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Türkische Offiziere fürchten um ihr Leben

21. Juli 2016

Mitten im Chaos des Putschversuches waren acht türkische Militärs nach Griechenland geflüchtet. Ein Gericht verurteilte sie wegen illegaler Einreise. Doch die größte Angst haben die Offiziere vor einer Auslieferung.

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Geflohene türkischen Soldaten vor einem griechischen Gericht (Foto: picture-alliance/AA)
Bild: picture-alliance/AA/A. Mehmet

"Sie glauben, dass sie in der Türkei so oder so ihr Leben verlieren würden", erläuterte die Anwältin Vasiliki Ilia Marinaki die Befürchtungen ihrer Mandanten. Sie vertrat vier der geflüchteten türkischen Offiziere vor dem griechischen Gericht. "Egal ob die Todesstrafe eingeführt wird oder nicht, glauben sie, dass sie am Ende getötet werden", präzisierte Marinaki nach der Verhandlung.

Warten auf Asyl

Vorläufig entschied ein griechisches Gericht über die Einreise der acht Militärangehörigen. Sie seien "illegal eingereist", hieß es in der Urteilsverkündung. Die Richter verurteilten die türkischen Soldaten zu jeweils zwei Monaten Gefängnis auf Bewährung. Nach dem gescheiterten Putsch in der Türkei waren die Offiziere mit einem Militärhubschrauber in Alexandroupolis nahe der türkischen Grenze gelandet und hatten politisches Asyl beantragt.

Die Soldaten bestreiten jegliche Beteiligung an dem gescheiterten Putsch. Während der dramatischen Ereignisse am vergangenen Wochenende seien sie über die "wahllose" Verhaftung von türkischen Militärangehörigen informiert worden, sagte einer der Angeklagten vor dem Gericht in Alexandroupolis. Sie hätten mit ihrem Hubschrauber gerade einen Gefangenentransport ausgeführt, als auf sie geschossen worden sei. Angesichts der Lebensgefahr, der sie ausgesetzt waren, hätten sich die Militärs zur Flucht entschieden und dabei an Bulgarien, Rumänien und Griechenland gedacht. "Schließlich haben wir Griechenland ausgewählt", sagte der Angeklagte.

Türkisches Helikopter landet in Alexandoupolis (Foto: picture-alliance/dpa)
Mit dem Helikopter retteten sich die türkischen Militärs nach GriechenlandBild: picture-alliance/dpa/D. Alexoudis

Tod den "Verrätern"?

Die Verurteilung ist nicht mit dem Asylverfahren verbunden, das getrennt verhandelt wird. Die nächste Asylanhörung sei am 27. Juli geplant, sagte eine der Anwältinnen Reportern vor Ort. Bis zur Entscheidung über ihren Asylantrag in Griechenland sollen die Offiziere in Polizeigewahrsam bleiben. Die Türkei hatte ihre Auslieferung verlangt, um die Offiziere vor ein Militärgericht zu stellen. Sie seien Verräter" und "terroristische Elemente", hieß es aus Ankara.

Nach Informationen der türkischen Nachrichtenagentur ANA sagte der griechische Regierungschef Alexis Tsipras dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in einem Telefonat, über die Asylanträge werde schnell und gemäß internationalem Recht entschieden. Nach dem Putschversuch hatte die türkische Regierung die Wiedereinführung der Todesstrafe ins Gespräch gebracht. Diese könnte den Flüchtigen bei einer Auslieferung womöglich bevorstehen.

Flucht auf griechische Inseln?

Unterdessen erhöhte Griechenland seine Grenzkontrollen in der Ostägäis. Athen reagierte damit auf Gerüchte, zahlreiche flüchtige Putschisten könnten versuchen, auf eine der griechischen Inseln zu gelangen. Die Kontrollen würden vor allem für die Inselgruppe der Dodekanes gelten - speziell für die Insel Symi, die etwa sieben Kilometer von der türkischen Küste entfernt liegt -, sagte ein Offizier der Küstenwache der Deutschen Presse-Agentur. Türkische Medien hatten zuvor berichtet, zwei Schlauchboote mit mutmaßlichen Aufständischen an Bord seien auf dem Weg nach Symi.

Aus Kreisen des griechischen Generalstabes hieß es, die griechischen Hoheitsgewässer seien nicht verletzt worden. Der Offizier der Küstenwache erklärte: "Von den Putschisten, die angeblich von der Türkei auf dem Weg nach Symi sein sollten, fehlt bislang jede Spur."

nin/SC (dpa, afp, ape)