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Tankstellenpreise bald auch im Supermarkt?

Sascha Meyer, dpa1. Januar 2016

Das Glas Honig kostet 3,99 Euro - so steht es auf dem Papierschild am Regal. Inzwischen gibt es in immer mehr Läden digitale Preisanzeigen. Verbraucherschützer mahnen, mit der neuen Technik nicht zu tricksen.

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Warnung vor Intransparent bei digitalen Preisen
Bild: picture-alliance/dpa/M. Becker

Beim Einkauf auf den Preis zu schauen, ist nicht nur etwas für ausgewiesene Schnäppchenjäger. Lange klebte der Betrag auf jedem Artikel, aufgeheftet mit Mini-Etiketten vom Supermarktpersonal. Inzwischen stecken Papierschildchen an den Regalen, da zum Beispiel ja alle Packungen des gleichen Toastbrots meist gleich viel kosten.

Mehr und mehr setzen sich inzwischen aber Digitalanzeigen durch, die sich zentral steuern lassen - so wie auch an Tankstellen niemand mehr auf eine Leiter klettert, wenn der Liter wieder einmal günstiger oder teurer wird.

Preise am Computer ein- und umzustellen, ist vor allem eine große Arbeitserleichterung. Rund 15 000 Artikelpreise gibt es in einem durchschnittlichen Supermarkt. Und wegen Aktionen oder Veränderungen bei den Produktangaben müssen die Mitarbeiter Woche für Woche mehr als 100 Papieretiketten an den Regalen per Hand austauschen, wie ein Sprecher der Handelskette Rewe erläutert. Das kostet Zeit, und es können auch schon einmal Fehler passieren - zum Ärger der Kunden.

Digitale Preisschilder gibt es immer häufiger

Mehrere große Ketten haben begonnen, ihr Filialnetz Schritt für Schritt umzurüsten. Rewe installiert seit Ende 2013 bei Neubauten und Renovierungen digitale Anzeigen. Der Elektrohändler Media-Saturn will nach einem Test alle 420 Märkte in Deutschland umstellen.

Neben dem Preis werden auf den E-Schildern auch die Bezeichnung und wichtige Angaben zum Produkt angezeigt, wie eine Sprecherin sagt. Die neuen Schilder sollten den Kunden zudem das Vertrauen geben, "dass wir stets einen aktuellen und günstigen Preis bieten". Künftig könnten per Smartphone auch weitere Infos oder Filmclips abrufbar sein.

Verbraucherschützer sind skeptisch

Die Verbraucherzentralen sehen nicht nur Vorteile. Denn digitale Anzeigen schaffen die Voraussetzung dafür, dass Preise theoretisch ständig umgestellt werden können - auch stündlich oder minütlich. "Wir werden beobachten, ob das Realität wird", sagt der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller.

Kurzfristige Rhythmen wie an Tankstellen, an denen Benzinpreise teils mehrmals am Tag schwanken, wären für viele Kunden befremdlich. "Ganz schwierig wird es, wenn der eine Verbraucher einen höheren Preis zahlen muss, der andere aber einen niedrigeren." Was wäre zum Beispiel, wenn eine Tiefkühlpizza abends teurer ist - weil Berufstätige im Stress nach dem Büro wenig Zeit haben und nicht noch extra den Laden wechseln?

Der Handel wiegelt ab

Die Branche weist solche Bedenken entschieden zurück. Ziel sei "definitiv nicht, Preise in Tankstellen-Manier permanent zu ändern und den Kunden zu verwirren", heißt es bei Media-Saturn. Werden Preise umgestellt, dann außerhalb der Ladenöffnungszeiten. Auch bei Lebensmitteln gehörten tageszeitabhängige Rabatt-Aktionen oder tankstellenähnliche Zustände "ins Reich der Fantasie", betont der Rewe-Sprecher. Änderungen oder Sonderangebote würden traditionell "immer und ausschließlich zum Wochenwechsel" vorgenommen.

Denn wenn Kunden mitbekämen, dass es kurz nach ihrem Einkauf eine Preissenkung gab, wäre die Reaktion klar: Es gäbe sofort Beschwerden - und die Kunden würden dem Geschäft womöglich auf Dauer den Rücken kehren.