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Kölns Talente: Gekommen, um zu bleiben

13. Dezember 2017

Der 1. FC Köln verliert erwartungsgemäß in München, kommt aber mit seinem aufs Äußerste dezimierten Kader zumindest nicht unter die Räder. Viele der neuen Gesichter könnten für Köln mehr sein als nur Lückenbüßer.

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Fußball Bundesliga FC Bayern Muenchen v 1. FC Koeln 16. Spielta
Bild: Reuters/M. Dalder

Die Medienabteilung des 1. FC Köln flüchtete sich nach dem 3:4-Drama gegen Freiburg mit Blick auf das Auswärtsspiel in München und die unfassbar lange Verletztenliste in Galgenhumor. Auf Twitter verbreitete das Tabellenschlusslicht einen fiktiven Spielerpass von Geißbock Hennes Vlll. Jetzt muss schon das Maskottchen den Kader des leidgeplagten Schlusslichts auffüllen - so die Botschaft.

Und beinahe hätten die Kölner den Geißbock in München wirklich gebraucht, ginge es denn. Denn zum bereits die ganze Saison über gigantischen Kölner Lazarett mit Langzeitverletzten wie Risse, Höger, Hector, Cordoba oder Bittencourt gesellten sich zuletzt auch noch Maroh, Pizarro, Osako, Guirassy und Rausch - grotesk. Das wiederum führte dazu, dass im Kader von Stefan Ruthenbeck für das Spiel in München Namen wie Führich, Kusic, Risa, Ouahim und Bisseck auftauchten - Spieler, von denen mit Ausnahme von Bisseck wohl nur die intimsten Kenner des Klubs vorher gehört hatten. Nicht ein einziger gelernter Stürmer stand Ruthenbeck damit in München zur Verfügung.

Einstellung stimmt - Klünter und Özcan gehen voran

"Man sagt, wir hätten nichts zu verlieren. Aber wir haben sehr wohl etwas zu verlieren. Wir wollen frech sein und attackieren, trotz unserer Situation", hatte der Trainer vor dem aussichtslosen Unterfangen in München gesagt, und seine Spieler setzten das im Rahmen ihrer Möglichkeiten achtenswert um. Natürlich verwundert es kaum, dass die Bayern den Löwenanteil an Ballbesitz hatten, doch die junge Kölner Debütanten-Truppe hielt nach Kräften dagegen, zeigte über 90 Minuten Einsatz, Moral und Kampfgeist und machte es dem Favoriten so unangenehm wie eben möglich.

Dass mit Lukas Klünter, der als gelernter Außenverteidiger den Stürmer gab und mit seiner Schnelligkeit immer wieder den Weg nach vorne machte, und Salih Özcan (19) als Spiellenker und Wortführer zwei Spieler, die vor einem Jahr selbst noch Nachwuchs-No-Names waren, im Kölner Team vorweg marschierten, zeigt, wie schnell man zum Leistungsträger mit Verantwortung auf dem Platz werden kann. Gut denkbar, dass das im Fall von Handwerker, der erneut von Beginn an spielte, Führich, der eingewechselt wurde, Bisseck und Kusic auch bald der Fall sein könnte, nämlich dann, wenn der siebte Abstieg der Vereinsgeschichte feststeht und Leistungsträger wie Horn, Hector oder Bittencourt nicht mehr zu halten sein werden.

Der Job des Armin Veh

So bitter es aktuell für den FC läuft, so deutlich sieht man schon jetzt die ersten Schritte in Richtung eines Neuaufbaus. Ein Neuaufbau, der aufgrund der historisch schlechten Saison mehr als ein halbes Jahr vor der kommenden Spielzeit angegangen werden muss. Doch wahnsinnig darf sich in Köln nach chaotischen Wochen und einer unwürdigen Posse um die Entlassung von Peter Stöger aktuell niemand machen lassen. Nur wenn jetzt alle im Klub konstruktiv und vertrauensvoll miteinander arbeiten, hat man die Chance, den designierten Abstieg in der kommenden Saison mit einer gut aufgestellten und eingespielten Mannschaft als "Betriebsunfall" schnell mit dem Wiederaufstieg vergessen zu machen. Andernfalls riskieren die handelnden Personen den totalen Zerfall des Traditionsklubs aus der Domstadt.

Die wohl wichtigste dieser handelnden Personen ist der neue Sportdirektor Armin Veh, der unter der Woche in Köln vorgestellt worden war. Zwar wird in Köln auch über Winter-Verstärkungen spekuliert, aber die Spieler die dann kommen könnten, werden ganz sicher mit Verträgen für die 2. Liga ausgestattet werden und schon Teil der Planung für die kommende Saison sein. An den Klassenerhalt glaubt in Köln niemand mehr. Armin Vehs Gedankenspiele handeln, wenn auch nicht offiziell, ab dem 1. Juli 2018. "Wir müssen für die 2. Liga planen. Hätten wir gestern gewonnen, wäre noch eine kleine Chance da gewesen. Aber ich bin realistisch", hatte Veh bei seiner Vorstellung klar gemacht.

Gekommen um zu bleiben als Motto

Leistungsträger werden gehen. Viel Geld wird der Klub damit nicht einnehmen können, denn Hector, Horn und Co. haben Ausstiegsklauseln, können im Abstiegsfall für wahrscheinlich weit unter Marktwert liegende Ablösen gehen. Veh wird also nicht viel Spielraum haben, um für den Neuanfang in der 2. Liga einen üppigen Kader zusammenzukaufen. Gerade deswegen sind die heutigen No Names die potenziellen Leistungsträger der kommenden Saison. Dass der Klub das so angehen will, hat er mit dem Spiel in München, wenn auch notgedrungen, gezeigt.

Das Motto für die No Names von München und deren Vorgänger und künftigen Führungsspieler wie Klünter und Özcan könnte ab sofort "Gekommen, um zu bleiben" lauten. Das Motto des 1. FC Köln mit diesen jungen Spielern als Perspektiv-Personal in der kommenden Spielzeit wird genau das Gegenteil davon sein, denn die Domstädter kommen ganz sicher nicht ins Unterhaus, um zu bleiben. Bei allem Trübsal rund um den FC: Der Klub hat Zeit, um mit klugen Überlegungen und neu gefundenem Zusammenhalt die Mission Wiederaufstieg anzugehen. Sie hat bereits begonnen.

DW Kommentarbild David Vorholt
David Vorholt Redakteur, Reporter und Autor in der DW-Sportredaktion