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Angriffsziel Tourismus

18. Oktober 2006

Mit den Kämpfen zwischen Tamilen-Rebellen und Regierungstruppen in Sri Lanka wächst die Gefahr ethnischer Gewalt unter den Bevölkerungsgruppen. Nach einem Anschlag in der Touristenhochburg Galle kam es jetzt zu Unruhen.

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Marine-Soldaten am betroffenen Stützpunkt in GalleBild: AP

Bei einem Rebellenangriff auf einen Marinestützpunkt im srilankischen Touristenort Galle sind am Mittwoch (18.10.) nach Armeeangaben zahlreiche Menschen getötet worden. Ein Marinesprecher sagte, 15 LTTE-Kämpfer, ein Soldat und ein Zivilist seien ums Leben gekommen. Nach Darstellung des Verteidigungsministeriums in Colombo griffen fünf als Fischerboote getarnte Rebellenboote den Stützpunkt an. Die Marine habe drei der Schiffe zerstört, die beiden anderen seien am Hafeneingang von ihren Insassen gesprengt worden.

Übergriffe auf tamilische Geschäfte

Aus zwei Booten heraus seien Angreifer an Land gegangen und hätten die Marinebasis mit Panzerfäusten beschossen, meldet der LTTE-nahe Internetdienst Tamilnet. Es sei zu einem zweistündigen Feuergefecht gekommen.

Die Tat ereignete sich zwei Tage nach dem seit Jahren schwersten Selbstmordanschlag auf einen Marinekonvoi, bei dem im Norden der Insel fast 100 Menschen getötet worden waren.

Nach dem Anschlag kam es kurzzeitig zu Übergriffen von Singhalesen gegen die tamilische Minderheit. Banden plünderten zwei Geschäfte, die Tamilen gehören. Polizisten hätten Warnschüsse abgefeuert, um die Menge zu zerstreuen, berichteten Polizei und Anwohner. Um weitere Unruhen in dem Urlaubsort zu verhindern, wurde eine Ausgangssperre verhängt. In anderen Teilen des Landes wurden Autos, die Tamilen oder Moslems gehören, mit Steinen beworfen.

Ausweitung des Krieges

Die Rebellen verüben ihre Angriffe und Anschläge gewöhnlich im Norden und Osten Sri Lankas. Galle im Süden liegt im Touristengebiet und ist weit entfernt von den Rebellen-Hochburgen. Die seit Monaten wieder eskalierende Gewalt im Norden hatte die Urlaubsregion bisher nicht erfasst. Vordergründig galt der jüngste Angriff der Marinebasis in Galle, doch vor allem traf er den Tourismus auf der Tropeninsel. Die LTTE, die sich gerne als legitimer Vertreter aller Tamilen in Sri Lanka darstellt, könnte es sich nicht erlauben, Touristen direkt anzugreifen - dafür sind die Rebellen zu sehr auf das Ausland angewiesen.

Unmittelbar nach dem Anschlag flog die Luftwaffe Bombenangriffe auf LTTE-kontrolliertes Gebiet. Die LTTE teilte mit, bei dem Bombardement im Nordosten seien eine Frau getötet und zwei Menschen verletzt worden, darunter ein zehn Jahre altes Kind.

Die LTTE kämpfen seit mehr als 20 Jahren für mehr Selbstbestimmung im Norden und Osten der Insel. In dem Konflikt sind mehr als 65.000 Menschen ums Leben gekommen. Ungeachtet eines 2002 vereinbarten Waffenstillstands ist die Gewalt in den vergangenen Wochen wieder eskaliert. Ende des Monats sollen Vertreter der Konfliktparteien in Genf zu Friedensgesprächen zusammenkommen. Regierungssprecher Keheliya Rambukwella sagte am Mittwoch, die Regierung halte trotz des Anschlags an den Gesprächen fest. (stu)