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Eine Frage der Sprache

Galim Fashutdinow26. Februar 2009

Zwei Jahrzehnte sind vergangen, seitdem in Tadschikistan Tadschikisch als Staatssprache eingeführt wurde. Das Gesetz traf damals bei der nicht-tadschikischen Bevölkerung auf wenig Gegenliebe. Wie ist die Lage heute?

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Von den 7 Millionen Bürgern sind 68,4 Prozent Tadschiken

Seit fünf Jahren versammeln sich am 21. Februar, anlässlich des Internationalen Tags der Muttersprache, Vertreter der nicht-tadschikischen Volksgruppen in der Hauptstadt des Landes, um Probleme beim Erlernen der tadschikischen Sprache zu erörtern. Organisiert werden die Treffen von der Allianz der nationalen Minderheiten Tadschikistans, in der sechs ethnische Minderheiten zusammengeschlossen sind.

Befürchtungen inzwischen zerstreut

Der Vorsitzende der Allianz, Wiktor Kim, erklärte, die kleinen Minderheiten des Landes stünden der tadschikischen Sprache nicht mehr gleichgültig gegenüber. "Immer mehr Menschen wollen Tadschikisch sprechen und schreiben lernen", sagte Kim. Dies sei aber nicht immer so gewesen, erläuterte er: "1989, als das Gesetz über die Staatssprache angenommen wurde, waren 40 Prozent der Einwohner des Landes gegen das Gesetz, denn insbesondere die Nicht-Tadschiken befürchteten, wegen der Sprache im Alltag diskriminiert zu werden. Aber genau so emotional ging die Titularnation mit diese Frage um. Man forderte: wenn man in Tadschikistan lebe, müsse man auch die tadschikische Sprache beherrschen." Inzwischen seien sich die Minderheiten aber bewusst, dass man Tadschikisch lernen müsse, wenn man in Tadschikistan leben wolle, so Kim.

Großer Handlungsbedarf an Schulen

Soziologen zufolge beherrscht heute allerdings noch immer nur ein Drittel der Bevölkerung Tadschikistans die Staatssprache. Und obwohl es bereits Lehrbücher für Tadschikisch gibt, die auf Schulen mit Russisch als Unterrichtssprache abzielen, bestehe noch großer Handlungsbedarf. Der Leiterin der Stiftung Panorama, Tatjana Bosrikowa, zufolge gibt es beispielsweise zu wenig Wörterbücher. Sie sagte, Tadschikisch würde vor allem auf der Straße gelernt: "Studien haben gezeigt, dass nicht Tadschikisch-Unterricht in Schulen, sondern vielmehr der Umgang mit Freunden und Nachbarn das Lernen der Sprache fördert. Mehr als zwei Drittel der Befragten gaben an, dass gerade dieser Faktor das Erlernen der tadschikischen Sprache begünstige, während nur ein Drittel der Befragten den Unterricht in den Schulen angab."

"Staat soll seiner Verantwortung nachkommen"

Die Ergebnisse der Soziologen bestätigt auch der Vorsitzende der Allianz der nationalen Minderheiten Tadschikistans. Kim meint, es sei an der Zeit, professionelle Methoden zu erarbeiten, um Tadschikisch als Sprache unterrichten zu können. Mehr noch, auch für Erwachsene müssten Tadschikisch-Sprachkurse organisiert werden. "Die Vertreter der nicht-tadschikischen Bevölkerung verhalten sich ruhig und sehen die Notwendigkeit, Tadschikisch zu lernen. Sie suchen nach Möglichkeiten, wie man die Sprache lernen kann", so Kim. Ihm zufolge sollte sich der Staat für alle Menschen verantwortlich zeigen, egal welcher ethnischer Gruppe sie angehören.