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Tausende Arbeitsplätze in Gefahr

25. Juni 2009

Rund 16.650 Unternehmen haben im ersten Halbjahr infolge der Wirtschaftskrise einen Insolvenzantrag gestellt - ein Zuwachs von 14 Prozent. Ob Karstadt, Quelle oder Wadan-Werften: Tausende Arbeitsplätze sind bedroht.

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Konkurs-Stempel (Foto: Bilderbox)
Konkurse nehmen zuBild: BilderBox

Die Zahl der durch Insolvenz bedrohten Arbeitsplätze ist massiv gestiegen. Sie nahm binnen Jahresfrist um mehr als 54 Prozent auf 254.000 zu, wie die Wirtschaftsauskunftei Creditreform am Donnerstag (25.06.2009) mitteilte.

Woolworth-Kaufhaus (Foto: AP)
Bei Woolworth wird die Hälfte aller Filialen geschlossenBild: AP

In der ersten Jahreshälfte beschäftigten einige spektakuläre Insolvenzen die Medien, allen voran die Pleite des Handels- und Touristikkonzerns Arcandor, zu dem die Kaufhauskette Karstadt gehört. 52.000 Arbeitsplätze sind von der Insolvenz bedroht. Auch die Insolvenz des Einzelhandels-Discounters Woolworth bringt Unruhe unter die fast 10.000 Mitarbeiter: Die Hälfte aller Kaufhäuser in Deutschland wird geschlossen, 5000 Menschen werden arbeitslos.

Weitere größere Pleiten waren Qimonda mit 4600 Beschäftigten, die Wadan-Werften in Wismar und Rostock mit 2600 Arbeitsplätzen, der Textilhersteller Schiesser mit 2300 Mitarbeitern, der Eisenbahn-Modellbauer Märklin mit 1400 und der Porzellanhersteller Rosenthal mit 1300 Beschäftigten. Viele der Firmen waren schon länger in Schieflage geraten, die Wirtschafts- und Finanzkrise bedeutete dann das Aus.

Erste große Pleitewelle traf Auto-Zulieferer

Reifen von Continental (Foto: dpa)
Autozulieferer haben hart an der Finanzkrise zu knabbernBild: picture-alliance/ dpa

Im Sog der schrumpfenden Autoproduktion mussten allein im ersten Halbjahr dieses Jahres 40 der rund 1000 Autozulieferer in Deutschland aufgeben. Rund 20.000 Arbeitsplätze sind davon betroffen.

Am deutlichsten zugenommen haben die Insolvenzen im Verarbeitenden Gewerbe: Hier erhöhte sich nach Angaben von Creditreform die Zahl der Konkurse um 31,4 Prozent auf 1550 betroffene Betriebe. Im Gegensatz dazu ist das Baugewerbe bisher noch glimpflich durch die Konjunkturkrise gekommen: Hier wird ein Anstieg der Insolvenzen um 7,6 Prozent auf 2680 betroffene Unternehmen verzeichnet.

Schlechte Zahlungsmoral

Die Wirtschaftskrise drückt auch auf die Zahlungsmoral. Rechnungen bleiben immer häufiger liegen. Bei nur sieben von zehn Unternehmen ist das Geld innerhalb von 30 Tagen auf dem Konto. Wenn Forderungen nicht bezahlt werden, fehlt insbesondere Kleinbetrieben wichtige Liquidität.

Auch die Möglichkeiten einen Kredit zu bekommen haben sich verschlechtert. Jeder sechste Mittelständler spricht von einer Kreditklemme. Das sind laut Creditreform mehr als doppelt so viele als 2008. Unter abgelehnten Kreditanträgen hätten vor allem Unternehmen im Einzelhandel und im Baugewerbe zu leiden.

Frau im Büro (Foto: picture alliance)
Immer beliebter: SelbstständigkeitBild: picture-alliance/chromorange

Auf das Gründungsgeschehen hatte die wirtschaftliche Talfahrt dagegen bislang kaum einen negativen Einfluss. Deutschlandweit wurden in der ersten Jahreshälfte 89.400 Unternehmen neu in die Register eingetragen, deren Größe, Rechtsform und Beschäftigtenzahl auf größere wirtschaftliche Aktivität schließen ließen, berichtete Creditreform. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einer Steigerung um 11,5 Prozent. Der Hintergrund: Im Zuge des fortschreitenden Arbeitsplatzabbaus wagen immer mehr Menschen den Sprung in die Selbstständigkeit. (HF/ako/rtr/dpa/ap)