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Taskforce für die Sicherheit

Naomi Conrad, Berlin2. April 2015

150 Menschen starben, als eine Maschine der Germanwings in den Alpen zerschellte. Hätte der Absturz verhindert werden können? Die Luftfahrtbranche und die Politik wollen Konsequenzen ziehen.

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Griechenland Parlament
Bild: picture-alliance/dpa/D. Reinhardt

Wenn es um die Luftfahrt in Deutschland geht, dann sind laut Verkehrsminister Alexander Dobrindt die Sicherheitsstandards "ganz hoch". Trotzdem gelte es nach dem Germanwings-Absturz über eine Weiterentwicklung nachzudenken, so der CSU-Politiker am Donnerstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Klaus-Peter Siegloch.

Der schreckliche Vorfall, von dem Dobrindt spricht, wurde nach derzeitigen Erkenntnissen der Ermittler wohl absichtlich von dem Copiloten herbeigeführt. Sein mögliches Motiv ist unklar, doch soll der Copilot unter Depressionen gelitten haben und an dem Tag eigentlich krankgeschrieben gewesen sein.

Wiedereinführung der Ausweispflicht?

Seitdem diskutieren Politik und Vertreter der Luftfahrtbranche, wie derartige Katastrophen in Zukunft verhindert werden können: Innenminister Thomas de Maizière etwa prüft nach Informationen der "Bild"-Zeitung eine Ausweispflicht auf alle Flüge im Schengenraum, in dem seit Wegfall der Grenzkontrollen in vielen Ländern die Identität der Fluggäste nicht mehr systematisch kontrolliert werden. Wenn ein Passagier etwa sein Ticket an jemanden abtrete, so der CDU-Politiker in der "Bild"-Zeitung, werde nur der Name des ersten Passagiers erfasst. "Das ist ein riesiges Sicherheitsproblem, und wir müssen ernsthaft überlegen, ob das in Zukunft wirklich noch so bleiben kann."

Kerzen beim Trauergottesdienst (Foto: Thomas Lohnes/Getty Images)
150 Menschen starben bei dem Absturz - darunter auch viele KinderBild: Getty Images/T. Lohnes

Vergangene Woche hatten viele Airlines bereits eine Zwei-Personen-Regel für das Cockpit beschlossen. Demnach müssen sich zu jeder Zeit zwei Personen im Cockpit aufhalten. Wenn also der Pilot oder der Copilot das Cockpit verlassen, muss ein anderes Crewmitglied einspringen.

Gleichzeitig soll nach Ostern eine Arbeitsgruppe von Experten der Bundesregierung und der Luftfahrtbranche über mögliche neue Bestimmungen beraten. Die Gruppe wird sich nach Angaben von Dobrindt unter anderem mit dem Türmechanismus des Cockpits sowie den medizinischen und psychologischen Tests der Piloten befassen.

Türmechanismus auf dem Prüfstand

Als Konsequenz aus den Anschlägen vom 11. September, als Extremisten in die Cockpits mehrere Flugzeuge stürmten und die Kontrolle übernahmen, wurde ein Mechanismus eingeführt, mit dem die Tür von innen verschlossen werden kann. Dieser macht ein Eindringen auch für Crewmitglieder unmöglich. Die derzeitige Hypothese der Ermittler ist, dass der Copilot der Germanwings-Maschine diesen Mechanismus absichtlich aktivierte, um seinen Kollegen auszusperren.

Ob allerdings der Mechanismus tatsächlich abgeschafft wird, bleibt offen: Klaus-Peter Siegloch will Schnellschüsse vermeiden: "Die Aufgabe der Taskforce ist noch offen." Wichtig sei, ausgiebig über Vor- und Nachteile möglicher Änderungen zu beraten, um die Sicherheitskette im Flugverkehr nicht zu gefährden. Er kritisierte explizit die Debatte, die in den vergangenen Tagen aufgeflammt sei, über eine mögliche Aufweichung der ärztlichen Schweigepflicht. Solch ein Schritt könne "am Ende zu einer Verschlechterung der Lage führen", wenn Piloten sich nicht mehr trauten, sich einem Arzt anzuvertrauen.

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In einem zweiten Schritt müssten mögliche Änderungen mit den europäischen und auch internationalen Partnern diskutiert und abgestimmt werden, so Dobrindt, schließlich "ist die Sicherheit der Luft ja unteilbar."