert. "Die Rechte von Frauen und Mädchen werden jeden Tag verletzt aufgrund einer Verfassung, die sie wie Gebärmaschinen behandelt", erklärte Generalsekretär Salil Shetty.

kle/nin (afp, kna, independ.ie)