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Taliban bestätigen Fall von Masar-i-Scharif

10. November 2001

Die Taliban haben am Samstag den Verlust der strategisch wichtigen Stadt Masar-i-Scharf an die Nordallianz eingeräumt.

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Bild: AP
Die den Taliban nahe stehende Nachrichtenagentur Bachtar erklärte in Kabul, Kämpfer der Miliz hätten sich wegen der andauernden Angriffe von US-Kampfflugzeugen aus der Stadt zurückziehen müssen. Die USA setzten unterdessen ihre Angriffe auf Taliban-Stellungen an der Front nördlich von Kabul fort.

Ein ranghoher Beamter der US-Regierung, der nicht genannt werden wollte, erklärte, das Pentagon habe von Kämpfern der Nordallianz Berichte über den Fall Masar-i-Scharifs erhalten. Bestätigt seien diese Berichte jedoch noch nicht, sagte der Pentagon-Sprecher. Darüber hinaus könne sich die Lage innerhalb von 24 Stunden auch wieder ändern.

Die Lage in Masar-i-Scharif ist ruhig

Ein Sprecher der Nordallianz erklärte am Samstag, Masar-i-Scharif sei vollständig in den Händen der Opposition. "Heute morgen ist die Stadt ruhig. Es gibt keine Kämpfe. Die Taliban sind abgezogen", erklärte Karim Chalili. Die Nordallianz rücke nun in Richtung Hairatan an der Grenze zu Usbekistan vor, um die Kontrolle über diese Region zu gewinnen.

Der Vertreter der Nordallianz in Washington, Haron Amin, erklärte, Truppen von drei Kommandeuren hätten strategisch wichtige höher gelegene Punkte in der Nähe der Stadt besetzt. Die Taliban flöhen in Richtung Osten und Westen, viele in Lastwagen und Jeeps. "Sie werden in unserem Territorium sein. Wir werden ihnen den Weg abschneiden können", sagte Amin. Von 3000 Taliban-Kämpfern in der Stadt seien 500 getötet und 500 festgenommen worden.

Der Kommandeur des US-Flugzeugträgers "Theodore Roosevelt" erklärte, zahlreiche Kampfflugzeuge seien am späten Freitagabend von dem Schiff gestartet, um die abziehenden Taliban anzugreifen. "Wir dachten, dies würde ein sehr langsames Vorrücken auf die Stadt, aber es sieht so aus, als ob die Taliban zurückgefallen seien." Im Laufe des Tages seien zahlreiche abziehende Konvois beobachtet worden. US-Kampfflugzeuge hätten die Nordallianz aus der Luft unterstützt.

Taliban-Einheiten abgeschnitten

Nach einer Eroberung von Masar-i-Scharif könnten die USA und ihre Verbündeten die schlecht ausgerüsteten oppositionellen Truppen mit große Mengen Munition, Panzern und anderen Gütern versorgen. Außerdem wären die Taliban-Einheiten im Nordwesten des Landes abgeschnitten.

Das Terrornetzwerk El Kaida von Islamistenführer Osama bin Laden meldete sich unterdessen erneut mit einer Videobotschaft zu Wort und warf den USA die Ermordung Hunderter Zivilisten in Afghanistan vor. Der Ägypter Ajman el Sawahri, den die USA direkt hinter bin Laden auf die Liste der meistgesuchten Terroristen gesetzt haben, sagte in einer am Freitag vom arabischen Fernsehsender El Dschasira verbreiteten Erklärung, die USA hätten bei den Luftangriffen in Afghanistan bereits 1600 Zivilisten getötet. Die Opfer seien vor allem Alte, Frauen und unschuldige Kinder.