Türkei wirft Griechenland Schiffsbeschuss vor
3. Juli 2017Die Türkei hat mutmaßliche Schüsse der griechischen Küstenwache auf ein türkisches Frachtschiff vor der Insel Rhodos scharf kritisiert. Man verurteile das "maßlose" Verhalten der griechischen Küstenwache aufs Schärfste, hieß es in einer Erklärung des türkischen Außenministeriums. Es gebe keine Erklärung für den Beschuss eines Schiffes, das Fracht geladen habe und demnach unbewaffnet gewesen sei. Man hoffe, dass sich ein solcher Vorgang nicht wiederhole, hieß es. "Unser einziger Trost ist, dass es nicht zu Toten oder Verletzten gekommen ist."
Die "M/V ACT" war nach Angaben des Kapitäns am Montag von der griechischen Küstenwache beschossen worden. Sami Kalkavan sagte dem Sender CNN Turk, die Küstenwache habe ihn aufgefordert, sein Schiff zur Überprüfung in den Hafen von Rhodos zu fahren. Er habe sich aber geweigert. Daraufhin habe die Küstenwache gedroht, das Feuer zu eröffnen, wenn er nicht anhalte, was dann auch geschehen sei. Die Besatzung habe eine "sehr gefährliche" Situation erlebt. Es gebe 16 Einschusslöcher. Verletzt wurde der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge niemand.
Die griechische Küstenwache erklärte hingegen, sie habe Warnschüsse abgegeben. Es habe einem anonymen Hinweis gegeben, das Schiff transportiere Drogen. Darum sollte es überprüft werden. Kapitän Kalkavan sagte nicht, weshalb er eine Kontrolle ablehnte. Er war nach dem Zwischenfall zurück in türkische Gewässer gefahren.
Die "M/V ACT" war nach Angaben des Kapitäns auf dem Weg vom südtürkischen Iskenderum nach Izmit im Nordwesten der Türkei. Türkische Medien berichteten, die türkische Küstenwache habe zwei Boote an den Ort des Zwischenfalls entsandt.
Viele griechische Ägäis-Inseln liegen direkt vor der türkischen Küste. Die NATO-Partner werfen sich immer wieder Verletzungen ihrer Hoheitsgebiete vor. Spannungen sind nicht ungewöhnlich angesichts seit langem schwelender Streitigkeiten über Gebietsansprüche. Zudem ist Ankara verärgert darüber, dass Athen türkische Soldaten nicht ausliefern will, die 2016 nach dem gescheiterten Militärputsch nach Griechenland geflohen waren.
Der Vorfall fällt mitten in eine neue Verhandlungsrunde über die Wiedervereinigung der geteilten Insel Zypern. Athen und Ankara wirken zusammen mit der früheren Kolonialmacht Großbritannien als Garantiemächte bei den Gesprächen in der Schweiz.
stu/rb (afp, dpa, rtr)